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Schiedsrichter in Gefahr

Nick Amies / (hg)21. November 2002

Als ob die drohende Insolvenz vieler Vereine nicht schon schlimm genug wäre: Jetzt hat der Weltfußballverband (FIFA) auch noch sprunghafte Spieler und ihre Manager als Gefahren für den Sport ausgemacht.

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"Raus!" Gegen Flegel greift Collina durchBild: AP

Der Trainer Sir Alex Ferguson von Manchester United ist sprachlos, Fabio Capello vom AS Rom denkt darüber nach, Italien ihretwegen zu verlassen: Für Trainer und Spieler sind die Schiedsrichter schon lange wie ein Fluch. Ihnen geben sie gewöhnlich die Schuld an schlechten Resultaten, die die Mannschaft dann auszubaden hätte. Viel ernster aber ist, dass die Schiedsrichter auch zunehmend die Prügelknaben für ein Problem werden, das sich langsam und heimlich ins Spiel geschlichen hat – gewalttätiges und respektloses Benehmen.

Der Deutsche Fußballbund (DFB) macht nun den Versuch, solchen Verhaltensweisen auf den Grund zu gehen – seien es unklare Regeln, cholerische Spieler auf dem Feld oder gestikulierende Trainer an den Seitenlinien. In einer Konferenz will der Verband darüber diskutieren, mit welchen Mitteln mangelnde Disziplin am besten zu bekämpfen ist.

"Wutmanagement" könnte helfen

DFB-Präsident Gerhard Meyer-Vorfelder wird am Montag (25.11.) mit Volker Roth von der Deutschen Schiedsrichter Vereinigung zusammen treffen. Die beiden wollen über Möglichkeiten diskutieren, psychologische Schulungen in das normale Spielertraining aufzunehmen, um die Probleme auf und abseits des Spielfelds in den Griff zu bekommen. Die Einführung solcher präventiver Mittel könnte zum Beispiel von Experten begleitet werden, die nach einem gewalttätigen Ausfall Spieler und Trainer beraten.

Bundesliga Hanover 96 gegen Borussia Dortmund
Bild: AP

Beide Seiten hoffen, dass eine Entscheidung darüber auch von angesehenen Persönlichkeiten wie Franz Beckenbauer, Rudi Völler und Matthias Sammer gefördert wird. Vielleicht, so die Hoffnung, breiten sich solche Methoden dann über ganz Europa aus. Deutschland wäre ein guter Ausgangspunkt. Während des Spiels von Werder Bremen gegen Kaiserslautern am vergangenen Wochenende wurden eine rote und sechs gelbe Karten verteilt – und Kaiserslauterns Trainer Eric Gerets wegen unflätiger Ausdrücke gegen die Schiedsrichter auf die Tribüne verbannt.

Ursachenforschung

Manche sehen einen direkten Zusammenhang zwischen dem Verhalten der Spieler und ihren aufgeblähten Gehältern. "Wenn das monatliche Salär Rock 'n Roll-artige Ausmaße erreicht", meint Rogan Taylor vom Fußballforschungsinstitut der Universität Liverpool, "dann dürfen wir uns nicht über Rock 'n Roll-typisches Verhalten wundern." Trainer in der englischen Premier League seien schon früher dafür kritisiert worden, dass sie ihre Spieler trotz offensichtlichem Fehlverhalten verteidigt haben. "Das bringt nur weiteres aggressives Verhalten hervor", fügt der Forscher hinzu.

Was auch immer die Gründe sind, die Gewalt nimmt zu und schädigt das Image des Sports. Bereits im Januar dieses Jahres dachte man in der Vereinigung der britischen Profi-Fußballer darüber nach, über Klubs und Spieler Bußgelder zu verhängen. Zum Beispiel wenn sie mit dem Vortäuschen eines Fouls dem Gegner schaden. Während der Weltmeisterschaft 2002 hielt sich zum Beispiel der brasilianische Star Rivaldo theatralisch das Gesicht und fiel zu Boden, nachdem ihn ein Ball in den Magen getroffen hatte. Das Ziel der Konferenz ist, genau dies einzudämmen. Die Beteiligten sollen endlich wieder das tun, was sie am besten können: den Ball treten, nicht die Anderen.