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Magnus Carlsen gewinnt Stichkampf und bleibt Weltmeister

Holger Hank
30. November 2016

Schach-Weltmeister Magnus Carlsen hat es im Stichkampf noch einmal spannend gemacht – in einem dramatischen Duell besiegte er Sergej Karjakin. Zum Abschluss gelang ihm ein seltenes Kunststück.

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Magnus Carlsen in Siegerpose (Foto: Getty Images/AFP/E. M. Alvarez)
Bild: Getty Images/AFP/E. M. Alvarez

Das Beste hatte sich Magnus Carlsen für den letzten Zug aufgehoben. Im 56. Zug der abschließenden Schnellpartie opferte er seine Dame und setzte seinen Gegner matt. Es war der krönende Abschluss einer Weltmeisterschaft, die spannender verlief als es die Schachexperten erwartet hatten. Dem norwegischen Weltmeister, der als einer besten Schachspieler aller Zeiten gilt, war es zuvor überraschenderweise in zwölf Partien nicht gelungen, seinen russischen Herausforderer Sergej Karjakin zu bezwingen. "Es war für mich die bisher schwierigste Weltmeisterschaft", sagte Carlsen, "Karjakin hat sehr gut gespielt". Die Entscheidung fiel erst am Mittwoch (30.11.2016) im Stichkampf, in dem vier Schnellpartien gespielt worden.  Hier hatte der Champion am Ende mit 3:1 die Nase vorne.

Carlsen zeigt Nerven

Der Weltmeister war sehr selbstbewusst in diese 25-Minuten-Partien gegangen. "Schnellschach zu spielen, macht mir einfach Spaß", so Carlsen. Nach einem Unentschieden in der ersten Runde, überspielte der Norweger in der zweiten Runde seinen Gegner und erreichte eine Stellung, die von den Experten als komplett gewonnen eingeschätzt wurde. Dennoch schaffte es Sergej Karjakin einmal mehr, seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen und sich in ein Remis zu retten. Doch der Weltmeister erholte sich schnell von diesem Rückschlag und griff in der nächsten Partie mit Schwarz gleich wieder an. Diesmal klappte es: Mit aggressiven Zügen drängte Carlsen Karjakin, der in allen Schnellpartien zu viel Zeit verbrauchte, in die Defensive und gewann überzeugend. In der Schlussrunde konnte Karjakin dann nicht mehr mit den schwarzen Steinen kontern und verlor auch diese Partie.

Sergey Karjakin und Magnus Carlsen am Schachbrett (Foto: picture alliance/dpa/J. Lane)
Am Ende reichte es nicht für Karjakin....Bild: picture alliance/dpa/J. Lane

"Ich habe den Wechsel vom klassischen Schach zum Schnellschach nicht so gut hinbekommen", kommentierte Sergej Karjakin seine Niederlage im Stichkampf. Doch insgesamt hat der sympathische Russe in New York viele Fans gewonnen. Mit seiner kaltblütigen Verteidigungskunst ließ er Runde für Runde den stark favorisieren Carlsen immer mehr verzweifeln. In der achten Partie gelang es ihm dann sogar, den Weltmeister zu besiegen. "Danach hatte ich sehr dunkle Gedanken", gab Carlsen nach dem Match zu. Allerdings war Karjakins Spielweise insgesamt zu defensiv, um auf Dauer gegen den druckvollen Carlsen zu bestehen, auch wenn der sich nicht immer in Topform präsentierte.

Schach als Internet-Sport

Der spannende Verlauf der WM in New York hat weltweit eine überraschend große Resonanz hervorgerufen. Nicht nur eingefleischte Schachfans verfolgten in den vergangenen drei Wochen die Partien zwischen den beiden 26-jährigen Schachstars. Die Internetübertragungen, bei denen Experten das Geschehen auch für Laien gut verständlich erläuterten, erzielten hohe Abrufzahlen. "90 Prozent der Onlinenutzer haben die WM auf Smartphones verfolgt", wusste WM-Organisator Ilya Merenzon zu berichten. Für den Schachsport bietet diese Entwicklung eine große Chance: Vielleicht interessieren sich mit dem Erfolg im Internet auch endlich mehr Sponsoren und Werbepartner für den altehrwürdigen Denksport. Die Schachfans freuen sich auf jeden Fall schon jetzt auf eine WM-Neuauflage in 2018, wenn Magnus Carlsen seinen Titel wieder verteidigen muss.

Die Zusammenfassung des Stichkampfs im Live-Ticker: