1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Fahrplan für Friedenspakt vereinbart

6. August 2016

Die kolumbianische Regierung und die FARC-Guerilla haben sich auf einen konkreten Zeitplan zur Umsetzung des Waffenstillstands und der Entwaffnung der Rebellen geeinigt. Auch die Wirtschaft setzt auf Frieden.

https://p.dw.com/p/1JccU
Friedensdemonstration in der Stadt Cali im Juli (Foto: Getty Images/AFP)
Demo für den Frieden - die Kolumbianer sind des Konflikts schon lange überdrüssig (Archivbild)Bild: Getty Images/AFP/L. Robayo

Mehr als ein halbes Jahrhundert haben die "Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens" (FARC) gegen den kolumbianischen Staat gekämpft. Im Juni wurde ein dauerhafter Waffenstillstand zwischen der Regierung und den linken Rebellen besiegelt. Jetzt wurde ein weiterer konkreter Schritt zur Umsetzung eines endgültigen Friedenspaktes vereinbart. Die Übereinkunft lege Mechanismen für die Überwachung eines Waffenstillstands fest, teilten Chefunterhändler beider Seiten in Havanna mit. Dort führen Regierung und Rebellen seit 2012 Gespräche zur Beilegung des Guerillakriegs.

Endgültiger Friedensvertrag in greifbarer Nähe

Der Chefunterhändler der Regierung, Humberto de la Calle, und der FARC-Kommandeur Iván Márquez, legten unter anderem fest, wie der Waffenstillstand in 23 Zonen umgesetzt werden soll. Zudem sieht die Vereinbarung einen Zeitplan vor, nach dem die Rebellenkämpfer ihre Waffen niederlegen müssen. Festgelegt wurden zudem Transitzonen und Stellungen, wo Zivilvertreter der FARC weiter präsent sein und Autorität ausüben dürfen. De la Calle sagte, der Fahrplan werde für einen transparenten und sicheren Prozess "einer robusten Überwachung" sorgen. Márquez würdigte die Vereinbarung als weiteres Zeichen, dass die Friedensgespräche erfolgreich seien.

Bewaffnete FARC-Rebellen (Foto: picture alliance/AP)
Bald Vergangenheit? - Bewaffnete FARC-Rebellen im Nordwesten Kolumbiens (Archivbild)Bild: picture alliance/AP Photo/R. Abd

Der kolumbianische Rundfunksender RCN meldet auf seiner Internetseite, es sei vereinbart worden, dass die Guerilleros 180 Tage nach Unterzeichnung eines endgültigen Friedensvertrages alle ihre Waffen der zuständigen Kommission der Vereinten Nationen übergeben haben müssen. Bereits acht Tage nach dem Abkommen sollen die linken Rebellen demnach detailliert über die Zahl ihrer Kämpfer Auskunft geben.

Kolumbiens Präsident Juan Manuel Santos bezeichnete die Detaileinigung in Havanna als "wichtige Nachricht". "Wir verhandeln jetzt nicht mehr über das Ob, sondern über das Wie der Waffenabgabe durch die FARC", sagte Santos. Auch FARC-Sprecher Iván Márquez lobte die Übereinkunft: "Dieser Konsens zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind, dass ein endgültiger Friedensschluss immer näher rückt."

Wirtschaft setzt auf Friedensschluss

Die Deutsch-Kolumbianische Industrie- und Handelskammer erwartet angesichts der zunehmend besseren Rahmenbedingungen dieses Jahr ein Wirtschaftswachstum von drei Prozent, das stärkste in Südamerika. Bereits 2015 legte die Wirtschaftsleistung in Kolumbien - gegen den Trend in Lateinamerika - um 3,1 Prozent zu. Auch deutsche Unternehmen sähen wachsende Investitionschancen, sagte Handelskammer-Chef Thomas Voigt. Inzwischen seien 170 bis 200 Firmen aus aus der Bundesrepubik dort tätig. Deutschland sei inzwischen der viertgrößte Lieferant von Waren nach Kolumbien und der achtgrößte Abnehmer kolumbianischer Produkte. Dazu gehörten vor allem Kaffee, Bananen, Palmöl und Schnittblumen. Besonders stark entwickle sich derzeit der Tourismus.

Mit der Unterzeichnung eines umfassenden Waffenstillstands hatten Regierung und FARC im Juni den entscheidenden Durchbruch erzielt. Bis auf wenige Details besteht inzwischen bei fast allen Verhandlungspunkten Konsens. Sobald der Friedensvertrag unterschriftsreif ist, sollen die Kolumbianer in einem Referendum darüber abstimmen. Als mögliches Datum für eine Volksabstimmung ist der 25. September im Gespräch.

In dem Bürgerkrieg zwischen linken Guerillagruppen, rechten Paramilitärs und dem Militär, der sich an Landkonflikten und sozialer Ungerechtigkeit entzündet hatte, kamen seit Anfang der 1960er Jahre rund 220.000 Menschen ums Leben. Millionen Kolumbianer wurden innerhalb ihres Landes vertrieben.

qu/jj (APE, epd, dpa, rtre)