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"Schlächter der Indios" vor Gericht

19. März 2013

Drei Jahrzehnte nach seinem Putsch in Guatemala muss sich Ex-General Rios Montt jetzt vor Gericht verantworten. Dem 86-Jährigen werden Völkermord im eigenen Land und Verbrechen gegen die Menschlichkeit zur Last gelegt.

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Jose Efrain Rios Montt bei einer Anhörung vor Gericht im Januar 2013 (Foto: JOHAN ORDONEZ/AFP/Getty Images)
Bild: Getty Images

Nach Ansicht des vorermittelnden Gerichts liegen ausreichend stichhaltige Beweise und Aussagen vor, die ein Gerichtsverfahren rechtfertigen und damit eine Aufarbeitung des dunkelsten Kapitels des 36-jährigen Bürgerkrieges in Guatemala (1960-1996) ermöglichen. Bei dem blutigen Konflikt zwischen vier linken Guerillaorganisationen und der guatemaltekischen Regierung kamen nach Angaben der Vereinten Nationen rund 200.000 Menschen ums Leben oder verschwanden spurlos.

Massaker an Ureinwohnern

Durch einen Militärputsch kam Rios Montt im März 1982 an die Macht. Seine Amtszeit dauerte nur 15 Monate, doch bis August 1983 war der  86-Jährige für eine Schreckensherrschaft verantwortlich, die selbst im brutalen guatemaltekischen Bürgerkrieg ihresgleichen suchte.

Einem UN-Bericht zufolge machten die Schergen des als "Schlächter der Indios" bezeichneten Ex-Diktators 448 Dörfer dem Erdboden gleich. Konkret wird Rios Montt die Verantwortung für ein Massaker an 1.770 Ureinwohnern der Maya-Gruppe der Ixil in der verarmten Provinz Quiche im Norden des Landes angelastet.

Das Militärregime in Guatemala hatte verhindern wollen, dass sich die Bauern mit der linken Guerilla verbündeten. Eine internationale Wahrheitskommission, die sich seit Ende des Bürgerkriegs mit der Aufklärung der Verbrechen befasst, sieht hinter den Massakern an den Maya-Indianern jedoch nicht nur politisches Kalkül, sondern auch Rassismus.

Auch als Pastor und Prediger aktiv

Rios Montt ist eine der schillerndsten Figuren der politischen Landschaft Guatemalas. Einst als Präsidentschaftskandidat eines Mitte-Links-Bündnisses gescheitert, kämpfte er später mit Rückendeckung der USA gegen kommunistische Guerilla-Einheiten. Weil er die Maya beschuldigte, die Guerilla-Verbände zu unterstützen, mussten Tausende Indigene ihr Leben lassen.

Auch als Pastor und Prediger für eine evangelikale Sekte war Rios Montt aktiv. Einer in Guatemala verbreiteten Legende nach heißt es, er sei im März 1982 während einer Bibelstunde von Soldaten aufgefordert worden, sich an die Spitze der Militärjunta zu stellen. Seine Schreckensherrschaft wurde durch rivalisierende Militärs an der Staatsspitze abgelöst.

Sein Status als Abgeordneter schützte Rios Montt lange vor strafrechtlicher Verfolgung. Erst seit rund einem Jahr genießt er keine parlamentarische Immunität mehr und steht derzeit unter Hausarrest.   

re/rb (dpa, afp, ap, KAN)