1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Proteste gegen US-Militär auf Okinawa

19. Juni 2016

Zehntausende haben gegen die Präsenz des US-Militärs in Okinawa demonstriert. Auslöser war der Tod einer 20-Jährigen. Auf der japanischen Insel sind noch 26.000 US-Militärs. Sie sollen weg, so die Demonstranten.

https://p.dw.com/p/1J9Uc
Japan Proteste gegen US Militärpräsenz in Okinawa
"Unser Zorn hat sein Limit erreicht", steht auf den Schildern. Im Andenken an das Opfer tragen viele SchwarzBild: picture-alliance/AP Photo/Kyodo/R. Uematsu

Es war eine der größten Demonstrationen gegen die USA der vergangenen zwei Jahrzehnte. Die Veranstalter sprachen von 65.000 Menschen, die an der Kundgebung in der Stadt Naha auf der Insel Okinawa teilnahmen. Die Polizei konnte bisher keine Schätzung vorlegen. Auch in anderen Städten des Landes wurde protestiert.

Die Wut der Japaner richtet sich gegen Verbrechen, die von US-Militärs begangen wurden. Die Demonstranten gedachten einer 20-Jährigen, die Ende April verschwand und deren Leiche einige Wochen später gefunden wurde. Mutmaßlich wurde sie von einem ehemaligen Militärangehörigen vergewaltigt und getötet.

Gegen Umzug des Militärstützpunkts

Die Demonstranten riefen die Regierungen Japans und der USA dazu auf, keine neue US-Militärbasis im Norden der Insel zu bauen. Einer Umfrage der Zeitung "Ryukyu Shimpo" zufolge sind 84 Prozent der Inselbewohner gegen den Neubau. Die neue Basis im Norden sollte die Funktionen des bisherigen Stützpunkts in Futenma übernehmen. Der sollte ursprünglich 1996 geschlossen werden, nachdem drei US-Militärangehörige eine Zwölfjährige vergewaltigt hatten.

Überblick über die Militärbasis in Futenma (Foto: Imago)
Die US-Militärbasis in Futenma liegt inmitten von WohngebietenBild: picture-alliance/AP Photo/K. Yamashita

Der Gouverneur der Insel, Takeshi Onaga, nahm an dem Protest teil, der von lokalen Parteien, Wirtschafts- und Bürgergruppen organisiert wurde. In seiner Ansprache sagte er, er werde dafür kämpfen, dass der Marinekorps der Vereinigten Staaten die Insel verlässt. Sein Ärger richtete sich aber auch gegen seine eigene Regierung: "Die Regierung muss begreifen, dass die Menschen auf Okinawa nicht mehr unter der Last der Basis leiden sollten."

"Es wird wieder passieren"

Auch der 70-jährige Shigenori Tsuhako kritisiert die eigene Regierung um Premierminister Shinzo Abe: "Wenn man sich am kleinen Finger verletzt, spürt der ganze Körper den Schmerz. Ich möchte, dass Abe Okinawas Schmerz spürt." Er kam zu den Protesten, weil seine Enkelin genauso alt ist wie das Opfer. Die 71-jährige Chihiro Uchimura sagte, sie sei über den Tod der 20-Jährigen von Trauer erfüllt: "Solange es US-Militärbasen gibt, wird es wieder solche Vorfälle geben."

Protestierende Frauen in Tokio halten Schilder (Foto: AP)
In Tokio kamen rund 10.000 Menschen zusammenBild: picture-alliance/AP Photo/S. Kambayashi

Das US-Militär hatte immer wieder versucht, die Stimmung in Okinawa zu beruhigen. Es sagt, dass die Kriminalitätsrate der Militärs unterhalb der lokalen liege.

Am Ende des Zweiten Weltkriegs war Okinawa der Schauplatz eines Kampfes zwischen Japan und den USA. Daraufhin besetzen die Vereinigten Staaten von Amerika die Insel bis 1972. Noch immer kontrollieren sie ein Fünftel der Insel. Ungefähr die Hälfte der 53.000 US-Militärs in Japan sind auf Okinawa stationiert.

ust/uh (dpae,afpe,rtre, ape)