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Pressestimmen von Samstag, 5. Mai 2007

Michael Wehling4. Mai 2007

Tarif-Einigung in der Metallindustrie / Dritter Teil des UN-Klimaberichts

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Der Metall-Tarifabschluss im traditionellen Pilotbezirk Baden-Württemberg mit einer Vier vor dem Komma ist an diesem Samstag natürlich ein zentrales Thema in den Kommentarspalten der deutschen Tageszeitungen. Beachtung findet auch der in Bangkok veröffentlichte dritte Teil des Weltklimaberichts. Zunächst zur Tarifeinigung bei Metall.

Im MANNHEIMER MORGEN heißt es:

' Die allermeisten Unternehmen der Metallindustrie können die finanzielle Belastung gut verkraften. Gekniffen sind dabei aber die Firmen, die vom kräftigen Aufschwung der Branche bisher nicht profitiert haben. Sie werden auf die Möglichkeiten zur Flexibilisierung im nächsten Jahr vertröstet. Die Alternative zum Abschluss wäre ein Streik gewesen. Und diese Kröte ist nun wirklich unverdaulich.'

DER TAGESSPIEGEL aus Berlin analysiert:

'Der Standort Deutschland wird wieder attraktiver für Arbeitnehmer - sofern sie eine ordentliche Ausbildung haben. Vor allem die Facharbeiter in den exportorientierten Industrien Metall und Chemie profitieren von der Globalisierung, dem Weltmarkterfolg ihrer Unternehmen. In anderen, auf den deutschen Markt beschränkten Branchen ist der Aufschwung noch nicht so durchschlagskräftig, als dass die Arbeitnehmer etwas davon hätten. Vielmehr vergrößert sich die Spaltung der Arbeitnehmerschaft. Der Industriefacharbeiter kommt auf ein beachtliches Gehalt, weil er von starken Gewerkschaften vertreten wird. Im Dienstleistungsbereich dagegen gibt es häufig so gut wie keine Gewerkschafts- und damit Tarifbindung; die Einkommen sinken deshalb immer häufiger auf ein schäbiges Niveau.'

In den LÜBECKER NACHRICHTEN lesen wir

'Es ist ein bisschen wie früher: Die Wirtschaft läuft, die Arbeitslosigkeit nimmt rapide ab, Fachkräfte werden stellenweise schon knapp - und die Gewerkschaften lassen die Tarif-Muskeln spielen. Eine Vier vor dem Komma - so etwas konnte die IG Metall zuletzt vor 15 Jahren vorweisen. Die Beschäftigten werden zufrieden sein - und selbst die Arbeitgeber müssen wohl oder übel die Kröte schlucken. Denn gute Geschäfte, wie sie im Moment gemacht werden, erlauben keine hässliche Streikdelle.'

Die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG kritisiert:

'Die IG Metall hat mit diesem Tarifvertrag gezeigt, dass sie aus der Vergangenheit nicht wirklich gelernt hat. Wer gehofft hatte, die Gewerkschaften hätten in den Jahren der Krise mehr Kostenbewusstsein und Verständnis für die Zwänge des globalen Wettbewerbs entwickelt, sieht sich enttäuscht. Ihr Ideal ist stets der beschäftigungsfeindliche Flächentarif geblieben. Die Gewerkschaften müssen nicht fürchten, für diese Demonstration der Stärke an den Pranger gestellt zu werden. Das ganze Land scheint in einen Taumel des Konjunkturoptimismus gefallen. Alles scheint möglich zu sein, selbst dass die Bäume in den Himmel wachsen.'

Nun noch ein Blick in die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG:

'Dieser Tarifabschluss kennt, wie so viele Kompromisse, zwei Sieger, aber diesmal kommen beide aus einem Lager: der IG-Metall-Chef Jürgen Peters und sein Stuttgarter Statthalter Jörg Hofmann, den das Ergebnis von Sindelfingen für höhere Weihen adelt.'


Damit zum nächsten Thema: Bei raschem Handeln der Weltgemeinschaft läßt sich eine Klimakatastrophe noch verhindern - so die Experten der UN in ihrem jetzt veröffentlichten dritten Teil des Weltklimaberichts.

Die BERLINER MORGENPOST kommentiert:

'Es bleiben nur noch acht Jahre, um den Klimawandel zu beeinflussen. Die dafür notwendigen Technologien aber sind längst vorhanden. Das ist die gute Nachricht. Nun müssen Politik und Wirtschaft endlich handeln. Das aber ist die eigentliche Herausforderung. Denn während die Industrieländer die Kosten für den Klimaschutz relativ problemlos aufbringen können, fehlt es den Entwicklungsländern an den notwendigen Finanzmitteln. Sie fordern von den reichen Ländern Unterstützung. An diesem Punkt sind bislang alle Klimaverhandlungen gescheitert.'

Die ESSLINGER ZEITUNG notiert:

'Die Welt ist damit aufgerufen, in einen kreativen Wettbewerb zu treten. Dass es im wirklichen Notfall möglich ist, relativ schnell zu reagieren, hat der globale Kampf gegen FCKW gezeigt. Beim Ausstoß von Kohlendioxid, wie Öl, Kohle oder ist die Gegenreaktion allerdings weit schwieriger. Eine Alternative allerdings hat die Menschheit nicht. Abwarten wird sicher teurer. Protagonisten einer anderen Wirtschaftsweise, die auf mehr Effizienz und intelligente Lösungen setzen, haben den Ausweg gewiesen: Es kommt darauf an, massiv in erneuerbare Energieträger wie Solartechnik, Wind- und Wasserkraft einzusteigen und Energie zu sparen.'

Die THÜRINGER ALLGEMEINE aus Erfurt führt aus:

'Schon wenige Minuten nach der Einigung der Experten in Bangkok setzte in Deutschland die altbekannte Debatte über das Für und Wider der Atomenergie ein. Neues kam dabei nicht zu Tage, aber es genügt , bestehende Zweifel zu nähren, viele der Angesprochenen in Politik und Wirtschaft haben den Ernst der Lage nicht begriffen. Schlimmer noch, sie fühlen sich durch die fatalistische Gelassenheit, mit der die Mehrheit der Zeitgenossen das tolle Wetter im tollsten April aller Zeiten feiert, bestärkt weiterzumachen wie gehabt.'

Ähnlich kritisch äußert sich der SCHWARWÄLDER BOTE aus Oberndorf:

'Der dritte Teil des UN-Klimareports nährt das Prinzip Hoffnung: Noch ist es nicht zu spät - wenn alle mitziehen. Genau daran darf jedoch gezweifelt werden. Wenn es um Klimaschutz geht, dann bleiben die größten Umweltverschmutzer - USA, Russland, China, Japan und Indien -unverbindlich oder gar abweisend. Aber auch die EU-Länder haben ihre Hausaufgaben längst noch nicht gemacht.'

Die BERLINER ZEITUNG fordert:

' Umweltschutz kann man der Wirtschaft nicht überlassen. ... Die Globalisierung der 90er Jahre hat dazu geführt, dass Firmen ihre Produktionen gezielt in Länder wie China verlagert haben, weit dort nicht nur die Löhne, sondern auch die Umweltstandards niedrig sind. Aus dieser Logik, bei der klimaschädliches Produzieren die Wettbewerbsfähigkeit steigert., kommt die Wirtschaft nicbht allein heraus. Die Wende muss von einer auf Nachhaltigkeit, also auf dem Gemeinwohl fußenden Politik durchgesetzt werden.'