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Rennen um den Exportweltmeistertitel

10. Januar 2010

Der Außenhandel Chinas ist nach offiziellen Angaben im Dezember erstmals seit 14 Monaten wieder gestiegen. Die neuen Zahlen untermauern Berechnungen, denen zufolge China Deutschland als Exportweltmeister abgelöst hat.

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Containerhafen im chinesischen Qingdao (Foto: dpa)
Containerhafen im chinesischen QingdaoBild: picture-alliance/ dpa

Wie das chinesische Fernsehen unter Berufung auf die Zollbehörden am Sonntag (10.01.2010) berichtete, erhöhten sich die Ausfuhren im Dezember im Vergleich zum Vormonat um 17,7 Prozent. Demnach exportierte China Waren im Wert von rund 130,7 Milliarden Dollar (91 Milliarden Euro). Der Gesamtwert der chinesischen Exporte im gesamten Jahr 2009 kletterte damit auf rund 1,2 Billionen Dollar (840 Milliarden Euro).

Die neuen Zahlen stützen Berechnungen und Schätzungen, denen zufolge China die Bundesrepublik Deutschland als größten Exporteur überholt hat. Mit Sicherheit kann dies jedoch erst gesagt werden, wenn für beide Länder zuverlässige Zahlen für das gesamte Jahr 2009 vorliegen. Nach Ansicht deutscher Statistiker ist das Rennen um den Prestige-Titel des Exportweltmeisters noch nicht entschieden. Es könne durchaus sein, dass vorläufige Zahlen aus China und Deutschland bei genaueren Berechnungen revidiert werden, sagte der zuständige Statistiker Dirk Mohr der "Süddeutschen Zeitung". Das hänge mit den Währungskursen zusammen, weil deutsche Außenhandelszahlen zum Vergleich mit den chinesischen von Euro in Dollar umgerechnet werden.

Die schwersten Einbrüche der Nachkriegszeit

In den letzten Tagen hatten unterschiedliche Meldungen zu den Exportzahlen der beiden Länder für Wirbel gesorgt. Die chinesische Zollverwaltung hatte bereits am Mittwoch verkündet, die Volksrepublik habe Deutschland im Außenhandel überholt.

Die deutsche Bilanz für das gesamte Jahr 2009 wird erst Anfang Februar vorliegen. Der Bundesverband Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA) geht von 816 Milliarden Euro für Deutschland aus. Im Vergleich mit den chinesischen Angaben wäre die Bundesrepublik damit hinter China zurückgefallen. Die Welthandelsorganisation WTO, die die Daten aller Länder sammelt, hat bisher nur die Zahlen bis Ende Oktober vorliegen. Sie untermauern die Vermutungen: Demnach kommt China auf Exporte von 957 Dollar und Deutschland auf 912 Milliarden Dollar.

Eine Schuhfabrik in Chengdu in China (Foto: AP)
Eine Schuhfabrik in ChengduBild: AP

Aus China werden vor allem Schuhe, Spielzeug, Möbel und andere nicht-hochtechnologische Waren exportiert. Deutschland steht dagegen für Maschinen und andere hochwertige Produkte.

Frühestens 2012 wieder Export-Niveau von 2008?

Die deutschen Exporteure büßten 2009 aufgrund der Rezession bei fast allen Handelspartnern fast 183 Milliarden Euro oder 20 Prozent ihres Umsatzes ein. Obwohl die schwersten Einbrüche der Nachkriegszeit überwunden scheinen, werde es mindestens bis 2012 dauern, bis die Bundesrepublik wieder das Export-Niveau von 2008 erreichen werde, sagte der Präsident des Branchenverbandes BGA, Anton Börner.

2010 könnten die deutschen Ausfuhren nach BGA-Schätzung im Zuge der weltwirtschaftlichen Erholung wieder um bis zu zehn Prozent ansteigen und einen Betrag von 898 Milliarden Euro erreichen. Das entspräche in etwa der Größenordnung des Jahres 2006.

Autor: Sabrina Scholz (rtr, afp, ap, dpa)

Redaktion: Ursula Kissel