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SC Hakoah inspiriert Juden in Österreich

Felix Tamsut
26. Januar 2017

Einst von den Nazis zerschlagen, ist ein jüdischer Sportverein in Wien wieder zu neuem Leben erwacht. Die Wiedergeburt von Hakoah hilft dabei, Juden in Österreich ein neues Zugehörigkeitsgefühl zu geben.

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Bild: DW/F. Tamsut

Das Leben der jüdischen Gemeinde Österreichs änderte sich im März 1938 unerbittlich. Der Grund: Die Annexion des Landes durch Nazi-Deutschland. Ein Regime des Schreckens war im Begriff sich zu entfalten - und ein berühmter Sportverein fiel ihm zum Opfer.

Hakoah (Hebräisch für Kraft) genoss einen fast mythologischen Status im Land. Der Verein wurde 1909 gegründet, um den Zionismus zu fördern. Die Fußballmannschaft bestand ausschließlich aus jüdischen Spielern. Unter ihnen österreichische, ungarische und französische Nationalspieler. Der Angriffsstil des Teams war unverwechselbar und weckte die Aufmerksamkeit von Fans sowohl aus der Region als auch dem Ausland. Der Klub etablierte sich schnell in der ersten Liga und holte 1924/25 in einem dramatischen Saisonfinale den österreichischen Titel.

Auferstanden aus der Asche

Als die Nazis an die Macht kamen, wurde der Verein jedoch zerschlagen und seine Vermögenswerte verstaatlicht. Hakoahs Spieler hatten nun nur noch ein Ziel: Den Holocaust zu überleben.

Österreich Hakoah Zentrum, Wien, Bela Guttmann in a Hakoah shirt
Der ehemalige Hakoah-Spieler Bela Guttmann gewann als Trainer von Benfica den Europapokal.Bild: DW/F. Tamsut

Einige Spieler und Mitarbeiter überlebten, doch jegliche Versuche, den Verein zu seinem früheren Ruhm zurückzuführen, scheiterten. Erst im Jahr 2008 eröffnete das Sportzentrum Hakoah wieder seine Tore. Möglich wurde dies durch die Unterstützung der örtlichen jüdischen Gemeinde und des Rathauses. Hakoah-Präsident Paul Haber hielt bei der Eröffnungsfeier eine leidenschaftliche Rede und verkündete: "Das Nazi-Regime ist weg, aber Hakoah lebt weiter!"

Schrumpfende Gemeinde

“Für viele war Hakoah eine Inspiration. Vereine auf der ganzen Welt tragen noch immer diesen Namen - von Sydney bis Israel, “ sagte Haber der DW. „Hakoah wollte urspünglich zeigen, dass Juden genau so gut im Sport sind, wie alle anderen. Doch jetzt sind wir sogar noch besser.“

Die Marke Hakoah steht vor der Herausforderung, ihr Vermächtnis zu bewahren. Denn die regionale jüdische Gemeinde ist extrem geschrumpft. 1934 gab es 176.000 Juden - heute sind es nur noch 9000.

Österreich Dr. Paul Haber, President of the Hakoah Wien sports club
Hakoha-Präsident Dr. Paul Haber Bild: SC Hakoah Wien

Ein Besuch im wiedereröffneten Hakoah Sport-Zentrum, würde anderes vermuten lassen. Es ist ein Mehrzweck-Komplex mit einer hochmodernen Turnhalle, einem Volleyballfeld und einem olympischen Schwimmbad. Und das Wichtigste: Überall sind die jüdischen Verbindungen des Klubs zu spüren. Der Verein weigert sich, am Yom Kippur zu spielen, dem heiligsten Feiertag im jüdischen Kalender - überall ist der David-Stern zu sehen.

Laut Vereinschef Haber haben viele Juden ihre jüdischen Wurzeln durch Hakoah wiederentdeckt, wodurch das Gemeinschaftsgefühl unter den Wiener Juden gestärkt wurde. Auch Haber selbst sagt, er fühle sich nun "jüdischer", seit er Hakoah-Präsident ist.

Neue Herausforderungen

A medal from a Jewish sports tournament from 1933
Die lange Geschichte des Klubs zeigt diese Medaille aus dem Jahre 1933Bild: DW/F. Tamsut

Der Aufstieg der rechten FPÖ-Partei von Norbert Hofer zu einer ernsthaften Kraft in der örtlichen Politik in Österreich durch die Wahl im Jahr 2016 hatte eine tiefgreifende Wirkung auf Hakoah. "Es war das erste Mal, dass die jüdische Gemeinde Empfehlungen darüber abgegeben hat, wen man wählen sollte", sagt Haber der DW. "Normalerweise sagen wir niemandem, wen wir wählen. Aber dieses Mal ist es anders."

Hakoah-Direktor Ronald Gelbard glaubt, dass die Kraft des Sports die Antwort sein kann: „Einige Mitglieder des Klubs sind sich der Tatsache nicht bewusst, dass sie jüdisch sind, bis sie sich uns angeschlossen haben. Erst dann realisieren sie, dass wir normale Menschen sind."

Obwohl die Fußballmannschaft des Vereins aufgrund der hohen Kosten nicht mehr existiert, scheinen die Tradition und die Zugehörigkeit der jüdischen Gemeinde Wiens auf einer soliden Basis zu stehen. Für Paul Haber ist die Lehre von Hakoahs Tod und eventueller Wiederauferstehung klar: der Diskriminierung entgegenwirken - und zwar von Anfang an.