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Rohstoffe in der Elfenbeinküste

8. Dezember 2009

Die Elfenbeinküste leidet unter einer Dauerkrise: seit 2002 ist die ehemalige französische Kolonie in Westafrika gespalten - trotz eines Friedensabkommens, das die Wiedervereinigung besiegelt hatte.

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Kakaobohnen (Foto: TransFair)
Kakao ist eines der wichtigsten ExportgüterBild: TransFair

"Elfenbeinküste" - das klingt nach Wohlstand und nach Frieden. Und viele Jahre nach der Unabhängigkeit des Landes war das auch so: die Elfenbeinküste war das Musterländle Westafrikas, reich und demokratisch. Bis zum 19. September 2002. An diesem Tag griffen desertierte Soldaten Kasernen im ganzen Land an. Um ein Haar hätten sie die Wirtschaftsmetropole Abidjan eingenommen. Nur durch das Eingreifen der französischen Armee konnten sie gestoppt werden. Seitdem ist das Land zweigeteilt: die Rebellen kontrollieren den Norden, die Regierungstruppen den Süden.

Friedensabkommen ohne Wirkung

Laurent Gbagbo, Präsident der Elfenbeinküste (Foto: AP)
Anmgst vor Machtverlust - Präsident GbagboBild: AP

Im Jahr 2007 haben die verfeindeten Parteien eigentlich ein Friedensabkommen unterzeichnet. Sie einigten sich darauf, die Rebellen zu entwaffnen, die Einheit des Landes wieder herzustellen und Präsidentschaftswahlen durchzuführen. Aber nichts davon ist wirklich geschehen.

Drei Autorinnen vom Internationalen Konversionszentrum in Bonn (BICC) haben jetzt in einer umfangreichen Studie analysiert, was den Friedensprozess in der Elfenbeinküste blockiert. Zum einen wolle Präsident Gbagbo Wahlen erst dann durchführen, wenn er sicher sei, dass er sie auch gewinne, sagt Lena Guesnet, eine der Autorinnen. Und die Rebellen wollten sich erst entwaffnen lassen, wenn die Wahlen stattgefunden hätten, um notfalls noch eingreifen zu können. Ein Teufelskreis.

Rohstoffe schüren den Konflikt

Diamantenmine (Foto: AP)
Rohstoffe wie Diamanten tragen zu Konflikten beiBild: AP

Was aber auch zum Konflikt in der Elfenbeinküste beitrage und bis heute den Friedensprozess blockiere, seien, so Guesnet, die Rohstoffe. Die Elfenbeinküste ist reich an Rohstoffen, wie Gold, Erdöl, Diamanten und Kakao. Und die Regierung hat offenbar ihre Kriegskosten zum Teil mit Einnahmen vor allem aus Kakaoverkäufen gedeckt. Die Autorinnen der BICC-Studie haben herausgefunden, dass Internationale Unternehmen - über die Kakao-Regulierungsbehören - Gelder an die Regierung der Elfenbeinküste gezahlt hätten, die direkt im Verteidigunghaushalt des Landes gelandet sind.

Kommandeure profitieren vom Schmuggel

Demonstration in der Elfenbeinküste (Foto: AP)
Die Gewalt ist zurückgegangenBild: AP

Aber auch die Rebellen im Norden finanzieren den Konflikt über Rohstoffe. Sie haben eine parallel zum Staat funktionierende Besteuerungsstruktur des Rohstoffhandels aufgebaut. So profitieren die einzelnen Kommandeure der verschiedenen nördlichen Zonen direkt vom Schmuggel mit Kakao, Diamanten und Gold. "Basierend auf dieser Kriegsökonomie halten sie an ihren Posten fest und wirken einer Vereinigung des Landes und einem echten Friedensprozess entschieden entgegen", schlussfolgert Lena Guesnet.

Nach jüngsten Erkenntnissen einer UN Expertengruppe zur Elfenbeinküste werden weiterhin Waffen und Munition vom Nachbarland Burkina Faso in den Norden der Côte d’Ivoire geschmuggelt werden – finanziert mit Geldern aus der illegalen Besteuerung des Rohstoffhandels.

Lena Guesnet vom BICC betont aber trotz allem, dass sich die Situation in der Elfenbeinküste in den vergangenen Jahren zumindest beruhigt habe: "Die Gewalt ist zurückgegangen; das Land ist zur Zeit relativ friedlich. Allein das ist ein Fortschritt."

Autorin: Klaudia Pape

Redaktion: Katrin Ogunsade