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DW-Umfrage in Russland

Bernd Johann / Tatyana Senik3. Juli 2013

Trotz aller politischen Konflikte zwischen Moskau und Brüssel: Die Russen schätzen die Beziehungen zur EU. Sogar eine Mitgliedschaft können sich viele vorstellen. Das ist das Ergebnis einer DW-Umfrage.

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Wladimir Putin und Jose-Manuel Barroso (2009)
Wladimir Putin und Jose-Manuel Barroso (2009)Bild: AP

60 Prozent der russischen Bürger sehen in der Europäischen Union einen wichtigen wirtschaftlichen und strategischen Partner für ihr Land. Vor allem junge Leute blicken sehr positiv auf die EU. 72 Prozent der 18- bis 29-Jährigen halten die europäische Staatengemeinschaft für einen wichtigen wirtschaftlichen und strategischen Partner. Aber auch in der älteren Generation der 50- bis 60-Jährigen teilen immerhin 49 Prozent der Befragten diese Meinung.

Dies zeigt der aktuelle DW-Trend für Russland für den Monat Juni. Die Umfrage wurde unmittelbar nach dem EU-Russland-Gipfel in Jekaterinburg durchgeführt. Das Treffen war überschattet von Meinungsverschiedenheiten, insbesondere im Syrienkonflikt. Auch der Umgang der russischen Behörden mit Nichtregierungsorganisationen bietet derzeit Konfliktstoff zwischen Brüssel und Moskau auf politischer Ebene.

Infografik DW-TREND Russland Juni 2013 (Grafik: DW

Auf die persönliche Haltung der Russen zur EU wirken sich diese Spannungen nicht aus. 41 Prozent der Befragten finden, ihr Land solle der EU beitreten. Fast jeder Dritte (30 Prozent) spricht sich für einen solchen Schritt sogar innerhalb der nächsten fünf Jahre aus. Zugleich lehnen 40 Prozent einen Beitritt ihres Landes ab. Im Vergleich zur letzten Umfrage im November 2012 haben sich diese Zahlen praktisch nicht verändert. Damit ist auch ein Negativtrend gestoppt, der sich in den letzten zwei Jahren abzeichnete, als die Zahl der Gegner eines EU-Beitritts von 18 Prozent im Dezember 2010 auf 41 Prozent im November 2012 anstieg.

Infografik DW-TREND Russland Juni 2013 (Grafik: DW

Inzwischen wird das russisch-europäische Verhältnis von den Russen wieder klar positiv beurteilt. Zehn Prozent der Befragten halten das Verhältnis für freundschaftlich und 47 Prozent für partnerschaftlich. Nur jeder Zehnte (11 Prozent) findet, die Beziehungen seien angespannt.

Noch positiver wird das russisch-deutsche Verhältnis gesehen. Trotz ernster politischer Konflikte, die Ende Juni beinahe zu einem Eklat beim Treffen zwischen Angela Merkel und Wladimir Putin in St. Petersburg geführt hätten, halten 44 Prozent der Russen die Beziehungen für partnerschaftlich und 23 Prozent sogar für freundschaftlich. Nur fünf Prozent sprechen von einer angespannten Situation. Im November 2012 hatten noch 18 Prozent das Verhältnis als angespannt oder gar als verfeindet beurteilt. Die von der Bundesregierung offen und wiederholt geäußerte Kritik an der Einschränkung von Meinungsfreiheit und Menschenrechten in Russland hat sich damit offenbar nicht dauerhaft auf die grundsätzlich positive Stimmung der russischen Bevölkerung gegenüber Deutschland und der EU ausgewirkt.

Infografik DW-TREND Russland Juni 2013 (Grafik: DW

Auf die Frage nach den wichtigsten Zielen der EU nennen 51 Prozent der Russen die Förderung wirtschaftlichen Wachstums. 44 Prozent unterstützen dieses Ziel auch persönlich - elf Prozent weniger als im letzten Jahr. 26 Prozent geben an, die territoriale Erweiterung sei ein Hauptziel der EU, während weitere 25 Prozent die Durchsetzung europäischer Interessen in der Welt nennen. Mehrere Antworten waren möglich.

Angestiegen ist allerdings der Anteil derer, die keine dezidierte Meinung dazu haben, welche der genannten Ziele der Europäischen Union sie unterstützen würden. Dieser Anteil ist von 17 Prozent im November 2012 auf jetzt 26 Prozent deutlich gestiegen. Das könnte ein Zeichen dafür sein, dass viele Russen sich nicht sicher sind, für welche Ziele die EU wirklich steht. Vor dem Hintergrund der europäischen Finanzkrise sind offenbar in Russland Zweifel an den Zielen und vielleicht sogar an der Kompetenz der EU entstanden.

Infografik DW-TREND Russland Juni 2013 (Grafik: DW

Die repräsentative Umfrage für den DW-Trend hat das ukrainische Büro des Meinungsforschungsinstituts IFAK im Auftrag der Russischen Redaktion der Deutschen Welle durchgeführt. Dafür wurden telefonisch in Russland 1000 Bürger im Alter zwischen 18 und 65 Jahren in Städten mit mehr als 50.000 Einwohnern befragt.