Eine Traumfigur dank strenger Diät und viel Sport? In Brasilien entscheiden sich immer mehr Menschen für einen anderen Weg, ihr Aussehen zu verbessern. Doch der ist nicht ohne Risiko.
Wer von einem Waschbrettbauch und einer schlanken Taille träumt, muss sich gesund ernähren und stundenlang im Fitnessstudio schwitzen. Oder etwa nicht? In Brasilien entscheiden sich die Menschen immer öfter gegen den Sport und für die Schönheitsoperation. Wie eine im Jahr 2014 veröffentlichte Studie der Internationalen Gesellschaft für Ästhetische und Plastische Chirurgie zeigt, steht das größte Land Südamerikas mit 1,49 Millionen Eingriffen pro Jahr zum ersten Mal auf Platz eins im weltweiten Vergleich. Die häufigsten Schönheits-OPs sind dabei Brustvergrößerungen und Fettabsaugungen.
John de Moraes Prado Neto, Präsident der Brasilianischen Gesellschaft für Plastische Chirurgie, erklärt diesen Trend mit dem allgemein gestiegenen Wohlstand der brasilianischen Bevölkerung. Außerdem sorgen der zunehmende Wettbewerb der Kliniken, Sonderangebote und Ratenzahlungen dafür, dass sich auch weniger reiche Bürger die Eingriffe leisten können. Die Psychologin Andrea Tochio begründet die steigende Zahl an Schönheits-OPs mit der allgemeinen Ansicht der Brasilianer, dass „jeder einzelne […] für sein Äußeres selbst verantwortlich“ ist. Schönheit würde mit gesellschaftlicher Akzeptanz und einem höheren Gehalt verbunden – auch mit der Hoffnung, sich als gutaussehender Mensch stärker zu fühlen und Probleme besser lösen zu können.
Chirurg Prado Neto warnt allerdings vor den Risiken der Operationen. Die Entscheidung, sich unters Messer zu legen, sollte gut überlegt sein und nur dann getroffen werden, wenn man sich über alle möglichen Folgen informiert hat. „Die plastische Chirurgie kann […] Vorteile bringen“, sagt Prado Neto, „Medien und Gesellschaft müssen jedoch zusammenarbeiten, um Grenzen und Konsequenzen des unerbittlichen Strebens nach dem perfekten Körper aufzuzeigen.“
Glossar
dank (mit Genitiv oder Dativ) – wegen; aufgrund von
streng – hier: sehr genau; ohne Ausnahme
Waschbrettbauch, -bäuche (m) – schöne, trainierte Bauchmuskeln
Taille, -n (f) – beim Menschen die engere Stelle des Körpers zwischen Brust und Hüfte
Fitnessstudio, -s (n) – ein Ort, wo man an Geräten Sport machen kann
Schönheitsoperation, -en, kurz: Schönheits-OP, -s (f) – eine Operation zur Verbesserung des Aussehens
Plastische Chirurgie (f, nur Singular) – der medizinische Fachbereich, in dem Schönheits-OPs gemacht werden (Person: der/die plastische Chirurg/-in)
Studie, -n (f) – die wissenschaftliche Untersuchung
Eingriff, -e (m) – die Operation
Fettabsaugung, -en (f) – eine Operation, um Körperfett wegzunehmen/zu entfernen
Wohlstand (m, nur Singular) – die Tatsache, dass jemand genug Geld hat, um gut zu leben
Wettbewerb, -e (m) – der Kampf mehrerer um eine bestimmte Sache (oder hier: Kunden)
Sonderangebot, -e (n) – ein besonders günstiges/billiges Angebot
Ratenzahlung, -en (f) – das regelmäßige Bezahlen einer Summe in mehreren Teilmengen
Akzeptanz (f, nur Singular) – die Tatsache, dass man mit etwas/jemandem einverstanden ist
sich unters Messer legen – sich operieren lassen
unerbittlich – hart; ohne Rücksicht
Streben (n, nur Singular) – die Tatsache, dass man daran arbeitet, ein Ziel zu erreichen
etwas aufzeigen – etwas deutlich machen; auf etwas hinweisen
Fragen
1. Welche Aussage ist richtig?
a) In Brasilien werden pro Jahr mehr Schönheits-OPs gemacht als in jedem anderen Land.
b) 1,49 Millionen Brasilianerinnen haben sich 2014 ihre Brust vergrößern lassen.
c) In Brasilien ist ein Eingriff wie die Fettabsaugung gesellschaftlich nicht akzeptiert.
2. Was stimmt nicht? Immer mehr Brasilianer entscheiden sich für eine OP, …
a) weil viele mehr Geld haben und die Eingriffe gleichzeitig billiger geworden sind.
b) weil sie glauben, dass ein schöner Mensch im Leben erfolgreicher ist.
c) weil die Gesellschaft für Plastische Chirurgie besser über mögliche Risiken informiert.
3. Der Schönheitschirurg Prado Neto findet, dass Medien und Gesellschaft …
a) mehr betonen sollen, welche Vorteile Schönheits-OPs haben.
b) deutlich machen müssen, dass man das eigene Aussehen nicht zu wichtig nehmen sollte.
c) nicht vergessen dürfen, wie wichtig es ist, hart am perfekten Körper zu arbeiten.
4. Wer sich unters Messer legt, sollte gut … sein.
a) überlegt
b) informiert
c) aufgezeigt
5. Die Konsequenzen eines Eingriffs müssen den Menschen vorher …
a) überlegt haben
b) informiert sein
c) aufgezeigt werden
Arbeitsauftrag
Bildet zwei Gruppen und diskutiert darüber, was für eine Schönheitsoperation (Gruppe A) und was dagegen spricht (Gruppe B). Präsentiert danach eure Ergebnisse im Kurs. Würdet ihr euch freiwillig unters Messer legen?