"Projekt Maramures": Rumänien klagt an
15. Februar 2020Die rumänische Staatsanwaltschaft wirft den Angeklagten Menschenhandel, Freiheitsberaubung, Geldwäsche und Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung vor. Sie hätten im Rahmen des "Projekts Maramures" auf einem abgelegenen Bauernhof im Norden Rumäniens deutsche Jugendliche "wie Sklaven" behandelt.
Im Zentrum des Falls stehen der 61-jährige deutsche Projektleiter und seine deutsche Ehefrau. Angeklagt wurden aber auch Betreuer des Projekts, ein örtlicher Behördenmitarbeiter und Anwohner, die die Teenager im Alter von zwölf bis 18 Jahren mutmaßlich für sich arbeiten ließen.
Brutale Umerziehung auf Staatskosten
Die Jugendlichen waren in das Programm aufgenommen worden, weil sie Verhaltensstörungen aufwiesen und aus "Problemfamilien" stammten. In der Einrichtung in Rumänien erhielten sie jedoch keine Hilfe, sondern waren "harten und brutalen, sogenannten Erziehungsmethoden ausgesetzt", wie die Staatsanwaltschaft mitteilte. Zudem seien sie ausgebeutet und dazu gezwungen worden, "über ihre physische Kraft hinaus bis zur Erschöpfung zu arbeiten". Auch mit Nahrungsentzug seien sie bestraft worden.
Die vom deutschen Staat für das Projekt gezahlten Gelder wurden laut Staatsanwaltschaft "hauptsächlich für andere Zwecke" als die angedachten verwendet. Bei Durchsuchungen im Sommer 2019 beschlagnahmten Ermittler in der Wohnung des Projektleiters 137.000 Euro, deren Herkunft er nicht erklären konnte. Weitere knapp 9000 Euro wurden im Haus eines rumänischen Mitarbeiters gefunden.
Zum Zeitpunkt der Durchsuchungen befanden sich laut dem rumänischen Jugendamt 20 Kinder und Jugendliche in der Einrichtung. Eine Sprecherin des Auswärtigen Amts in Berlin sagte damals, der Bundesregierung seien in den vergangenen 20 Jahren keine Probleme mit dem "Projekt Maramures" bekannt geworden.
wa/ml (afp, dpa)