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Rennpappe auf Safari

Rolf Wenkel10. Mai 2003

Der einstige Trabant-Hersteller Sachsenring im ostdeutschen Zwickau will ein robust und simpel konstruiertes Mehrzweckauto entwerfen. Das Fahrzeug mit dem Spitznamen “Afrika-Trabi“ soll nicht mehr als 3000 Euro kosten.

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Wiedergeburt nicht ausgeschlossenBild: AP

Die Idee – und mehr als das ist es im Moment noch nicht – ist denkbar einfach. Die Sachsenring AG und ihre Tochtergesellschaft, die Sachsenring Fahrzeugbau GmbH, die zu DDR-Zeiten über drei Millionen Autos der Marke Trabant gebaut haben, befinden sich seit zwölf Monaten im Insolvenzverfahren. Dabei haben die Mitarbeiter immer noch einen wertvollen Erfahrungsschatz, was die Produktion von Fahrzeugen einfachster Bauart angeht. Sie mussten schon zu DDR–Zeiten improvisieren, entwickelten Ideen, Technologien und Fertigungstechniken, die teilweise patentiert wurden, nach der Wende aber nie zum Einsatz kamen.

"Simpel und unkaputtbar"

Der Trabbi wird 45
Schon jetzt unverwüstlichBild: AP

Das wird sich vielleicht bald ändern: Die Zwickauer Autobauer überlegen, ein "simples und unkaputtbares" Auto zu konstruieren, eine Mischung aus Lastesel, Traktor und Personenkraftwagen für den Gebrauch in wirtschaftlich schwachen Ländern. Der deutsche Geschäftsmann Peter Mandos, der Geschäftspartner in Südafrika hat, beschreibt das Vorhaben, zu dem er den zündenden Einfall lieferte: "Die Idee ist nicht, dass wir ein neues Fahrzeug bauen, sondern eines konzipieren und beispielsweise in Südafrika bauen lassen wollen."

Das Projekt sei natürlich nicht auf Südafrika begrenzt, sondern könne auch – falls es erfolgreich sein sollte – auf andere Länder ausgedehnt werden, die diese Mobilität brauchen. "Südafrika ist derzeit einer der größten Automobil-Produzenten, allerdings für Fahrzeuge, die typischerweise nicht im Land bleiben", stellt Mandos fest. So werde auch die nationale Infrastruktur nicht entwickelt. Daher ist Mandos überzeugt, dass Südafrika "eine vernünftige Testumgebung" für seine Idee ist. Zunächst will er in einer Machbarkeitsstudie in Zusammenarbeit mit Sachsenring herausfinden, ob sein Konzept aufgeht.

Was nicht da ist, kann auch nicht kaputt gehen

Diese Machbarkeitsstudie wird, wenn sie seriöse und realistische Ergebnisse bringen soll, knapp eine Million Euro kosten. Die Initiatoren sind zur Zeit noch auf der Suche nach Fördergeldern. "Das Auto soll wirklich für den Bürger sein dort unten, für eine Bevölkerungsschicht, die in der Größenordnung zwischen 90 und 400 Euro Einkommen im Monat hat", formuliert Mandos die wichtigste Anforderung an den "Afrika-Trabi". Somit wird die zu erstellende Studie unter anderem die Frage beantworten müssen, ob es möglich ist, ein Auto zu bauen, das nicht mehr als 3000 Euro kostet.

Low Tech statt High Tech wird die Devise lauten, nach dem Motto: Was nicht da ist, kann auch nicht kaputt gehen. Gerade das ist wichtig auf den Straßen des südlichen Afrikas. Von den rund 360.000 Kilometern Straße dort, weiß Mandos, seien nämlich nur 60.000 Kilometer asphaltiert. "Der Rest ist Waschbrettpiste." Noch ist der "Afrika-Trabi" eine Vision, mit der nicht nur für Südafrika eine wirtschaftliche Hoffnung verbunden ist. Denn die Wertschöpfung soll zwar im Land selbst erbracht werden und dort verbleiben, die Technik soll so einfach sein, dass die Wartung durch lokales, einfach auszubildendes Personal bewerkstelligt werden kann. Dennoch könnte das Projekt auch in Zwickau, bei der insolventen Sachsenring GmbH, 50 bis 100 Leuten Beschäftigung geben, bis die ersten Prototypen fertig sind.