1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

RKI: Mehr Bundesbürger geimpft als gemeldet

7. Oktober 2021

Es ist eine der seltenen Meldungen in Zusammenhang mit Corona mit erfreulichem Inhalt: Laut Robert-Koch-Institut sollen schon bis zu 80 Prozent der Bürger Deutschlands komplett gegen COVID-19 geimpft sein.

https://p.dw.com/p/41Nbg
Da darf auch RKI-Chef Lothar Wieler einmal etwas freundlicher gucken. Neben ihm Gesundheitsminister Jens Spahn
Da darf auch RKI-Chef Lothar Wieler einmal etwas freundlicher gucken. Neben ihm Gesundheitsminister Jens SpahnBild: Emmanuele Contini/NurPhoto/picture alliance

Das Robert-Koch-Institut (RKI) geht von bereits mehr Corona-Geimpften aus, als in der offiziellen Meldestatistik erfasst sind. Es sei anzunehmen, dass unter Erwachsenen bis zu 84 Prozent mindestens einmal und bis zu 80 Prozent vollständig geimpft sind, heißt es in einem aktuellen RKI-Bericht. Die Schätzung beruht auf Bürgerbefragungen und Meldedaten. Nach Meldungen der Impfstellen haben bisher knapp 80 Prozent der Menschen ab 18 Jahren eine erste Spritze bekommen, gut 75 Prozent bereits die zweite. 

"Das gibt Sicherheit für Herbst und Winter"

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn sagte mit Bezug auf die RKI-Angaben, die Impfkampagne sei noch erfolgreicher als gedacht. "Das gibt uns zusätzliche Sicherheit für Herbst und Winter. Wir wollen mit Umsicht und Vorsicht Schritt für Schritt zurück in Freiheit und Normalität."

Die erreichten Impfquoten machten es möglich, draußen auf bestimmte Corona-Regeln zu verzichten - insbesondere das Tragen medizinischer Schutzmasken. In Innenräumen dagegen seien Zutrittsvorgaben für Geimpfte, Genesene und Getestete (3G) - mit der Option für 2G nur für Geimpfte und Genesene - weiterhin wichtig, ebenso das Einhalten von Hygieneregeln mit Abstand und Masken.

Ein Impfbus auf einem Supermarkt-Parkplatz in Hannover.
Ein Impfbus auf einem Supermarkt-Parkplatz in Hannover: Wie lange wird es derlei Angebote noch geben müssen?Bild: Julian Stratenschulte/dpa/picture alliance

Das von Lothar Wieler geleitete RKI erläutert in dem Bericht, es liege nahe, "dass die im Digitalen Impfquoten-Monitoring berichtete Impfquote als Mindest-Impfquote zu verstehen ist und eine Unterschätzung von bis zu fünf Prozentpunkten für den Anteil mindestens einmal Geimpfter beziehungsweise vollständig Geimpfter angenommen werden kann." Fünf Prozentpunkte in der Erwachsenenbevölkerung entsprechen grob überschlagen 3,5 Millionen Menschen.

Die niedrigeren Werte der offiziellen Meldestatistik beruhen auf Daten, welche von den Impfstellen an das digitale Erfassungssystem des RKI erfolgten. Zum Abgleich der Werte lässt das Institut regelmäßig Telefonbefragungen über den Impfstatus der Bürgerinnen und Bürger erstellen - die für den aktuellen Bericht verwendete Befragung fand im Juli und August mit rund 1000 Teilnehmern statt. Unter Berücksichtigung verschiedener Faktoren, welche die Ergebnisse verzerren könnten, errechneten die RKI-Experten die nun veröffentlichte Schätzung zur tatsächlichen Impfquote.

