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"Eine Hinrichtung ist ein Mord"

30. Dezember 2006

Die Hinrichtung Saddam Husseins wird in der internationalen Presse kritisch kommentiert.

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"La Repubblica": Eine Parodie der Nürnberger Prozesse

"Es hätte mehr Mut gefordert, sein Leben zu bewahren, als es auszulöschen, aber die Banalität der Rache war wieder einmal stärker als die Intelligenz der Politik. Das voraussehbare Todesurteil gegen Saddam Hussein, das aus dieser Parodie der Nürnberger Prozesse hervorgegangen ist (...), war schon vor drei Jahren unterzeichnet worden, als er in dem Mauseloch, in dem er sich versteckt hatte, aufgegriffen wurde; und nichts hätte dies noch ändern können. Es wurde im Dezember 2003 von George Bush unterschrieben, dem Präsidenten der Besatzernation, als er gleich nach der Festnahme der BBC sagte, nur die Todesstrafe wäre die richtige Strafe für diesen furchtbaren Tyrannen."

"Tages-Anzeiger" aus Zürich: Todesstrafe gibt es nicht à la carte

"Eine Hinrichtung ist ein Mord, ein staatlich legitimierter zwar, aber eben doch ein Mord. Wer sich den Werten der Aufklärung verpflichtet fühlt, lehnt die Todesstrafe deshalb ab. Zwei Argumente sind zentral: Zum einen kann ein vollstrecktes Urteil nicht mehr rückgängig gemacht werden, selbst wenn später die Unschuld des Verurteilten festgestellt wird. Zum andern steht es dem Menschen nicht zu, über Leben und Tod zu entscheiden.

Artikel 3 der Uno-Erklärung der Menschenrechte hält denn auch fest, dass 'jeder das Recht auf Leben' habe. Dieses Recht steht selbst einem so brutalen Schlächter wie dem irakischen Ex-Diktator Saddam Hussein zu. Es geht deshalb nicht an, dass man die Todesstrafe im Prinzip zwar ablehnt, sie dann aber bei besonders schwer wiegenden Vergehen - sozusagen à la carte - trotzdem fordert, verhängt und vollstreckt."

"Daily Telegraph" aus London: Saddam-Hinrichtung dämmt Gewalt nicht ein

"Die Vernichtung Saddams mag den Blutdurst von Irakern befriedigen, aber sie wird nichts an der Entschlossenheit der sich bekämpfenden sunnitischen und schiitischen Muslimgruppen ändern, ihre politischen Ziele mit den Mitteln der Gewalt zu erreichen anstatt in einem verfassungsmäßigen, demokratischen Rahmen, für dessen Errichtung die Koalition so hart gearbeitet hat. Das beste, was man sich vom Tod Saddams erhoffen kann, ist, dass er der irakischen Regierung das bislang fehlende Selbstvertrauen gibt, den Aufstand zu bekämpfen und niederzuschlagen. Wenn sie dabei versagt, könnte das katastrophale Folgen für den Irak und die gesamte Region haben." (kas)