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Prozessauftakt gegen Salafistenprediger Lau

6. September 2016

Seit Monaten schmort der Islamist Sven Lau in Untersuchungshaft. Jetzt begann das Verfahren gegen einen der führenden Köpfe der deutschen Salafistenszene. Hat Lau Terroristen unterstützt, oder ist er gar selbst einer?

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Sven Lau - Salafistenprediger (Foto: picture-alliance/dpa)
Bild: picture-alliance/dpa/B. Roessler

Die Anklage der Bundesanwaltschaft gegen den 35-Jährigen lautet auf Unterstützung einer ausländischen terroristischen Vereinigung. Der Angeschuldigte soll Ansprechpartner für Kampf- und Ausreisewillige gewesen sein, insbesondere aus der salafistischen Szene im Großraum Düsseldorf. Nach der Verlesung der Anklage wurde der 13.September als nächster Verhandlungstag festgesetzt.

Der zum Islam konvertierte Lau, eine der schillerndsten Personen der Salafistenszene hierzulande, soll von Deutschland aus als "verlängerter Arm" der in Syrien aktiven Terrorgruppe Jamwa ("Armee der Auswanderer und Helfer") agiert haben. Jamwa schloss sich später in Teilen der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) an.

Terrorhelfer oder Terrorist?

Das Düsseldorfer Oberlandesgericht hat bereits den Hinweis erteilt, dass Lau sogar selbst als Terrorist verurteilt werden könnte. Die Tatvorwürfe reichen ins Jahr 2013 zurück. Laut Anklage hat Lau zwei Salafisten aus Deutschland mit Hilfe eines Schleusers in die Reihen Jamwas gelotst. Einer von ihnen soll ein bereits in Stuttgart zu viereinhalb Jahren Haft verurteilter Islamist sein. Außerdem soll Lau der Terrorgruppe Nachtsichtgeräte und Geld verschafft haben. Lau bestreite die Vorwürfe energisch, sagte sein Verteidiger Mutlu Günal. Der Hauptbelastungszeuge sei ein "notorischer Lügner".

Der Prozess findet im Hochsicherheitstrakt des Oberlandesgerichts Düsseldorf statt. Das Gericht hat für den Prozess bis 18. Januar 2017 zunächst 30 Verhandlungstage angesetzt. Sollte Lau, der seit seit neun Monaten in Untersuchungshaft sitzt, schuldig gesprochen werden, droht ihm eine Gesamtfreiheitsstrafe von bis zu 15 Jahren.

Der Salafist Lau bei seiner Festnahme im Dezember in Mönchengladbach (Foto: picture-alliance/dpa)
Der Salafist Lau bei seiner Festnahme im Dezember in MönchengladbachBild: picture-alliance/dpa/ANC-News/R. Anhuth

Erfinder der "Scharia-Polizei"

Sven Lau, genannt "Abu Adam", machte zudem Schlagzeilen als Initiator der selbsternannten Wuppertaler "Scharia-Polizei". Salafisten zogen 2014 als selbst ernannte Sittenwächter durch die Stadt. Die Männer im Alter zwischen 24 und 35 Jahren trugen Westen mit dem Aufdruck "Scharia-Polizei". Sie forderten Passanten auf, auf Alkohol und Glücksspiele zu verzichten. Die Scharia ist das islamische Recht. Bis 2011 war Lau mit seinem Netzwerk "Einladung zum Paradies" in Mönchengladbach aktiv.

Seit Jahren wird der Salafist vom Verfassungsschutz beobachtet. Er ist ein enger Freund seines Gesinnungsgenossen Pierre Vogel, ebenfalls Salafisten-Prediger und ehemaliger Profiboxer.

Die Zahl der radikalen Islamisten ist in Deutschland nach Angaben des Verfassungsschutzes inzwischen auf über 8300 Anhänger angewachsen.

qu/sti (dpa, afp, epd, APE)