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Pressestimmen von Mittwoch, 26. September 2007

Heike Himme25. September 2007

Transrapid

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Nach jahrelangem Streit soll nun doch in Deutschland die erste kommerziell genutzte Transrapidstrecke entstehen. Nach den Worten von Bayerns Regierungschef Stoiber wird mit dem Bau der Trasse im nächsten Jahr begonnen. Überwiegend skeptisch betrachten die Kommentatoren der deutschen Presse das Projekt.

Der WIESBADENER KURIER schreibt:

'Das ist ein teures Abschiedsgeschenk für Edmund Stoiber. Doch ob der Scheck für den Transrapid zwischen Münchens Innenstadt und dem Flughafen auch gedeckt ist, muss sich angesichts der bewusst schöngerechneten 1,85 Milliarden Baukosten erst noch erweisen. Zum finanziellen Übermut gesellt sich der verkehrspolitische Wahnsinn: Die superschnelle Magnetbahn wird am falschen Ort eingesetzt.'

Die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG stellt fest:

'Was dieser Vertrag wirklich wert ist, wird sich erst nach dem Abgang des verdienten Ministerpräsidenten erweisen. Für Stoiber ist der Transrapid ein High-Tech-Produkt, dessen Realisierung mit seinem Namen verbunden bleiben soll. Fragt sich nur, ob er sich das richtige Objekt ausgesucht hat, um als Politiker in die Technikgeschichte einzugehen.'

Im KÖLNER STADT-ANZEIGER lesen wir:

'Blendet man das bayerische Selbstbewusstsein einmal aus, ist ein trübes Kapital deutscher Technologiepolitik zu erkennen. Der Transrapid ist ein Glanzlicht deutscher Ingenieurskunst. Daraus hätte ein Exportschlager werden können. Das schlug fehl, weil wir hierzulande keinem Käufer zeigen können, wie dieses superschnelle Massentransportmittel im Tagesgeschäft funktioniert.'

Die LÜBECKER NACHRICHTEN greifen diesen Aspekt auf und fragen:

'Warum hat der Transrapid nicht längst begeisterte Abnehmer in aller Welt gefunden? Vermutlich, weil das bald 75 Jahre alte System in finanzstarke Regionen mit bereits gut ausgebautem klassischem Schienensystem nicht mehr hineinpasst und weil Länder ohne solche Systeme eben meist auch nicht das Geld haben, sich diese faszinierende Neuanschaffung zu leisten.'

Die FRANKFURTER RUNDSCHAU konstatiert:

'Schön anzuschauen, pfeilschnell, von faszinierender Technik, aber leider veraltet und im mitteleuropäischen Alltag kaum brauchbar. Konzipiert für den Fernverkehr, also für Langstrecken in einer Zeit, in der die Bahn Mühe hatte, Tempo 200 aufs Gleis zu bringen, konkurriert dieses Wunderwerk der Technik heute mit einem formidablen Mix aus Flugzeug, Bahn und Auto, den die Magnettechnik nicht mehr gewinnen kann.'

Abschließend noch die TAGESZEITUNG aus Berlin:

'Der Transrapid in München bleibt also zunächst das, was er immer war: Wunschtraum von Industrieunternehmen, die sichere Aufträge ohne Risiko erwarten, sowie von Politikern, die auf Prestige und ein modernes Image hoffen. Und Albtraum von Umweltschützern, die - gerade bei kurzen Transrapidstrecken - gewaltige Kosten, großen Flächenverbrauch und eine schlechte Energiebilanz bei geringem Nutzen kritisieren.'