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Präsident der Zwischenzeit

Reinhold Meyer12. August 2003

Auf Charles Taylor folgt Moses Blah. Wer ist der Mann, der aus dem Schatten Taylors trat und Liberia bis zu den Wahlen führen soll? Ein Porträt von DW-WORLD.

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Ungeliebter Kompromisskandidat: Moses Blah soll Liberia befriedenBild: AP

Kaum hatte der bisherige Vizepräsident Liberias, Moses Blah, sein neues Amt als Staatschef des westafrikanischen Bürgerkriegslandes angetreten, musste er den Verdacht entkräften, sein zurückgetretener Amtsvorgänger Charles Taylor würde aus dem Exil in Nigeria weiterhin auf die Geschicke des zerrütteten Landes Einfluss nehmen. Solche Befürchtungen liegen nahe, gehört doch Blah zu den ältesten Weg-und Kampfgefährten von Taylor.

Vertreter der blutigen Vergangenheit

Er ist für die sich nach Frieden sehnenden Liberianer nur ein weiterer Repräsentant für ein brutales Regime, dessen traurige Markenzeichen Gewalt und Gesetzlosigkeit waren. Im westafrikanischen Küstenstaat Liberia geriet so am 11.8. zur politischen Posse, was eindrucksvolle Demonstration eines geregelten Übergangs sein sollte.

Moses Blah stammt aus der Provinz Nimba im Norden des Landes, deren Ethnien Gio und Mano den Hauptteil der Armee von Taylor bildeten. Blah war von Anfang an treuer Vasall seines Herrn Taylor. Beide waren nicht nur zusammen in libyschen Trainingslagern, sondern gehörten auch zu der kleinen Guerillatruppe, die 1989 den Kampf gegen die damalige Regierung aufnahm. Die Blutspur des jahrelangen Bürgerkriegs und der Amtszeit von Taylor hat auch Blah zu verantworten. Er blieb immer Taylors bedingungsloser Gefolgsmann, wenn er auch als Botschafter in Libyen und seit dem Jahr 2000 als Vizepräsident politisch einflusslos nicht im Rampenlicht des Regimes stand.

Keine Alternative zum Vorgänger

Im Juni 2003 fiel auch Moses Blah für kurze Zeit bei Taylor in Ungnade, als er der Teilnahme an einem angeblichen Putschversuch bezichtigt wurde. Tausende von Liberianern wurden in der Folge umgebracht, aber Blah konnte nach einer Woche das Gefängnis rehabilitiert verlassen.

Angesichts der katastrophalen Lage in Liberia hat Blah – wenn überhaupt – nur die Chance einer kurzen Übergangszeit.

Seine schnelle Offerte an die Rebellen der Bewegung LURD, sie an der Macht zu beteiligen, wird nur schwerlich Erfolg haben, rechnen diese doch mit größeren Möglichkeiten. Sie werden die wichtigen Gespräche über die Zeit nach Taylor in Ghana abwarten. Moses Blah ist eine ungeliebte Zwischenlösung, aber auf keinen Fall ein Hoffnungsschimmer oder gar der Beginn einer neuen Ära in Liberia.