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Schumacher wegen Betrugs vor Gericht

10. April 2013

Vor dem Landgericht Stuttgart hat der Prozess gegen den geständigen Dopingsünder Stefan Schumacher begonnen. Auf dem Papier geht es um 150.000 Euro. Doch der Fall des Radprofis könnte Präzedenzwirkung haben.

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Der deutsche Radprofi Stefan Schumacher beim Prozessauftakt in Stuttgart. Foto: dpa
Bild: picture-alliance/dpa

Die Staatsanwaltschaft wirft Radprofi Stefan Schumacher Betrug an seinem Ex-Arbeitgeber, dem Team Gerolsteiner, vor. Schumacher hatte zwischen Juli und Oktober 2008 insgesamt 150.000 Euro an Gehalt kassiert, obwohl seine positiven Dopingtests bereits bekannt waren. Die Dopingkontrolleure hatten Schumacher der Einnahme des Blutdopingmittels CERA überführt. Laut Anklage versicherte der Profi gegenüber der Teamleitung mehrfach wahrheitswidrig, die verbotene Substanz nicht genutzt zu haben. Der Radprofi weist den Vorwurf des Betrugs zurück. Schumacher behauptet, dass die Verantwortlichen bei Gerolsteiner gewusst hätten, dass er dope.

Am ersten Prozesstag vor dem Landgericht Stuttgart weigerte sich Schumacher, den Namen des Teamarztes zu nennen, der ihm CERA besorgt hatte. "Ich will Leute, die vor sechs oder sieben Jahren Fehler gemacht haben, nicht vor 20 Journalisten denunzieren. Ich trage ja selber die Verantwortung", sagte Schumacher.

Teamchef Holczer als Zeuge geladen

Bei seiner öffentlichen Dopingbeichte hatte Schumacher den damaligen Teamchef Hans-Michael Holczer schwer belastet. "Er hat Russisch Roulette gespielt. Antidopingkampf war sein Maketingkonzept nach außen. Dabei hat er gewusst, was im Team läuft", sagte Schumacher. Holczer weist diese Beschuldigung von sich. Er soll am 18. April im Prozess als Zeuge aussagen. Vorgeladen sind auch der ebenfalls des Dopings überführte Ex-Gerolsteiner-Profi Bernhard Kohl und der ehemalige Teamarzt Mark Schmidt.

Mit Schumacher steht erstmals ein Dopingsünder wegen Betrugsverdachts vor Gericht. Im ungünstigsten Fall droht ihm sogar eine Gefängnisstrafe. Ein Freispruch wäre Wasser auf die Mühlen der Befürworter eines Anti-Doping-Gesetzes. Sie argumentieren, dass das Strafrecht alleine nicht ausreicht, um Doper angemessen zur Rechenschaft zu ziehen.

Seine größten Erfolge feierte Stefan Schumacher 2007, als er den Frühjahrsklassiker Amstel Gold Race gewann und bei der Weltmeisterschaft Bronze holte. Nach Ablauf seiner zweijährigen Dopingsperre kehrte Schumacher in den Radsport zurück. Derzeit steht er beim dänischen Team Christina Watches - Onfone unter Vertrag.

sn/ck (mit sid/dpa)