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Salafisten wollen Koran-Verteilung fortsetzen

14. April 2012

Radikal-islamische Salafisten wollen in zahlreichen deutschen Städten die Verteilung von Koran-Exemplaren fortsetzen. Verfassungsschützer sehen in der Aktion eine Propagandamaßnahme der Salafisten.

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Koran-Ausgaben und weitere religiöse Schriften. (Foto: dpa)
Bild: dapd

Radikalislamische Salafisten wollen auch an diesem Samstag und Sonntag bundesweit kostenlos Koran-Exemplare verteilen. Die Organisatoren haben angekündigt, Infostände in mehr als 30 Städten zu errichten. Hinter der Aktion steht laut Verfassungsschutz das Netzwerk "Die wahre Religion", das sich um den radikalen Prediger Ibrahim Abou Nagie aus Köln gebildet hat. Angeblich will er insgesamt 25 Millionen deutschsprachige Koran-Ausgaben in Deutschland, Österreich und der Schweiz verschenken.

Propaganda-Aktion von Salafisten

Die Aktion "Lies!" steht in der Kritik, weil extremistische Umtriebe befürchtet werden. Der Salafisten-Gruppe gehe es um Propaganda und die Rekrutierung von Anhängern, sagte die Vorsitzende des Berliner Verfassungsschutzes, Claudia Schmid, der Berliner Tageszeitung "B.Z.". "Ziel dieser Kampagne ist, Interessierte in Kontakt mit der salafistischen Szene zu bringen und sie im Sinne ihrer politisch-extremistischen Ideologie zu beeinflussen."

Ein Mann hält ein Buch mit der Aufschrift "Koran" in den Händen (Foto: Arno Burgi)
25 Millionen deutschsprachige Koran-Ausgaben sollen verteilt werden.Bild: picture-alliance/ZB

CSU-Innenexperte Hans-Peter Uhl bezeichnete Salafisten in der "Bild"-Zeitung als "gefährliche Extremisten und Verfassungsfeinde". Mit der Koran-Aktion versuche die islamistische Bewegung, Nachwuchs zu gewinnen. Uhl forderte den Verfassungsschutz auf, die rund 4000 Anhänger des Salafismus in Deutschland intensiv zu beobachten und die Öffentlichkeit über die wahren Ziele der Bewegung aufzuklären.

Stadt Ludwigshafen hat Aktion verboten

CDU-Innenexperte Wolfgang Bosbach verlangte, das Thema ganz oben auf die Tagesordnung der Islamkonferenz am kommenden Donnerstag zu setzen. "Ich wünsche mir einen Zusammenschluss aller demokratischen Kräfte gegen Radikale", sagte er der "Passauer Neuen Presse". "Die Koran-Aktion und die Drohungen gegen Journalisten müssen von der Islamkonferenz scharf verurteilt werden. Das Signal des Islamgipfels an die radikalen Islamisten muss lauten: Ihr habt in unserem Land keine Chance!" Bosbach appellierte an die örtlichen Behörden, im Einzelfall die Möglichkeiten für ein Verbot der Infostände der Islamisten zu prüfen. Dies sei zum Beispiel dann möglich, wenn ein Verstoß gegen die öffentliche Sicherheit und Ordnung vorliege. Die Stadt Ludwigshafen hat die Verteilung bereits verboten - mit dem Argument, dass der Antrag für den Infostand nicht fristgerecht eingereicht worden sei.

Islamrat hält Kritik für übertrieben

Der Vorsitzende des Islamrates in Deutschland, Ali Kizilkaya, hält die Gratis-Aktion hingegen für prinzipiell unproblematisch. "Es ist grundsätzlich erlaubt, religiöse Schriften und damit auch den Koran zu verteilen", sagte der Sprecher des Koordinierungsrates der Muslime der "Frankfurter Rundschau". Die Debatte sei "etwas panisch". Zur Panik gebe es aber keinen Grund: "Die große Mehrheit der Muslime in Deutschland - und das sind über vier Millionen - sind friedliche Bürger, die ihren Glauben friedlich praktizieren."

Porträt von Ali Kizilkaya, Vorsitzender des Islamrates in Deutschland (Foto: dpa)
Der Vorsitzende des Islamrates, Ali Kizilkaya, hält Kritik für überzogenBild: picture-alliance/ ZB

Salafisten sind Anhänger einer fundamentalistischen Strömung des Islam. Sie streben nach Erkenntnissen der Sicherheitsbehörden einen islamischen Gottesstaat an, der mit der westlichen Demokratie unvereinbar ist. Die Attentäter vom 11. September 2001 in den USA und die islamistische "Sauerland-Gruppe" waren Salafisten.

as/se (dpa, afp, epd)