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"Rumänien und Bulgarien im Fokus der deutschen Wirtschaft"

30. August 2007

Dem Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft zufolge ist der Handel mit Mittel- und Osteuropa im ersten Halbjahr 2007 auf Rekordniveau geklettert. Oliver Wieck, Vorsitzender des Ausschusses, im Interview mit DW-RADIO.

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Bild: DW

DW-RADIO: Herr Wieck, der deutsche Handel mit Mittel- und Osteuropa hat im ersten Halbjahr 2007 mit über 133 Milliarden Euro ein neues Rekordniveau erreicht. Woran liegt das?

Oliver Wieck: Das hat sicherlich damit zu tun, dass die Chancen gerade für die deutschen Unternehmen in Mittel- und Osteuropa von besonderer Bedeutung sind. Das liegt daran, dass der Investitionsbedarf in der Industrie, in der Wirtschaft in diesen Ländern weiterhin hoch ist und deutsche Unternehmen mit ihren Exportgütern gerade in diesem Investitions- und Kapitalgüterbereich prädestiniert sind, um zur Modernisierung und Diversifizierung der Wirtschaft in diesen Ländern beizutragen.

Auch das Handelswachstum mit den neuen EU-Mitgliedsländern Rumänien und Bulgarien ist von großer Dynamik geprägt. Gibt es dafür auch psychologische Ursachen – wie z. B. eine Euphorie durch den EU-Beitritt - oder ist das ein genereller Trend im Handel mit diesen Ländern?

Sicherlich hat der EU-Beitritt das zusätzlich erleichtert, weil viele Regelungen nun auch übernommen oder angewendet wurden, die es auch sonst in der EU gibt, auch wenn es da Übergangsfristen in vielen Bereichen gibt. Ansonsten haben die Unternehmen sicherlich diese Beitritte längst vorausgenommen und sich schon vorher in diesen Märkten positioniert. Daher kann man da nicht von einer Euphorie reden, die Anfang 2007 angefangen hat, sondern das ist ein Prozess, der schon seit längerer Zeit anhält. Wir stellen schon seit mehreren Jahren fest, dass gerade der Fokus auf die Länder Rumänien und Bulgarien in den letzten Jahren sehr groß war.

In Bulgarien ist Deutschland als Investor auf den fünften Platz gerutscht. Ist das ein Zeichen für ein ungünstig gewordenes Investitionsklima? Manche Investoren sagen, dass es in Bulgarien nicht mehr genug ausreichend qualifizierte Arbeitskräfte gebe.

Das würde ich so nicht in Verbindung setzen. Ich glaube, die deutschen Unternehmen waren immer schon und sind auch in Zukunft sehr interessiert an guten Projekten in Bulgarien. Es gab auch eine ganze Reihe von Beteiligungen in verschiedenen Bereichen. Nicht alle Vorstellungen der deutschen Unternehmen haben sich erfüllt. Aber es gibt eben auch eine ganze Reihe von erfolgreichen Investments, im Bereich Energieverteilung und in vielen anderen Bereichen. Da würde ich jetzt nicht sagen, dass sich da irgendetwas verschlechtert hat, sondern das ist ein fortlaufender Prozess.

Das hohe Wachstumsniveau in Mittel- und Südosteuropa bedeutet auch höhere Löhne, somit auch höhere Lohnkosten für die Investoren. Heißt das, die deutschen Investoren ziehen weiter nach Osten?

Das tun sie schon heute. Sicherlich gibt es die klassischen Industrien wie Textilindustrie und teilweise auch bei den Automobilzulieferern, die sich auf der Wanderung befinden. Aber ich glaube, jedes Land tut gut daran, die Rahmenbedingungen für Investoren so zu verbessern, dass Industrien, Unternehmen auch dauerhaft in den verschiedenen Ländern bleiben. Das was jetzt, gerade auch in den von Ihnen angesprochenen Ländern Rumänien, Bulgarien stattfindet, sind sicherlich eher Investitionen, die aus strategischen Gründen dort stattfinden und die nicht aufgrund der höheren Löhne in den nächsten Jahren sofort wieder verlagert werden.

Marinela Liptcheva-Weiss
DW-RADIO/Bulgarisch, 30.8.2007, Fokus Ost-Südost