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Rekordkirche in Leipzig eingeweiht

9. Mai 2015

Neue Kirchen sind in Mitteleuropa eine Rarität - zumal auf dem Gebiet der ehemaligen DDR. Der größte Kirchenneubau Ostdeutschlands seit der Wiedervereinigung setzt ein Zeichen gegen den Trend.

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Bischof Heiner Koch salbt während eines Festgottesdienst mit Chrisamöl den Altar der neuen Propsteikirche in Leipzig (Foto: dpa)
Bischof Heiner Koch salbt den Altar mit ChrisamölBild: picture-alliance/dpa/J. Woitas

Monumental und schlicht zugleich: Die Leipziger Katholiken haben eine neue Hauptkirche. Mehr als 15 Millionen Euro hat das Gotteshaus gekostet. Weit mehr als sechs Millionen Euro kommen aus Spenden, die die Gemeinde in den vergangenen Jahren gesammelt hat.

Der Bischof von Dresden-Meißen, Heiner Koch, nahm die Propsteikirche Sankt Trinitatis offiziell in Besitz und segnete sie ein. Der Bau demonstriert Selbstbewusstsein in der Diaspora: Die Katholiken sind hier eine kleine Minderheit.

Aber auch das Christentum insgesamt hat es schwer. Rund 80 Prozent der 530.000 Leipziger sind konfessionslos, nur vier Prozent katholisch. Die berühmten Friedensgebete der Vorwendezeit fanden in der evangelischen Nikolaikirche statt.

Repressalien in der DDR

Einzug der Zelebranten und Messdiener (Foto: dpa)
Einzug der Zelebranten und MessdienerBild: picture-alliance/dpa/J. Woitas

Papst Franziskus sprach in seinem Grußwort von einem "Zeichen der Hoffnung und der Zukunft". Er betonte, die neue Kirche öffne ihre Türen "auch für die, die Christus nicht kennen". Der Kubus, der als größter Kirchenneubau Ostdeutschlands seit 25 Jahren gilt, werde "kein Solitär in einer fremden Umgebung bleiben".

Zugleich erinnerte das katholische Kirchenoberhaupt an die wechselvolle Geschichte der Leipziger Gemeinde, die nach dem Zweiten Weltkrieg jahrzehntelang ohne eigenes Gotteshaus auskommen musste - und in der atheistisch geprägten DDR unter Repressalien litt.

Wachstum gegen den Trend

Der Innenraum des neuen Gotteshauses (Foto: dpa)
Der Innenraum des neuen GotteshausesBild: picture-alliance/dpa/J. Woitas

Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich nannte die Kirchweihe "eines der herausragenden Ereignisse, die Leipzig bewegen". Die neue Propsteikirche tue der Messestadt gut: "Sie schließt nicht nur eine Baulücke am Stadtring, sie schließt auch eine Lücke in dieser Stadt."

Die wachsende katholische Gemeinde nach 40 Jahren staatlicher Unterdrückung unter dem SED-Regime sei etwas Besonderes. "Wir brauchen Mitmenschen, die sich von Werten leiten lassen", betonte Tillich. Mit 4700 Gläubigen ist die Propsteigemeinde die größte Pfarrei im Bistum Dresden-Meißen. Jährlich gewinnt sie durch Zuzug und Taufen rund 150 Mitglieder hinzu.

Ausgebombt im Zweiten Weltkrieg

Propsteikirche mit Glockenturm (Foto: dpa)
Außenansicht mit GlockenturmBild: picture-alliance/dpa/J. Woitas

Bislang war Leipzig die einzige deutsche Metropole ohne repräsentatives katholisches Gotteshaus im Zentrum. Die erste Leipziger Propsteikirche fiel den Bomben des Zweiten Weltkriegs zum Opfer. Sie stand wenige hundert Meter vom jetzigen Neubau entfernt.

Nach deren Zerstörung blieb die Gemeinde bis 1982 ohne eigenes Zuhause. Die Nachfolgekirche durfte auf Geheiß des SED-Regimes nur am äußeren Rand der Innenstadt errichtet werden - und wies aufgrund des ungeeigneten Untergrunds schon bald erhebliche Schäden auf.

Dieser Bau wird nun durch die neue Kirche ersetzt. Das kubische Gebäude mit seinem 50 Meter hohen Glockenturm steht gegenüber dem Neuen Rathaus. Seine Bedeutung weist über den Osten Deutschlands hinaus: Ein solch großes Bauvorhaben ist für alle 27 katholischen Bistümer in Deutschland ein Leuchtturmprojekt. Denn vielerorts werden wegen des Schwunds an Gemeindemitgliedern sogar bestehende Kirchen aufgegeben.

jj/uh (dpa, epd, kna)