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Demonstrierte Einigkeit

Christina Bergmann26. August 2008

Unterlegen bei den Vorwahlen, aber sie soll ihren großen Auftritt beim Nominierungsparteitag der Demokraten erhalten: die Senatorin aus New York. Dafür soll sie ihre Anhänger hinter Barack Obama versammeln.

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Hillary Clinton beim Nominierungsparteitag in Denver (ap)
Ihr großer Auftritt beim Nominierungsparteitag in Denver: Hillary ClintonBild: Rocky Mountain News, Ken Papaleo

Auf dem Parteitag der US-Demokraten, der am Montag (25.8.) in Denver eröffnet wurde, soll Barack Obama offiziell zum Präsidentschaftskandidaten der Partei gekürt werden. Um das Weiße Haus zu erobern, müssen die Demokraten geeint auftreten, und das heißt vor allem, auch die enttäuschten Fans von Hillary Clinton in Obamas Boot zu holen.

Um ihnen das zu erleichtern, soll der Senatorin aus New York und ehemaligen First Lady eine prominente Rolle auf dem Parteitag zugewiesen werden – sie steht sogar als Kandidatin auf der Bewerberliste. Natürlich wird sie, so sieht es die Parteitagsregie vor, ihre Anhänger auffordern, für Obama zu stimmen.

18 Millionen Stimmen konnte Hillary Clinton bei den Vorwahlen insgesamt für sich gewinnen – mehr als nur ein Achtungserfolg für die Senatorin aus New York. Dennoch musste sie sich am Ende ihrem Konkurrenten Barack Obama geschlagen geben. Hillary Clinton brauchte lange, um die Niederlage im Juni mit den Worten einzugestehen: "Nachdem ich meinen Wahlkampf jetzt aussetze, gratuliere ich Barack Obama zu seinem Sieg und dem außergewöhnlichen Rennen, das er geliefert hat. Und ich unterstütze ihn mit aller Kraft."

Tiefe Wunden - Enttäuschte Anhängerinnen

Hillary Clinton beendet im National Building Museum in Washington ihren Wahlkampf, anwesend auch ihre Familie
Clinton beendet offiziell ihren Wahlkampf in WashingtonBild: AP

Sie bemühte sich, überzeugend aufzutreten, doch die Gräben zwischen den beiden Lagern waren tief. Dazu hatte unter anderem Clintons Kampf um die Delegiertenstimmen in den Bundesstaaten Florida und Michigan beigetragen. Die dort abgegeben Stimmen sollten zunächst nicht gezählt werden, um die Parteiorganisationen dieser beiden Bundesstaaten zu bestrafen – sie hatten den Termin für ihre Vorwahlen ("primaries") entgegen den parteiinternen Regeln vorgezogen.

Die Clinton-Anhängerinnen forderten lautstark, dass ihre Stimmen gezählt werden. Eine von ihnen, Theaterdirektorin aus St. Louis im Bundesstaat Missouri, meinte: "Wie haben eine hervorragende Kandidatin, die 35 Jahre für das Allgemeinwohl gearbeitet hat. Sie wurde vor allem von den Medien schlecht behandelt. Es war viel Sexismus im Spiel."

Aktive Unterstützung

Um Hillary Clinton bei ihrem Kampf um Stimmen und Nominierung zu unterstützen, gründeten die Frauen Gruppen wie "18 Million voices" oder das politische Aktionskomitee "Women Count". Sie organisierten Demonstrationen und schalteten Anzeigen in den großen Tageszeitungen, in denen sie sich für ihre Kandidatin einsetzten. Hillary Clinton dankte es ihnen. Als sie in Washington ihren Wahlkampf für beendet erklärte, appellierte sie aber auch an ihre Fans, "genauso hart für Barack Obama zu arbeiten wie für sie".

Clinton schüttelt Hände von Anhängerinnen
Enttäuschte AnhängerinnenBild: AP

Doch in den Beifall mischten sich Buhrufe. Ganz so sang und klanglos wollten die Hillary-Fans nicht aufgeben. Die Wahlkampfteams beider Seiten verhandelten hinter geschlossen Türen. Das Ergebnis: Der Name Clinton ist vom Parteitag in Denver nicht wegzudenken. Hillary Clinton wird am Dienstag abend (26.8.) einen der prominenten Redeplätze zur Hauptsendezeit der amerikanischen Fernsehsender bekommen. Ihr Mann, der ehemalige Präsident Bill Clinton, der Barack Obama im Wahlkampf immer wieder angegriffen hatte, wird am Mittwoch sprechen. Auch Michelle Obama, Baracks Ehefrau, wies in ihrer Rede am Montag abend auf die Erfolge Clintons hin.

Demokratische Partei: Einheit in der Vielfalt

Trotz dieser Bonbons ist die Stimmung unter den Clinton-Delegierten in Denver durchwachsen. Viele Clinton-Delegierte hatten gehofft, dass Obama die ehemalige First Lady zumindest als seine Vizepräsidentin vorschlagen würde. Der entschied sich dann aber für Senator Joseph Biden. Viele Delegierte denken aber wie Cindy Kerner aus Florida: "Wir verstehen alle, dass wir einen Demokraten ins Weiße Haus schicken müssen, damit es dem Land in den nächsten Generationen wieder gut geht."

Clinton und Obama
Clinton: Unterstütze Obama, umschwenken geht aber nicht so schnell.Bild: AP

Hillary Clinton selbst wies in der letzten Woche die Vorwürfe zurück, sie habe in den letzten Wochen nicht genug für Barack Obama getan. Das Umschwenken gehe nicht so schnell. Denn ihre Erfahrung nach vielen miterlebten Wahlen sei, dass die Menschen ihre Meinung änderten: "Wir reden so viel über Wechselwähler, weil die Wähler ihre Meinung eben wechseln."

Jackson Janes, Leiter des Instituts für zeitgenössische deutsche Studien in Washington, erwartet, dass Hillary Clinton nach dem Parteitag aktiver für Barack Obama Wahlkampf macht. Dass Clintons Anhänger noch einmal für sie stimmen können, hält er für richtig. Es sei eine "sehr einmalige Situation" gewesen, dass erstmals eine Frau auf der Kandidatenliste der demokratischen Präsidentschaftsbewerber gestanden habe.

In den nationalen Umfragen liegen Barack Obama und John McCain zurzeit Kopf an Kopf. Nach einer CNN-Umfrage wollen knapp 30 Prozent der Clinton-Anhänger Obamas Konkurrenten John McCain wählen. Diese Angst äußern auch einige der Clinton-Delegierten. Gregory Craig, außenpolitischen Berater von Barack Obama, sagte jedoch auf dem Parteitag, die Vorstellung von einer zerrissenen Partei sei eine Erfindung der Presse. Die Partei werde "geeint Denver verlassen."