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Die Überraschungssaison

Olivia Fritz6. Mai 2012

Die Bundesligasaison 2011/12 ist vorbei und sie hatte einiges zu bieten: Zuschauerrekord, den besten Meister aller Zeiten, ein spannendes Abstiegsfinale und einen Ligaprimus, der sogar bleiben darf.

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Die Augsburger Spieler feiern den Klassenerhalt. (Foto: Jonas Güttler dpa/lnw)
Bild: picture-alliance/dpa

Die alles überstrahlende Mannschaft war mal wieder Borussia Dortmund. Der deutsche Meister sicherte sich mit der Rekordausbeute von 81 Punkten die Titelverteidigung, feierte 25 Siege, war die beste Heim- und Auswärtsmannschaft und blieb sagenhafte 28 Bundesligaspiele einer Saison nacheinander ungeschlagen. Und so war die Meisterschaft nach dem Sieg im Duell mit dem FC Bayern München am 30. Spieltag vor- und am 32. Spieltag dann endgültig entschieden. "Meine Mannschaft hat eindrucksvoll bewiesen, wie groß ihre Lust auf Fußball ist", lobte BVB-Trainer Jürgen Klopp. Präsident Reinhardt Rauball schwärmte: "Würdiger kann man eigentlich nicht deutscher Meister werden." Der BVB lockte auch die meisten Fans ins Stadion: Mehr als 80.500 Fans kamen im Schnitt in die Dortmunder Arena. Insgesamt wurden 13.805.496 Zuschauer gezählt, mehr als 45.000 pro Spiel – Ligarekord.

Dem FC Bayern blieb nur Platz zwei. Selbst die Torjägerkanone schnappte sich ein anderer: Stürmer Klaas-Jan Huntelaar vom FC Schalke 04 schoss 29 Saisontore, sicherte seinem Klub Platz drei und damit die direkte Champions-League-Teilnahme. Huntelaar löste Bayern-Goalgetter Mario Gomez, der auf 26 Tore kam, als Torschützenkönig ab.

Zwei Traditionsvereine steigen ab

Auf den beiden direkten Abstiegsrängen standen am 34. Spieltag zwei Traditionsvereine: Der 1. FC Kaiserlautern, dessen Abstieg bereits vorzeitig festgestanden hatte, und der 1. FC Köln, der am letzten Spieltag noch einen Zwei-Punkte-Vorsprung auf Hertha BSC verspielte.

Es war der fünfte Abstieg der Klubgeschichte und der logische Schlusspunkt nach einer chaotischen Saison mit 20 Niederlagen, 75 Gegentoren, zahlreichen Rücktritten, Entlassungen sowie Entgleisungen Spielern und Fans. Hertha, das in der Saison mindestens für ebenso viele Schlagzeilen gesorgt hatte wie die Kölner, rettete sich in letzter Minute mit Trainer Otto Rehhagel in die Relegation.

Fans des 1. FC Kaiserslautern halten ein Transparent mit der Aufschrift "Versager" in die Höhe. (Foto: Uwe Anspach dpa/lrs)
Könnte auch im Kölner Stadion hängen: Wütende Kaiserslautern-Fans machen ihrem Frust LuftBild: picture-alliance/dpa

Mehr als enttäuschend verlief die Saison auch für den VfL Wolfsburg und für Bundesliga-Dino Hamburger SV. Wolfsburg leistete sich unter Trainer Felix Magath zahlreiche Neuzugänge: allein in der Winterpause kamen acht neue Spieler im Wert von 30 Millionen Euro. Doch die Kaufwut wurde nicht belohnt: Keine erkennbare Stammelf und ein enttäuschender achter Platz waren das Ergebnis von nur 13 Siegen bei 16 Niederlagen. Auch der Hamburger SV dürfte einen dicken Strich unter seine 49. Bundesligasaison machen. Das einzige Gründungsmitglied, das noch nie abgestiegen ist, war mit großen Ambitionen und vielen neuen jungen Spielern in die Spielzeit gestartet. Am Ende stand Platz 15 und die Gewissheit, dem ersten Abstieg der Vereinsgeschichte nur knapp entgangen zu sein.

