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Rüsselsheim bleibt Autostadt

4. März 2005

Die Würfel sind gefallen: Das Opel-Werk in Rüsselsheim bleibt nach Zugeständnissen der Belegschaft erhalten - und sogar Saab-Modelle werden zukünftig in Deutschland zusammengeschraubt.

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Die bange Zeit scheint vorbeiBild: AP

Das Opelwerk in Rüsselsheim hat sich im konzerninternen Wettbewerb bei General Motors um den Zuschlag für den Bau der Mittelklasse gegen das Saabwerk im schwedischen Trollhättan durchgesetzt. Die Konzernmutter General Motors gab am Freitag (4.3.2005) bekannt, ausgewählte Opel- und Saab-Modelle, die auf einer gemeinsamen Architektur basierten, würden ab 2008 im Werk Rüsselsheim produziert.

"Überzeugende Studien"

"Beide Werke haben überzeugende Studien präsentiert, aber am Ende hatte Rüsselsheim bei dieser Produktionsvergabe leichte Vorteile," sagte Fritz Henderson, Europachef von General Motors. Die Entscheidung, Opel- und Saab-Modelle in Rüsselsheim zu bauen, basierte laut GM auf einer umfassenden Analyse zahlreicher Faktoren wie zum Beispiel Kapazitätserfordernisse, Investment, Arbeitskosten, Effizienz des Werkes, Flexibilität, Arbeitszeitmodelle und Logistik und Währungsfragen. Die Studie habe gezeigt, dass das Werk Rüsselsheim für diese Produktentscheidung das beste Geschäftsmodell biete, zumal es nun seine Produktivität substanziell verbessern kann. "Am Ende war das Geschäftsmodell für Rüsselsheim über die Laufzeit rund 200 Millionen Euro kosteneffektiver als das von Trollhättan," sagte Henderson.

Am Vortag hatten sich Opel-Geschäftsleitung und Betriebsrat auf einen Zukunftsvertrag verständigt, um die Wettbewerbsfähigkeit der westdeutschen Standorte zu verbessern. Das Weihnachtsgeld soll gekürzt werden und künftige Tariferhöhungen zum Teil auf die übertariflichen Bestandteile der heutigen Gehälter angerechnet werden.

Kompensation für Schweden

Als Ersatz für die an Opel verlorene Fertigung neuer Mittelklasse-Modelle erhält der schwedische Autohersteller Saab von GM den Zuschlag für einen europäischen Cadillac sowie hohe Investitionszusagen. Bis zum Jahr 2010 sollen außerdem "ausgewählte Saab-Modelle" weiter am Stammsitz Trollhättan bei Göteborg gebaut werden.

Wie der europäische GM-Chef Fritz Henderson weiter mitteilte, stehe das US-Unternehmen "weiter hinter Saab mit einer konkurrenzfähigen Produktion" in Schweden. Der Bestand der seit 1990 bis auf zwei Jahre stets von Verlusten belasteten Tochter mit 5500 Beschäftigten galt zuletzt als akut gefährdet. Das für knapp 200.000 Wagen pro Jahr ausgelegte Werk Trollhättan war in 2004 nur zu Hälfte ausgelastet.

Cadillac in Rüsselsheim

Zusätzlich zum neuen Cadillac BLS mit einer erwarteten Stückzahl von 8000 bis 10.000 pro Jahr wird in Schweden weiter das große Saab-Modell 9-5 gebaut. Der neue 9-3 mit weit höheren Stückzahlen soll dagegen von 2006 an zusammen mit dem Opel Vectra in Rüsselsheim gefertigt werden. Für Trollhättan plane man ein "neues Cross-Over-Modell der Premiumklasse" zur Vervollständigung des GM-Programmes, kündigte Henderson an.

Wie die Opel-Belegschaft in Deutschland hatte auch die Mitarbeiter von Saab weitgehende Zugeständnisse beim Einkommen und der Arbeitszeit an die GM-Leitung gemacht, um eine Schließung zu verhindern. Schwedens Regierung erklärte sich außerdem zu Milliarden-Investitionen in die regionale Infrastruktur bereit. (sams)