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Reporter ohne Grenzen: "Die Affäre Gongadze ist wie ein Krebsgeschwür für die Ukraine"

Generalsekretär Robert Ménard im Interview mit DW-RADIO/Ukrainisch

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Jene politischen Entscheidungsträger in der Ukraine, die glaubten, dass die meisten Zweifel und Unklarheiten in der Affäre Gongadze ausgeräumt seien, irrten sich. "Die Affäre ist wie ein Krebsgeschwür für die Ukraine." Das Land werde sich nicht von ihr befreien können, solange der Fall des 2000 ermordeten Journalisten Georgi Gongadze nicht vollständig aufgeklärt sei. Das sagte Robert Ménard, Generalsekretär von Reporter ohne Grenzen in Paris, in einem Interview mit DW-RADIO/Ukrainisch.

Unmittelbar bevor Ménard in Kiew in die Gongadze-Akten Einsicht erhalten sollte, machte er deutlich, dass die Ermittlungen noch lange nicht als abgeschlossen gelten könnten. Man müsse insbesondere diejenigen aus dem Innenministerium befragen, die Gongadze vor seinem Verschwinden gefolgt seien. "Alles das wurde bisher noch nicht gemacht. Es muss nun endlich getan werden. In den kommenden Wochen wird sich zeigen, ob es einen echten Willen gibt, die Dinge auch konsequent bis zum Ende durchzuführen", so Ménard weiter.

Dass der Umgang mit den Medien in der Ukraine Sache des Präsidenten sei und deshalb von ihm maßgeblich mit verantwortet werde, liege auf der Hand. "Die Affäre Gongadze und die Situation der Medien in der Ukraine insgesamt ist kein ausschließlich juristisches, sondern längst ein politisches Problem", sagte Ménard gegenüber dem deutschen Auslandsrundfunk. "Die Bedrohungen gegen Journalisten in der Ukraine dauern an. Es gibt eine regelrechte Zensur, die von der Staatsmacht eingesetzt wird. Auf die Medien vor Ort wird mit allen Mitteln Druck ausgeübt."

12. September 2002
140/02