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Preis für Junge Kunst an Monica Bonvicini

29. September 2005

Vier Kandidaten, vier Kunstwerke: Der Preis für Junge Kunst zeigt, was die junge Szene 2005 bewegt. Keine repräsentative Auswahl, sondern vier rigoros individuelle Positionen.

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Klarer Favorit der Jury: die italienische Künstlerin Monica Bonvicini (40). Sie setzte sich gegen ihre Mitbewerber John Bock, Angela Bulloch und Anri Sala durch und gewann den mit 50.000 Euro dotierten Preis der Nationalgalerie für Junge Kunst 2005. Die prämierte Arbeit der Künstlerin, "Never Again", ist eine Installation aus Hängematten, Baugerüsten und Stahlketten.

Die Jury, bestehend aus Dan Cameron (New Museum of Modern Art, New York), Erika Hoffmann-Koenige (Sammlung Hoffmann, Berlin) und Dr. Angela Schneider (Nationalgalerie, Berlin), war überzeugt vom Werk der Italienerin. Bonvicini geht bei ihren Arbeiten "von sozial-politischen Gegebenheiten der Gesellschaft aus und produziert Skulpturen oder Installationen, die die Wirkung des Körpers im Raum offensiv erkennbar machen", begründeten die Experten ihre Entscheidung. Die aus Kanada stammende Angela Bulloch bekam für ihre Installation "The Disenchanted Forest" den Publikumspreis. Alle nominierten Künstler leben in Berlin.

Preis Junge Kunst 2005


Ausgelobt wurde der Preis zum dritten Mal vom Verein der Freunde der Nationalgalerie als Reaktion auf die Entwicklung einer neuen jungen Kunst- und Kulturszene in Berlin. DW-TV präsentierte die Video-Kurzporträts der vier Künstler exklusiv in der Ausstellung im Hamburger Bahnhof.


Sie finden die Kurzporträts auch unten auf dieser Seite als Video-on-Demand.

Wer sind die vier Finalisten?

Monica Bonvicini




Monica Bonvicini
Bild: DW-TV

Monica Bonvicini – geboren 1965 in Venedig. Seit Mitte der 80er Jahre entstehen ihre provokanten Werke in Berlin. Werke, die es in sich haben: Zum Beispiel verarbeitet sie Gerüststangen, Ledermatten, Ketten und Nieten – ein Instrumentarium, das dem Bauarbeitermilieu und der Erotic-Szene gleichermaßen entlehnt ist. Liebesschaukeln im Museum: ein Spielplatz für Erwachsene, der benutzt werden soll. Überhaupt will Monica Bonvicini mit ihren Arbeiten Reaktionen provozieren und mit Ängsten spielen. So schickte sie während der Art Basel 2004 die Besucher auf ein Toilettenhäuschen, das von innen durchsichtig war. Auch wenn von außen keiner hineinschauen konnte – das ganze wirkte beklemmend. Bonvicini hat’s gefreut, denn die Künstlerin liebt die bissige Ironie.

Anri Sala
Bild: DW-TV

Angela Bulloch

Angela Bulloch – geboren 1966 in Fort Frances, Kanada. Sie arbeitet mit großformatigen Lichtinstallationen, illuminierte Baukästen, die oftmals nur aus einem einzigen Pixel bestehen. Dahinter verbergen sich Chiffren, die Regeln und Normen der Gesellschaft in Frage stellen.
Die klaren Formen und die kühle Ästhetik halten die Betrachter auf Distanz. Gleichzeitig sind sie aber auch Teil des Systems und können es durch ihre Bewegungen steuern und verändern.
Bulloch selbst nennt ihre Arbeiten "hermetisch". Sie erschafft Räume, in denen Kunst unmittelbar körperlich erfahrbar wird. Und in denen die Betrachter mit den Grenzen ihrer Wahrnehmung konfrontiert werden. Es geht Bulloch um die Frage, wie mediale Welten unser Sehverhalten verändern. Deshalb verweisen ihre Werke wie Zitate auf diese Medienwelten – Politik einer kühlen Ästhetin.

Angela Bulloch
Bild: DW-TV

Anri Sala

Anri Sala wurde 1974 in Tirana, Albanien geboren. Doch seine Heimat sucht er sich überall auf der Welt. Immer dort, wo er die unscheinbarsten Details alltäglichen Lebens entdeckt. Seine Video-Installationen fangen genau diese Momente alltäglicher Routine ein – ein Pferd im Dunkel, ein Feuerwerk, die bunten Fassaden Tiranas. Momente voller Poesie, weil Sala sie durch Licht und Schatten, durch Töne oder absolute Stille zu etwas Kostbarem macht: Momente, die ohne sein Zutun verloren wären. Anri Sala vertritt eine künstlerische Position, die nicht vor Emotionen zurückschreckt.

John Bock
Bild: DW-TV

John Bock

John Bock, Jahrgang 65. Herkunft Friesland. Sein besonderes Kennzeichen ist sein Strubbelkopf – und der bietet jede Menge Platz für verrückte Ideen.
Zum Beispiel Kostüme für seine Performances: riesige Köpfe aus Wolle, prall gefüllt mit Watte. Aus den Augenhöhlen quellen lange Fangarme heraus.
John Bock lässt nähen, zimmern, kneten – dabei entstehen Installationen wie trashige Spielwelten. Und die sind in der ganzen Kunstwelt unterwegs, in großen Museen, auf Biennalen von Sao Paulo bis Venedig und auch auf der Triennale in Yokohama. Absurdes Theater, Dada – beim diplomierten Betriebswirt John Bock, kann man nie sicher sein, wen und was er ernst nimmt.