Stiko empfiehlt Booster-Impfungen

Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt eine COVID-19-Auffrischimpfung für Menschen über 70 Jahren. Generell schützten die Vakzine zwar effektiv und anhaltend, in einem höheren Alter falle die Immunantwort nach der Impfung aber insgesamt geringer aus. Auch könnten Infektionen Geimpfter häufiger zu einem schweren Krankheitsverlauf führen, teilte die Stiko mit. Die Auffrischimpfung mit einem mRNA-Impfstoff sollte frühestens ein halbes Jahr nach Abschluss der Grundimmunisierung erfolgen.

Seniorin mit Pflegekraft
Bewohner von Senioreneinrichtungen stehen ganz vorne bei der AufrischungsimpfungBild: Waltraud Grubitzsch/dpa/picture alliance

Eine dritte Booster-Dosis sollten zudem Bewohner von Alten-Pflegeeinrichtungen erhalten. Auch für das Pflegepersonal mit direktem Kontakt zu Pflegenden oder anderen Menschen mit erhöhtem Risiko für schwere Krankheitsverläufe empfiehlt die Stiko eine Booster-Impfung. Das gleiche gelte für das Personal in medizinischen Einrichtungen mit direktem Patientenkontakt.

Wer mit dem Corona-Impfstoff von Johnson & Johnson geimpft wurde, sollte laut Stiko eine zusätzliche mRNA-Impfstoffdosis für einen besseren Schutz erhalten. Dies könne ab vier Wochen nach der Johnson & Johnson-Impfung erfolgen, teilte das Expertengremium mit.
Zur Begründung verwies die Stiko auf sogenannte Impfdurchbrüche: Im Verhältnis zur Zahl der verabreichten Dosen würden in Deutschland die meisten dieser Ansteckungen bei Geimpften mit Johnson & Johnson verzeichnet. 

Moderna will auch in Afrika produzieren

Der Vakzinhersteller Moderna kündigte jetzt an, mRNA-Impfstoffe auch auf dem afrikanischen Kontinent zu produzieren. Man wolle eine Anlage zur Produktion von Arzneimitteln bauen, in der jährlich bis zu 500 Millionen Impfstoffdosen hergestellt, abgefüllt und verpackt werden können, teilte Moderna mit. Der US-Biotechnologiekonzern wolle 500 Millionen Dollar (432 Millionen Euro) in die Anlage investieren. Der Standort sei noch nicht ausgewählt.

Corona-Impfung einer Frau in einem Krankenhaus im südafrikanischen Soweto
Corona-Impfung einer Frau in einem Krankenhaus im südafrikanischen Soweto Bild: Siphiwe Sibeko/REUTERS

Bereits im August hatte das deutsche Unternehmen BioNTech angekündigt, Malaria- und Tuberkulose-Impfstoffe in Afrika herzustellen und dafür den Aufbau nachhaltiger Produktionsmöglichkeiten in Ruanda und Senegal anzustreben. Ende 2022 sollen klinische Studien für die mRNA-Impfstoffe beginnen.

Auch in Südafrika soll nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) mithilfe eines Konsortiums ein Zentrum zur Herstellung von mRNA-Impfstoffen entstehen - innerhalb von neun bis zwölf Monaten. Bislang importieren die Staaten Afrikas den Großteil aller Impfstoffe.

Finnland schränkt Moderna-Impfungen ein

Nach Schweden und Dänemark schränkt nun auch Finnland Impfungen mit dem Corona-Vakzin von Moderna. Für Männer unter 30 Jahren werde die Verabreichung des Impfstoffs ausgesetzt, teilt das Institut für Gesundheit und Soziales mit. Grund seien seltene Nebenwirkungen an Herz und Gefäßen. Es handele sich um eine reine Vorsichtsmaßnahme, das Risiko von Herzmuskel- oder Herzbeutelentzündungen sei sehr gering, hieß es in Helsinki weiter.

Auch Mister Lordi, Frontmann der finnischen Hardrock-Formation Lordi, ließ sich Anfang August den Pieks geben
Auch der Frontmann der finnischen Hardrock-Band Lordi, ließ sich Anfang August den Pieks geben Bild: Lehtikuva/Jouni Porsanger/REUTERS

sti/AR (dpa, rtr)