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Regierung: Deutschland hat genug Remdesivir

1. Juli 2020

Auch nach dem Großeinkauf der USA rechnet die Bundesregierung nicht mit einem Engpass beim Corona-Mittel Remdesivir. Ein Sprecher des Gesundheitsministeriums sagte, derzeit gebe es genügend Reserven.

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Coronavirus Arzneimittel Remdesivir
Bild: picture-alliance/Yonhap

Man habe sich das Medikament frühzeitig für die Therapie von Corona-Patienten gesichert, erklärte ein Sprecher des Bundesgesundheitsministeriums in Berlin. Mit der Zulassung des Medikaments in Europa werde noch in dieser Woche gerechnet. Er wies darauf hin, dass damit auch eine Verpflichtung für den US-Hersteller Gilead verbunden sei, "in einem angemessenen Umfang" Remdesivir nach Europa zu liefern. Das Ministerium gehe davon aus, dass der Pharmahersteller dem nachkommen werde.

Remdesivir wurde ursprünglich zur Behandlung von Ebola entwickelt, zeigte hier aber eine zu geringe Wirkung. Es ist bislang in keinem Land der Welt uneingeschränkt als Medikament zugelassen. Remdesivir gilt aber als eines der aussichtsreichsten Medikamente bei schweren Corona-Symptomen. In den USA und auch in Japan ist es bereits in Notfällen für die Behandlung von Infektionen mit dem neuartigen Coronavirus zugelassen.

Erst vergangene Woche hatte die Europäische Arzneimittel-Agentur EMA eine Zulassung für das Mittel unter Auflagen in Europa empfohlen. Der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der EMA hatte eine bedingte Zulassung der Arznei zur Behandlung von erwachsenen Patienten und Jugendlichen ab zwölf Jahren mit Lungenentzündung empfohlen, die zusätzlichen Sauerstoff benötigen.

Gilead Sciences
Große Umsätze in Aussicht: der Pharmahersteller Gilead in KalifornienBild: picture-alliance/AP Photo/E. Risberg

Warten auf Genehmigung

Ärzte können das Medikament, das den Markennamen Veklury erhalten soll, in Europa verschreiben, sobald es von der EU-Kommission genehmigt wurde. Eine Entscheidung der Kommission wird noch für diese Woche erwartet. Derzeit verhandelt die EU mit Gilead über den Kauf des Medikaments, um die Versorgung aller 27 EU-Staaten mit der Arznei sicherzustellen.

Das US-Gesundheitsministerium hatte am Montag mitgeteilt, sich 92 Prozent der Remdesivir-Produktion der kommenden Monate gesichert zu haben - insgesamt mehr als 500.000 Behandlungsdosen. Demnach kaufen die USA die gesamte Remdesivir-Produktion für Juli sowie jeweils 90 Prozent der für August und September erwarteten Produktion.

Präsident Donald Trump habe einen "unglaublichen Deal" erzielt, damit die US-Bürger Zugang zu dem ersten für Covid-19 zugelassenen Medikament hätten, erklärte US-Gesundheitsminister Alex Azar. Jeder amerikanische Patient, der Remdesivir benötige, solle Zugang zu dem Medikament erhalten. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) pocht auf gleichberechtigten Zugang zu lebensrettenden Behandlungen für Patienten in aller Welt.

Auch London hat genug Reserven

Wie die Bundesregierung erklärte auch die britische Regierung am Mittwoch, ausreichend Reserven zu haben. In Großbritannien werde Remdesivir bereits seit einiger Zeit eingesetzt, unter anderem in klinischen Studien, sagte ein Sprecher von Premierminister Boris Johnson. "Großbritannien hat derzeit einen ausreichenden Vorrat."

Gerade erst hatte Gilead den Preis für den US-Markt festgesetzt. Eine fünftägige Behandlung mit Remdesivir werde bei Bestellung durch die US-Regierung 2340 Dollar (etwa 2000 Euro) pro Patient kosten. Dieser Nettobetrag sei auch für Deutschland geplant, hatte der Sprecher von Gilead in Deutschland, Martin Flörkemeier, am Dienstag gesagt.

Gilead hat ankündigt, kostenlose Lizenzen an neun Generika-Hersteller in Indien, Pakistan und Ägypten vergeben zu wollen. Diese sollen das Medikament in 127 Länder exportieren dürfen, die meisten von ihnen in Afrika, Asien, im Nahen Osten und in Zentralamerika.

kle/mak (afp, dpa, rtr)