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Salt Lake City - Russlands Pleite

Christoph Wanner26. Februar 2002

Noch nie hat Russland so wenig Medaillen gewonnen wie bei diesen olympischen Winterspielen. DW-Korrespondent Christoph Wanner über die tief verletzte russische Seele.

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Platz vier - eine Schande denken viele Russen. Parlament, Fernsehkommentatoren, Filmregisseure, alle schreien geschlossen auf - da ist Schiebung im Spiel. "Betrug", "amerikanische Verschwörung", "wie im kalten Krieg" - Originalton russisches Staatsfernsehen. Olympia bringt die Ex-Supersportnation in Rage wie schon lange nichts mehr. Für ihre Misserfolge und die Dopingskandale machen die Russen vor allem die Schiedsrichter und das olympische Komitee verantwortlich.

Sportarenen wurden zu Flohmärkten

Lautes Geschrei soll wohl von den eigenen Versäumnissen ablenken. Das Riesenreich macht seit dem Ende der Sowjetunion kaum mehr Geld für seine Sportler locker. Trainingsanlagen und Stadien sind häufig verrottet. Die Arenen, in denen früher Gold und Silber nach Plan produziert wurden, dienen heute oftmals als Flohmärkte und Ramschläden. Das sind die eigentlichen Gründe für das russische Olympiadebakel.

Wladimir Putin erkennt den Ernst der Lage. Ein Notprogramm zur Rettung des Sports muss her, entscheidet der russische Präsident spontan. Vollmundig kündigt er 1000 neue Stadien an. Dieses Versprechen zaubert aber nur ein bitteres Lächeln auf die Gesichter vieler Russen. Sie wissen genau: Ist die Wut auf diese Olympia-Pleite erst einmal verraucht, interessieren die Sportanlagen auch keinen mehr - bis zum nächsten olympischen Medaillenspiegel.