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Rhein, Wein und Stühle

Wim Abbink12. März 2012

Boppard im Tal der Loreley gilt für alle, die am oder auf dem Rhein unterwegs sind, als klassisches Reiseziel. Ob Kelten, Römer oder Franken, im Laufe der Geschichte fühlten sich alle hier wohl.

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Boppard am Mittelrhein am Abend
Bild: Tourist Information Boppard

Historische Spuren einer 2000-jährigen Stadt finden sich zuhauf: Reste der mittelalterlichen Stadtmauern mit dem Binger Tor oder dem Kastell, das die Römer am Rhein, am "nassen Limes", errichteten und in Anlehnung an das nahe gelegene keltische Dorf Bodobrica nannten. Boppard jetzt: das ist eine kleine Stadt, die hauptsächlich vom Tourismus und Weinbau lebt. Ein freundlicher Ort mit dem Charme alter Gassen und beschaulicher Fachwerkhäuser - und natürlich mit der vielgerühmten Rhein-Romantik, die sich nicht zuletzt an der Promenade zeigt.

Direkt an diesem Rheinufer befindet sich auch eine der größten Sehenswürdigkeiten: das Museum der Stadt Boppard in der Kurfürstlichen Burg aus dem 14. Jahrhundert. Ein Besuch lohnt sich - vor allem wegen der Erzeugnisse eines Mannes: Michael Thonet, ein rheinischer Möbeltischler, der es zu Weltruhm brachte.

Rheinpromenade in Boppard
Rheinpromenade in BoppardBild: Verkehrsamt Boppard

Fürstliche Entdeckung

Michael Thonet, der 1796 in Boppard geboren wurde, entwickelte sein Gewerbe zur Kunst. Er besaß nämlich die Fähigkeit, Holz in einem chemisch-mechanischen Verfahren zu biegen. Natürlich machten die Küfer das schon immer. Aber Michael Thonet perfektionierte diese Fertigkeit. Dabei heraus kamen wunderschöne Stühle mit gebogenen Formen, die er in zahlreichen Ländern patentieren ließ.

Dennoch dauerte es eine Zeit, bis Michael Thonet "entdeckt" wurde - von keinem geringeren übrigens als Fürst Metternich. Der überredete den Tischler, mit nach Wien zu kommen. Dort hatte Thonet tatsächlich Erfolg. Zunächst mit der Herstellung von Parkettböden und Sesseln für Palais Liechtenstein. Der richtige Durchbruch kam aber erst mit dem Auftrag, ein Kaffeehaus einzurichten.

Feindliche Brüder

Die Bugholzmöbel Thonets wurden zur Standardeinrichtung aller Wiener Cafés - und sind es bis heute geblieben. Im Museum in Boppard sind sie alle zu sehen: darunter der Bopparder Stuhl, von dem es weltweit nur noch 40 Exemplare gibt - und natürlich der berühmte Stuhl Nr. 14, der Prototyp der Wiener Kaffeehausstühle, der noch immer unter dem Namen Thonet hergestellt wird: in Wien und in Frankenberg an der Eder.

Thonet
Stuhl Nr. 14, der Wiener Kaffeehaus-Stuhl, von Michael ThonetBild: dpa

Natürlich ist das Museum nicht die einzige Sehenswürdigkeit in Boppard. Es gibt das Humperdinck-Schlösschen, eine Erinnerung an den Komponisten Engelbert Humperdinck, der einige Jahre in Boppard lebte, die spätromanische St. Severuskirche am Marktplatz oder die Burgen Sterrenberg und Liebenstein, im Volksmund die "feindlichen Brüder" genannt.

Erwähnenswert ist vor allem auch die Umgebung: etwa die große Rheinschleife mit dem Bopparder Hamm, das größte zusammenhängende Weinbaugebiet am Mittelrhein, oder die Wälder und Hügel des Hunsrücks. Die können erklommen werden, aber es gibt auch einen Sessellift und vor allem: die Hunsrück-Bahn - eine der schönsten und steilsten Normal-Eisenbahnstrecken Deutschlands.

Boppard
Blick vom Gedeonseck auf Boppard und RheinschleifeBild: Verkehrsamt Boppard