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Schlag gegen Kindesmissbrauch

16. Juli 2014

Erfolg im Kampf gegen sexuellen Missbrauch an Kindern: Die britische Polizei hat über 600 mutmaßliche Pädophile festgenommen. Mehr als 400 Kinder konnten in Sicherheit gebracht werden.

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Ein Kind, das das Gesicht zwischen den Armen begräbt (Foto: DPA)
Bild: picture-alliance/dpa

Die britische Polizei hat in den vergangenen sechs Monaten Jagd auf pädophile Straftäter im Netz gemacht und 660 Verdächtige festgenommen. Mehr als 400 Kinder in England, Schottland, Wales und Nordirland seien in Sicherheit gebracht worden, teilte die staatliche Ermittlungsbehörde National Crime Agency (NCA) mit. Ermittelt wurde gezielt gegen Menschen, die Kinderpornografie oder anstößige Bilder mit Kindern heruntergeladen hatten. Ein Teil der Verdächtigen hatte beruflich mit Kindern zu tun, darunter waren Ärzte, Lehrer, Sozialarbeiter, Pfadfinderleiter und ehemalige Polizeibeamte.

Jimmy Savile (Foto: Getty)
Sein Fall schockierte Großbritannien: Der ehemalige BBC-Moderator Jimmy Savile missbrauchte hunderte KinderBild: Getty Images

Zahlreiche Festgenommene in Untersuchungshaft

"Einige der Leute, die sich sittenwidrige Bilder im Netz anschauen, gehen direkt dazu über, Kinder zu missbrauchen", sagte Phil Gormley, Vize-Chef der NCA. Ziel der Aktion sei daher nicht nur, Straftäter zu fassen, sondern auch, potenzielle Täter abzuschrecken. Der Fokus der Ermittlungen habe auf Großbritannien gelegen, sagte ein Sprecher der Behörde. Informationen über Verbindungen ins Ausland könne er derzeit nicht geben. "Wir arbeiten aber immer mit Ermittlern im Ausland zusammen", betonte er, denn natürlich führen Spuren immer auch in andere Länder.

In den meisten Fällen gibt es noch keine Anklage, weil die Ermittlungen laufen. Die Vorwürfe reichen vom Besitz anstößiger Bilder von Kindern bis hin zu schwerer sexueller Gewalt. Zahlreiche Festgenommene sind in Untersuchungshaft. 39 Verdächtige waren bereits als sexuelle Straftäter aktenkundig. Es seien keine ehemaligen oder aktuellen Parlamentarier betroffen, betonten die Ermittler. Vor rund zwei Wochen waren in Großbritannien Vorwürfe laut geworden, das Innenministerium habe Kindesmissbrauch durch Abgeordnete in den vergangenen Jahrzehnten im großen Stil vertuscht.

Internet kein "sicherer Raum" für Pädophile

Über die Ermittlungsmethoden wollte die Behörde keine detaillierten Angaben machen. 833 Gebäude und mehr als 9000 Computer, Handys und Festplatten wurden durchsucht. "Wir wollen Straftätern zeigen, dass das Internet kein sicherer, anonymer Raum ist um sich anstößige Bilder anzuschauen. Dass sie einen digitalen Fußabdruck hinterlassen, und dass die Behörden sie finden werden", sagte Gormley. In London soll diese Woche ein Gesetz im Eilverfahren verabschiedet werden, wonach Internet- und Telefondaten ein Jahr lang gespeichert werden.

In den letzten Jahren war aufgedeckt worden, dass einige der beliebtesten Fernsehstars des Landes Kinder sexuell missbraucht hatten. Anfang Juli wurde der australische Entertainer Rolf Harris wegen sexuellem Missbrauch an Kindern zu knapp sechs Jahren Gefängnis verurteilt. 2012 wurde bekannt, dass der inzwischen verstorbene BBC-Moderator Jimmy Savile jahrzehntelang hunderte Kinder sexuell missbraucht hatte.

cr/uh (dpa, rtr)