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Politischer Triumph nach brutalem Angriff

18. Oktober 2015

Die bei einem Messer-Attentat schwer verletzte OB-Kandidatin Henriette Reker hat es geschafft: Die Parteilose, bislang Kölns Sozialdezernentin, wird die erste Oberbürgermeisterin in der langen Geschichte der Domstadt.

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Die künftige Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker (Foto: picture-alliance/dpa/O. Berg)
Die künftige Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker - hier bei einem Wahlkampfauftritt Ende JuliBild: picture-alliance/dpa/O. Berg

Die bei einer Messer-Attacke schwer verletzte parteilose Politikerin Henriette Reker hat die Kölner Oberbürgermeister-Wahlen für sich entscheiden können. Reker kommt nach dem vorläufigen amtlichen Endergebnis auf 52,7 Prozent der Stimmen. Damit hat sie bereits im ersten Wahlgang die erforderliche absolute Mehrheit erreicht. Reker wird unter anderem von CDU, FDP und Grünen unterstützt. Ihr stärkster Konkurrent, Jochen Ott (SPD), lag bei gut 32 Prozent.

Bis zur Schließung der Wahllokale hatten rund 40 Prozent der Stimmberechtigten ihr Kreuzchen gemacht. Insgesamt waren gut 800.000 Menschen in der Domstadt zur Wahl aufgerufen. Wie in anderen Kommunen sollte auch in Köln eigentlich schon Mitte September gewählt werden. Die Bezirksregierung hatte aber die Stimmzettel beanstandet, das Votum wurde verschoben.

Attentäter voll schuldfähig

Die 58 Jahre alte Reker war am Samstagmorgen an einem Wahlstand auf einem Wochenmarkt bei einem Messerangriff schwer am Hals verletzt worden.Gegen den mutmaßlichen Attentäter wurde Haftbefehl erlassen. Ihm wird versuchter Mord und mehrfache gefährliche Körperverletzung vorgeworfen. Nach Ansicht eines Gutachters ist der 44-Jährige voll schuldfähig. Es gebe keine Anhaltspunkte, nach der psychologischen Begutachtung daran zu zweifeln, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft mit.

Als Grund für seine Bluttat hatte der Täter fremdenfeindliche Motive genannt. Reker ist als Kölner Sozialdezernentin für die Unterbringung von Flüchtlingen in der Domstadt zuständig. Sie hatte sich im Wahlkampf wiederholt für die Integration von Asylbewerbern ausgesprochen.

Nach unbestätigten Berichten hatte der mutmaßliche Attentäter früher Kontakte zum organisierten Rechtsextremismus. Vermutungen machten die Runde, dass er in den 1990er Jahren in der später verbotenen rechtsextremen Freiheitlichen Deutschen Arbeitspartei (FAP) aktiv war. 1993 und 1994 habe der Angreifer offenbar an Rudolf-Heß-Gedenkmärschen in Fulda und Luxemburg teilgenommen, berichtete "Spiegel Online". Die FAP galt als besonders gewaltbereite Neonazi-Gruppierung.

Die Ermittler bestätigen lediglich, der Mann habe ohne nähere Einzelheiten angegeben, "sich in der Vergangenheit aktiv in der rechten Szene aufgehalten zu haben". Diese Zeit reiche in die 90er Jahre zurück. "In welcher Funktion und Intensität dies geschah, ist Gegenstand der laufenden Ermittlungen." Dass der Mann weitere Mittäter hatte, glauben Polizei und Staatsanwaltschaft nach den ersten Ermittlungsergebnissen nicht. Der Attentäter habe offenbar alleine gehandelt.

sti/qu (dpa, rtr, afp)