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"Roboter und Menschen werden zusammenfinden"

Henrik Böhme z.Zt. Hannover
25. April 2017

In diesem Jahr stehen sogenannte kollaborierende Roboter im Fokus der Hannover Messe. Einer der führenden Hersteller solcher Industrielösungen ist Universal Robots aus Dänemark.

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Werker in einer Fabrik in Kanada arbeiten gemeinsam mit einem Roboter
Bild: Universal Robots

Roboter stehen im Mittelpunkt der Hannover Messe, der größten Industrieschau der Welt. In diesem Jahr haben die Veranstalter vor allem sogenannte kollaborierende Roboter in den Fokus gerückt - also Roboter, die mit dem Menschen zusammenarbeiten. Einer der führenden Hersteller solcher Industrielösungen ist Universal Robots aus Dänemark. Das Unternehmen mit Sitz in Odense entwickelt flexible und kostengünstige Industrieroboter, die von zahlreichen Partner-Unternehmen mit speziellen Endgeräten wie Greifern komplettiert werden. Wie sich eine Firma mit rund 350 Mitarbeitern im hart umkämpften Weltmarkt für Automatisierungstechnik behaupten kann, darüber hat Henrik Böhme in Hannover mit Jürgen von Hollen gesprochen. Der gebürtige Südafrikaner ist seit Herbst 2016 President von Universal Robots. 

DW: Herr von Hollen, Roboter wohin man schaut auf der Hannover Messe. Die Exemplare an ihrem Messestand  stehen frei im Raum herum. Vor drei, vier Jahren mussten sich Roboter alle hinter Zäunen verstecken, sonst hätten sie gar nicht arbeiten dürfen. Wie schnell entwickelt sich das und in welche Richtung geht die Reise?

Jürgen von Hollen: Das Interessante ist, dass der Markt sich gerade sehr dynamisch verhält. Es gibt rasante Veränderungen. Der Markt sucht die letzte Automatisierungsstufe in den verschiedenen Produktionsprozessen. Und das ist für uns eine Chance. Der Markt für Robotik wächst nach wie vor global um zehn bis 15 Prozent. Aber im Bereich der kollaborierenden Roboter, in dieser Nische, da wächst er mit 70 Prozent Jahr über Jahr. Wir erwarten, dass dieses Wachstum die nächsten drei bis fünf Jahre so weiter läuft.

Jürgen von Holle, CEO Universal Robots
Jürgen von Hollen, Präsident von Universal RobotsBild: Universal Robots

Die Messe hat die Zusammenarbeit von Mensch und Roboter, also die kollaborierenden Roboter in den Mittelpunkt gestellt. Das ist doch für ihr Unternehmen, die damit schon länger unterwegs ist, ein Geschenk, oder?

Ja, es passt eigentlich sehr gut. Für uns ist aber ein Thema ganz, ganz wichtig. Wir setzten den Roboter als Werkzeug ein. Das ist für uns das Hauptthema. Wir glauben einfach daran, dass der Mensch Stärken hat und der Roboter eben auch. Kombiniert man diese Stärken, dann ist eins plus eins nicht gleich zwei, sondern drei. Da glauben wir wirklich dran. Der Roboter als Werkzeug - und mit der Zusammenarbeit mit dem Menschen bekommen wir ein ganz neues Arbeitsumfeld.

Wenn man sich umschaut: Allein in dieser Messehalle gibt es etliche Konkurrenten. Was muss man tun, um aufzufallen oder besonders zu sein, um seine Produkte besser als andere zu machen und damit auch zu verkaufen?

Wir haben einen Marktanteil in unserem Segment, der weit über 50 Prozent liegt. Das ist eine Stärke, weil wir als erster im Markt waren, wir haben dem "first mover advantage". Was wir tatsächlich jetzt sehen, dass in 2017 sehr, sehr viele neue Wettbewerber auf den Markt kommen. Für uns ist es wichtig, dass wir ein robustes Produkt haben. Wir werden nicht alles selbst bauen; die Lösung sehen wir nach wie vor als sehr dynamisch. Das heißt, wir haben ganz viele Alternativen, die wir auch aufbauen wollen in unserer Plattform "Universal Robots Plus ". Das heißt, unser Businessmodell ist eines, das wir ein "share business"-Modell nennen. Wir wollen ein Ökosystem aufbauen. Heute haben bereits über 200 Partner reagiert, die aktiv auf die Technologie-Plattform setzen und Lösungen produzieren für die Kunden.

Ist das im Grunde so eine Art Playstore für ihre Roboter, wo Interessenten das Zubehör entwickeln können? Ist die Lösung für die Zukunft open source?

Wir nutzen das für uns. Und das ist etwas Neues in diesem Business-to-business-Geschäft. Wenn man jetzt sieht, wie viel investiert wird weltweit in das Thema 4.0, Automatisierung und Robotik, das ist unwahrscheinlich viel. Und wir als Universal Robots werden uns sehr stark fokussieren auf unsere Technologieplattform. Nochmal: Wir werden nicht probieren, alles selbst zu machen. Im Gegenteil, wir suchen eine Plattform, die sehr offen ist, weil dann haben wir die Chance haben, die gesamte globale Innovation zu nutzen für unser Produkt. Und das ist halt das Besondere an unserem Geschäftsmodell.

Ihre Roboter können ja auch relativ einfache Geschichten machen. Dinge in Kisten packen oder wieder heraus nehmen. Dinge, die bislang ein Arbeiter gemacht hat. Was macht der in der Zukunft?

Aus unserer Sicht aus haben wir eine großartige Möglichkeit. Das ist auch unsere Vision. Wir wollen quasi die Robotik oder die Automatisierung für alle frei zugänglich machen. Das heißt, der Mensch, der in der Produktionslinie steht, der muss dieses Produkt kontrollieren können. Das ist das Ziel. Wir nennen das unsere "DIY", unsere "do it yourself-Strategie", dass jedes Klein- oder Großunternehmen auf demselben Spielfeld spielen kann. Und der Mensch, der ist der "Operator", der muss das ganze Ding verantworten. Er weiß, wie es am besten geht.

Also kein Jobkiller?

Absolut nicht.

Jürgen von Hollen, gebürtiger Südafrikaner, ist seit Herbst 2016 Präsident von Universal Robots. Das Unternehmen hat seinen Sitz in Odense/Dänemark, beschäftigt rund 350 Mitarbeiter. Gegründet wurde es im Jahr 2005 von Esben Ǿstergaard.

 

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Henrik Böhme Wirtschaftsredakteur mit Blick auf Welthandel, Auto- und Finanzbranche@Henrik58