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Andere Firmen auszuspionieren, ist heute so einfach wie noch nie. Dadurch entstehen hohe Schäden. Oft geben Regierungen den Auftrag dazu – und manchmal sogar die, von denen man es nicht erwartet.
Auf über 50 Milliarden Euro schätzt der Branchenverband der digitalen Wirtschaft den jährlichen Schaden durch Wirtschaftsspionage. Genau 1074 Unternehmen wurden für eine Studie befragt. Etwa die Hälfte teilte mit, dass sie schon einmal Opfer von Spionage oder Datendiebstahl waren. Weitere 28 Prozent vermuten, dass sie ausspioniert wurden.
Die deutsche Wirtschaft bietet viele lohnende Ziele für Spionage. Deutsche Produkte stehen oft für technischen Fortschritt und gute Qualität. Das Ausspähen und Nachmachen von Technik ist für die Unternehmen oft schneller und billiger, als sie selbst zu entwickeln. Die Firmen interessieren sich aber auch für Marketingstrategien der Konkurrenz. Kennt man die konkurrierenden Angebote, hat man beispielsweise bei internationalen Ausschreibungen einen großen Vorteil.
Das Bundesamt für Verfassungsschutz warnte noch 2014 vor der Gefahr: „Wirtschaftsspionage ist eine ernstzunehmende und dennoch in der Praxis oft unterschätzte Gefahr in unserer globalisierten, vernetzten Welt“, schrieb der Verfassungsschutz in einem Bericht. Er warnte besonders vor den Nachrichtendiensten anderer Staaten. Er nennt russische und chinesische Nachrichtendienste, die im Regierungsauftrag Wirtschaftsspionage betreiben sollen.
Doch der Verfassungsschutz machte ebenso deutlich, dass auch westliche Staaten ihre Konkurrenten durch die Nachrichtendienste ausspähen lassen. Dass das sogar mit Hilfe des eigenen Geheimdienstes geschehen kann, zeigen die Enthüllungen über den deutschen Bundesnachrichtendienst (BND). Im April 2015 wurde bekannt: Die US-amerikanische National Security Agency (NSA) hat Daten des BND genutzt, um europäische Unternehmen auszuspionieren.
Glossar
Spionage (f., nur Singular) – der Versuch, an geheime Informationen eines Unternehmens oder eines anderen Staates zu kommen
jemanden aus|spionieren – versuchen, heimlich an Informationen über jemanden zu kommen
etwas schätzen – hier: etwas vermuten; eine ungefähre Zahl sagen
Branchenverband, -verbände (m.) – ein Zusammenschluss von Unternehmen, die gemeinsame Interessen haben
für etwas stehen – typisch für etwas sein; das Symbol für etwas sein
jemanden aus|spähen – hier: jemanden → ausspionieren
etwas nach|machen – etwas genauso machen, wie es ein anderer schon zuvor gemacht
Marketingstrategie, -n (f.) – der Plan, wie man ein Produkt am besten bekannt macht
Konkurrenz (f., hier nur Singular) – hier: alle Firmen, die etwas Ähnliches anbieten wie man selbst (Adjektiv: konkurrierend)
Ausschreibung, -en (f.) – hier: das Verfahren, bei dem ein Auftrag öffentlich bekannt gemacht wird, damit sich Unternehmen darauf bewerben können
Verfassungsschutz (m., nur Singular) – die deutsche Behörde, die Informationen über gefährliche Gruppen oder Personen in Deutschland zum Schutz des Staates sammelt
ernstzunehmend – so, dass etwas ein Problem darstellt
etwas unterschätzen – etwas nicht so wichtig finden, wie es ist
globalisiert – hier: weltweit miteinander verbunden
vernetzt – mit vielen Menschen verbunden
Nachrichtendienst, -e (m.) – eine Organisation, die z. B. Informationen zum Schutz des Staates sammelt (z. B. BND, NSA, → der Verfassungsschutz)
etwas betreiben – etwas ausüben; etwas machen, für etwas verantwortlich sein
Enthüllung, -en (f.) – hier: die Tatsache, dass etwas Negatives, das bisher nicht bekannt war, öffentlich bekannt gemacht wird
Fragen zum Text
1. Was ist ein Ergebnis der Studie des Branchenverbandes der digitalen Wirtschaft?
a) Ungefähr 50 Prozent der Befragten wurde schon einmal ausspioniert.
b) Etwa die Hälfte der Befragten ist noch nie mit Spionage in Kontakt gekommen.
c) Etwa 28 Prozent der Befragten haben schon einmal selbst spioniert.
2. Welche Informationen, die bei Spionage gestohlen werden, werden im Text nicht genannt?
a) Pläne, wie die Unternehmen Werbung machen
b) Techniken und Vorgehensweisen der Unternehmen
c) Ausschreibungen, bei denen sich andere Unternehmen bewerben
3. Was steht im Text?
a) Der BND hat mit russischen und chinesischen Nachrichtendiensten zusammengearbeitet.
b) Die NSA hat den BND ausspioniert.
c) Der BND hat Daten an die NSA weitergegeben.
4. Viele Unternehmen sind beunruhigt über die vielen Warnungen … Wirtschaftsspionage.
a) vor
b) über
c) für
5. Viele Unternehmen interessieren sich … die Vorgehensweise der Konkurrenz.
a) für
b) über
c) an
Arbeitsauftrag
Was wisst ihr über die Tätigkeiten der Nachrichtendienste in eurem Land? Wo sollten die Grenzen der erlaubten Aktionen von Nachrichtendiensten liegen?