Neuling Augsburg mischt ordentlich mit

Während sich die Absteiger vor allem mit internen Querelen das Fußballerleben schwer machten, profitierten davon vor allem die kleineren Vereine. Die größte Überraschung schaffte Aufsteiger FC Augsburg. Der Liganeuling erreichte aus eigener Kraft den Klassenerhalt und übertraf alle Saisonziele. Auch der SC Freiburg, nach der Hinrunde noch Letzter, rettete sich vorzeitig und beendete die Saison nach einer guten Rückrunde ohne Torjäger Papiss Cissé auf Platz zwölf.

Borussia Mönchengladbach, das sich in der Vorsaison nur durch die Relegation in der Liga halten konnte, machte ebenfalls mit großartigen Leistungen auf sich aufmerksam und sicherte sich den vierten Platz. Damit spielt die Borussia in der nächsten Saison um die Champions-League-Teilnahme – allerdings ohne ihren besten Stürmer Marco Reus, der dann in Dortmund auflaufen wird.

Bis zu sieben deutsche Teams im Europapokal

Weil sich im DFB-Pokalfinale mit Meister Dortmund und Vizemeister Bayern zwei Champions-League-Teilnehmer gegenüber stehen, bekam ein weiterer Bundesligist die Chance auf die Europa-League-Qualifikation: So darf Hannover 96, das sich am 34. Spieltag den begehrten sieben Platz erkämpfte, neben dem Tabellensechsten VfB Stuttgart um einen Platz im europäischen Wettbewerb spielen. "Der vierte Platz in der Vorsaison war kein Zufallsergebnis", lobte Hannovers Vorstandvorsitzender Martin Kind. Bayer Leverkusen hat sich als Fünfter die Teilnahme an der Europa League automatisch gesichert.

Trainer wechsel dich

Neun Trainerwechsel hat es in der Saison gegeben – gleich zwei in Berlin: Dort wurde nach Markus Babbel auch Michael Skibbe vor die Tür gesetzt. In Köln zog man mit der Entlassung von Stale Solbakken die Notbremse. Außerdem mussten Marco Kurz (1. FC Kaiserslautern), Robin Dutt (Bayer Leverkusen), Marcus Sorg (SC Freiburg), Holger Stanislawski (1899 Hoffenheim) und Michael Oenning (Hamburger SV) vorzeitig ihre Koffer packen. Ralf Rangnick trat aus gesundheitlichen Gründen bei Schalke 04 zurück. Augsburgs Trainer Jos Luhukay verkündete nach dem Saisonfinale trotz des Klassenerhalts seinen Abschied.

Bundesligastars sagen "Tschüss"

Mit Abpfiff des 34. Spieltages verabschiedeten sich auch zahlreiche Spieler von ihren Fans. In der kommenden Saison nicht mehr in der Bundesliga auflaufen werden unter anderen der spanische Schalke-Stürmer Raúl, dessen Trikotnummer sieben vorerst nicht mehr vergeben werden soll, Leverkusens Mittelfeldstratege Michael Ballack und Kölns Publikumsliebling Lukas Podolski, der zu Arsenal London wechselt. Auch dessen Rückennummer zehn soll nicht mehr vergeben werden. Kein Trost für den 26-Jährigen, der wegen Fanausschreitungen nicht mal eine Ehrenrunde zum Abschied drehen konnte: "Es ist klar, dass das für mich der bitterste Moment in den vergangenen Jahren ist."

Kölns Lukas Podolski mit seinen Kindern vor dem Spiel bei seiner Verabschiedung. (Foto: Rolf Vennenbernd dpa/lnw)
Lukas Podolski verabschiedet sich von seinem LieblingsvereinBild: picture-alliance/dpa