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Moskau und Kairo gehen aufeinander zu

12. August 2014

Der Besuch des ägyptischen Präsidenten al-Sisi in Sotschi zeigt erste Früchte: Russland liefert mehr Weizen an den Nil, Ägypten schickt dafür mehr Agrarprodukte. Ein weiteres Topthema: Russische Waffen und Rüstungsgüter.

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Russischer Präsident Wladimir Putin und ägyptischer Präsident Abdel Fattah al-Sisi mit Sonnenbrillen vor Panzerkanonenmündungen (Foto: Reuters)
Bild: Reuters

Der russische Präsident Wladimir Putin und sein ägyptischer Kollege Abdel Fattah al-Sisi sind gerade dabei, sich neu zu orientieren. Russland hat als Antwort auf die westlichen Sanktionen wegen seiner Ukraine-Politik ein Einfuhrverbot für westliche Lebensmittel verhängt und sucht nach Ersatzquellen. Und Ägypten schaut sich nach dem vorläufigen Einfrieren der üppigen US-Militärhilfe infolge des Putsches anderweitig nach möglichen Waffenlieferanten um. Die beiden Präsidenten erzielten jetzt in Teilbereichen Fortschritte.

Putin gab nach einem Treffen mit al-Sisi in der russischen Schwarzmeerstadt Sotschi bekannt, dass Russland seine Weizenlieferungen nach Ägypten in diesem Jahr auf bis zu 5,5 Millionen Tonnen aufstocken werde. Im abgelaufenen Handelsjahr 2013/14 hatte Russland 3,6 Millionen Tonnen Weizen in das nordafrikanische Land exportiert. Im Gegenzug werde Ägypten bis zu 30 Prozent mehr landwirtschaftliche Erzeugnisse wie Tomaten und Kartoffeln nach Russland ausführen.

Interesse an Freihandelszone?

Putin vermeldete zudem einen Erfolg bei seinen Bemühungen um den Ausbau der Zollunion, die sein Land mit Weißrussland und Kasachstan bilden: Man habe mit der ägyptischen Seite die Bildung einer gemeinsamen Freihandelszone diskutiert. Al-Sisi dankte seinem russischen Kollegen, ihn nach der Vereidigung als Präsident als erster Staatsführer außerhalb der arabischen Welt eingeladen zu haben.

"Das gesamte Volk Ägyptens verfolgt genau meinen Besuch und erwartet eine enge Kooperation zwischen unseren Staaten", sagte al-Sisi in Sotschi. Das Fernsehen zeigte die beiden Politiker bei einem Spaziergang durch ein Skigebiet am Schwarzen Meer.

Engere militärische Kooperation

Kurz nach seiner Ankunft und noch vor dem Treffen mit Putin durfte al-Sisi eine Ausstellung mit Rüstungsgütern besichtigen, die für ihn in Sotschi zusammengestellt wurde. Der Staatschef ließ sich auf dem Flughafen neue gepanzerte Fahrzeuge und Raketensysteme vorführen, wie russische Nachrichtenagenturen melden.

Russland und Ägypten hatten sich in jüngerer Zeit spürbar angenähert. So reisten im November die russischen Außen- und Verteidigungsminister nach Kairo, um mit der neuen ägyptischen Führung über Waffenlieferungen zu sprechen. Im Februar trafen innerhalb einer Woche zwei russische Militär-Delegationen in Ägypten ein. Kurz zuvor war der starke Mann Ägyptens, der damalige Feldmarschall al-Sisi, in Moskau vorstellig geworden, um über den Kauf russischer Waffen zu verhandeln. Putin ließ nach der Begegnung umgehend mitteilen, er würde eine Kandidatur von al-Sisi für das Amt des Präsidenten begrüßen.

Waffengeschäfte konkretisieren sich

Nach einem Bericht der russischen Wirtschaftszeitung "Wedomosti" stehen die beiden Länder nun kurz vor dem Abschluss eines Waffengeschäfts im Umfang von 2,2 Milliarden Euro. Der Deal soll demnach von Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten finanziert werden. Dabei geht es um die Lieferung von Kampfflugzeugen des Typs Mig-29 und Kampfhubschraubern. Zudem ist Kairo am Kauf von Boden-Luft-Raketen für seine Luftabwehr interessiert.

Zwischen Ägypten und seinem langjährigen politischen Partner USA kriselt es, seit die Streitkräfte unter dem Kommando Al-Sisis im Juli 2013 den islamistischen Staatspräsidenten Mohammed Mursi abgesetzt hatte und die Sicherheitskräfte danach brutal gegen die islamistische Muslimbruderschaft vorgegangen waren. Die US-Regierung fror daraufhin die Militärhilfe für Kairo teilweise ein.

kle/gri (rtre, afp, dpa, ape)