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Russland schaltet letzten Plutonium-Reaktor ab

15. April 2010

Jahrzehntelang lieferte er die Grundlage für Atomwaffen, nun ist er stillgelegt: Der letzte russische Atomreaktor, der Plutonium herstellen konnte. Die USA und Russland wollen zusätzlich ihre Plutoniumvorräte reduzieren.

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Turbinenraum eines Atomkraftwerks im russischen Tomsk (Foto: dpa)
Eine Turbinenhalle in einem Atomkraftwerk in Tomsk, ähnlich der Anlage, die heute stillgelegt wurdeBild: picture-alliance/dpa

Hinter dem unauffälligen Kürzel ADE-2 verbirgt sich ein Reaktor, der am atomaren Wettrüsten beteiligt war. Denn in der Anlage im sibirischen Schelesnogorsk entstand waffenfähiges Plutonium. Doch dieses Kapitel der russischen Geschichte ist zu Ende. Am Donnerstag (15.04.2010) haben die Techniker den letzten Reaktor für waffenfähiges Plutonium heruntergefahren.

Russlands Präsident Dmitri Medwedew hatte die Abschaltung des Reaktors nach US-Angaben am Rande des Atomgipfels vor zwei Tagen in Washington zugesagt. US-Präsident Barack Obama begrüßte dies als "wichtigen Schritt" auf dem Weg zur nuklearen Sicherheit. Die Entscheidung geht auch auf eine Vereinbarung beider Länder aus dem Jahr 2003 zurück, nach der Russland alle Plutonium-Reaktoren abschalten soll.

Ehemals geheime Anlage mit eigener Stadt

Das Atomkraftwerk stammt aus den Zeiten des Kalten Kriegs. Damals entstand in Sibirien ein geheimer Atomkomplex in Sibirien, 4000 Kilometer östlich von Moskau. ADE-2 ging 1964 unter Sowjetchef Nikita Chruschtschow in Betrieb. Eine ganze Stadt wurde gegründet, Schelesnogorsk. In den 1990er Jahren waren auf dem Komplex bereits zwei Reaktoren abgeschaltet worden, Russland hatte einen großen Vorrat an Plutonium angehäuft. Der verbliebene Reaktor erzeugte zuletzt nur noch Strom und Wärme. Nun soll mit US-Beteiligung ein Heizkraftwerk als Ersatz entstehen.

Außenministerin Hillary Clinton und ihr russishcer Kolleger Sergej Lavrov präsentieren das Abkommen zur Plutonium-Vernichtung (Foto: AP)
Außenministerin Hillary Clinton und ihr russischer Kolleger Sergej Lavrov einigten sich darauf, Plutonium zu vernichtenBild: AP

Vernichtung von Plutonium kostet Russland Milliarden

Der russische Außenminister Sergej Lawrow und seine US-Kollegin Hillary Clinton hatten am Dienstag in Washington einen Vertrag über die Vernichtung von je 34 Tonnen Plutonium ab 2018 unterzeichnet. Der Chef der staatlichen Atomenergie-Holding Rosatom, Sergej Kirijenko, schätzt, dass Russland dafür 2,5 bis 3 Milliarden US-Dollar (ca. 1,5 bis 2,2 Mrd. Euro) aufbringen muss. Die USA wollen sich mit 400 Millionen Dollar an dem russischen Programm beteiligen.

Das zu vernichtende Material reiche für 17.000 Atom-Sprengköpfe aus, sagte Kirijenko. Beide Seiten würden gegenseitig die Vernichtung kontrollieren. Russland und die USA hatten kürzlich in Prag einen umfassenden atomaren Abrüstungsvertrag geschlossen.

Autor: Julian Mertens
Redaktion: Susanne Eickenfonder

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