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Pressestimmen von Freitag, 25. Mai 2007

Christoph Schmidt24. Mai 2007

Zabel und Aldag geben Doping zu / Regierungserklärung zum G 8-Gipfel

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Der Doping-Skandal im Radsport zieht immer weitere Kreise - vor allem beim Team Telekom. Nun haben der populäre Profi Erik Zabel und sein früherer Mannschaftskollege Rolf Aldag zugegeben, in ihrer Zeit bei dem Magenta-Rennstall verbotene Substanzen zur Leistungssteigerung genommen zu haben. In den Pressekommentaren nehmen die Geständnisse der Fahrer und die Kritik am Zustand ihres Sports breiten Raum ein. Ein weiteres Thema dieser Presseschau ist die Regierungserklärung der Bundeskanzlerin zum G8-Gipfel.

Die STUTTGARTER NACHRICHTEN schreiben zur Doping-Affäre:

'Der Druck war zu groß: Das Doping-Geschwür ist geplatzt. Das weltumspannende Lügenkartell des Radsports bricht in sich zusammen. Und so verrückt es klingt: Mit großer Wahrscheinlichkeit ist es das Beste, was dem Sport passieren konnte. Durch die Geständnisse der ehemaligen Telekom-Größen kommt wieder ein wenig mehr Licht ins Dunkel der mafiösen Geflechte, die den Hochleistungssport seit über einem Jahrzehnt systematisch für ihre dreckigen Geschäfte missbrauchen.'

Der NORDKURIER aus Neubrandenburg fragt:

'Warum sie jetzt alle auspacken? Es darf eifrig spekuliert werden. Geld soll ja nicht geflossen sein, um den Stein ins Rollen zu bringen. Die meisten der bisher geständigen Blut-Doper haben nichts zu befürchten, zulange liegt ihr Betr ug zurück. Inzwischen haben sie den Sattel mit verantwortlichen Positionen in den Rennställen vertauscht, bekommen zumeist sogar eine zweite Chance. Nur rein menschlich werden sie immer einen Makel mit sich herumtragen, daran ändert auch ihr spätes Bekenntnis nichts.'

Der Berliner TAGESSPIEGEL richtet den Bick auf das gesellschaftliche Umfeld der Doping-Sünder:

'Der willigen Helfer sind viele. Ärzte, Pfleger, Betreuer, Sponsoren - und die Medien. Nicht alle haben den Radlern dabei assistiert, ihre Spritzen zu setzen, aber viele haben ein Auge zugedrückt. Wenn nun ausgerechnet in dem Moment, in dem die Radsportler zu reden beginnen, eine Debatte darüber geführt wird, ob die Öffentlich-Rechtlichen aus der Berichterstattung über die Tour de France aussteigen sollen, dann ist das nicht allein der untaugliche Versuch einer symbolischen Abstrafaktion, es ist auch ein Ablenkungsmanöver von der eigenen Unzulänglichkeit. Jahrelang wurde übertragen für alle, die es nicht so genau wissen wollten.'

Die WESTFÄLISCHEN NACHRICHTEN aus Münster sehen im Doping ein Syndrom, das weit über den Sport hinaus reicht:

'Je besser die Leistung des Athleten, umso mehr kann er verdienen. Als wäre es etwas Neues, dass der Mammon das menschliche Handeln oft dirigiert. Manipulation für die maximalen Rendite ist zudem kein reines Sportphänomen. In der Wirtschaft wird bestochen, Korruption gibt es in der Politik wo ist der Unterschied zum Doping? Die reine Leistungsgesellschaft ist längst einer Erfolgsgesellschaft gewichen. Auch deshalb wird Doping nie aufhören, man kann es nur bekämpfen.'

Themenwechsel: Zwei Wochen vor dem G 8-Gipfel im Ostseebad Heiligendamm hat Bundeskanzlerin Merkel in einer Regierungserklärung ihre Schwerpunkte für das Treffen vorgestellt. Vor allem beim Klimaschutz wünscht sich die Kanzlerin feste Vereinbarungen, dämpfte aber zugleich die Hoffnungen darauf. Außerdem appellierte sie an die G 8-Gegner, auf Gewalt zu verzichten. Nach Merkels Erklärung liefert die Tagespresse ihre Gipfelerwartungen.

Die NEUE PRESSE aus Hannover urteilt:

'Der Ausblick, den Kanzlerin Angela Merkel gestern in ihrer Regierungserklärung gegeben hat, blieb nebulös und allgemein. Der Globalisierung ein menschliches Gesicht geben gute Idee, doch wie sie umgesetzt werden kann, darauf bleibt auch Merkel Antworten schuldig. Die Regierungschefin will offenbar die Probleme der Weltwirtschaft stärker in den Mittelpunkt stellen. Ängsten der Globalisierungsgegner begegnet man am wirkungsvollsten durch überzeugende Ergebnisse, die konsequent umgesetzt werden. Anspruch und Wirklichkeit dürfen nicht immer weiter auseinanderdriften.'

Die BERLINER ZEITUNG bemerkt:

'Tatsächlich gibt es derzeit eigentlich kein Thema, bei dem unter den G8-Staaten Einigkeit herrscht. Nicht beim Klimawandel, nicht bei der Finanzmarktaufsicht, nicht bei der Rohstoffpolitik. Wer die G8 als heimliche Weltregierung kritisiert, der liegt falsch, denn sie stellt lediglich eine Gruppe mächtiger Konkurrenten dar - wobei ihre Konkurrenz ein gewisses Maß an Sorge um den Bestand des Gesamtsystems beinhaltet. Deutlich wird dies am Klimawandel.'

In der THÜRINGER ALLGEMEINEN aus Erfurt heißt es:

'Gemessen am Aufwand für G-8-Gipfel sind deren Resultate zuweilen so minimal, dass ein Treffen auf einer einsamen schottischen Insel angebrachter erscheint. Wie Merkel ihre Erwartung an Heiligendamm umschrieb, wird wohl auch diesmal - außer dem martialischen Zaun - wenig in Erinnerung bleiben. Beim bislang als ersten Punkt hervorgehobenen Klimaschutz, so gestand die Kanzlerin ei n, tritt man auf der Stelle. Die USA als weltgrößter Klimagas- Blasebalg lassen bestenfalls über Energieeinsparung mit sich reden. Nicht aber über messbare Abgasreduzierungen.'

Die BREMER NACHRICHTEN meinen:

'Außer der Inhaltsleere droht der Kanzlerin an der Ostsee noch ein ganz anderes Fiasko. Das Ansehen Deutschlands in der Welt steht auf dem Spiel, sollte es zu unverhältnismäßigen Polizeieinsätzen kommen. Sicherlich hat der Staat das Recht und die Pflicht, gewalttätige Demonstranten zu verfolgen und zu bestrafen. Auch muss die Sicherheit der Gipfel-Teilnehmer gewährleistet werden. Doch gerade nach Merkels forschen Worten am Rande des EU-Russland-Gipfels in Samara in der vergangenen Woche muss nun sie selber garantieren, dass die, die protestieren wollen, dies auch tun können'.