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Pragmatiker mit Krone

Darius Cierpialkowski 8. Oktober 2002

Er ist blond, recht klein aber sportlich, sein Gesicht wirkt beinah jugendlich und frisch. In diesen Tagen hat er die Fünfzig überschritten und ganz Russland gratuliert ihm.

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Wladimir Putin, seines Zeichens Russlands Präsident, ist ein Mann der Tat. Seinen 50. Geburtstag beging er erst gar nicht im Kreml, sondern im fernen Moldawien. Statt sich daheim feiern zu lassen, vertrat er auf dem Gipfel der GUS-Länder mal wieder erfolgreich die Interessen seines Landes. Der "Deutsche" im Kreml ist halt ein durch und durch Pragmatiker.

Doch ganz so sang und klanglos wollten die Russen den Jubiläumstag ihres Präsidenten nicht verstreichen lassen. Tausende Glückwunschkarten und unzählige Geschenke erwarteten das Staatsoberhaupt bei seiner Rückkehr nach Moskau. Vor allem die Mächtigen im Land machten sich seit Wochen Gedanken, wie sie die Aufmerksamkeit des Präsidenten auf sich ziehen könnten.

Symbol uneingeschränkter Macht

Die Gilde russischer Juweliere etwa hatte die brillante Idee, dem geliebten Präsidenten eine Kopie der Krönungskrone des russischen Zaren zu schenken. An der bescheidenen Gabe aus Gold, unterschiedlichen Edelsteinen und Zobelpelz wurde mehrere Wochen lang gearbeitet. Die Krone gilt als Symbol uneingeschränkter Macht. Für einen aufrechten Demokraten das passende Geschenk also.

Doch der Präsident teilt auch gerne mit anderen. Einige Souvenirs verschenkte er sogleich weiter. Eine Schweizer Uhr an einen U-Boot-Kommandanten, eine Edellimousine aus Deutschland an einen Vertreter der Russisch-Orthodoxen Kirche, eine Antilope, ein früheres Geschenk des Kasachen Nasurbajew, an den Zoo. Was aus der oben erwähnten Prunkkrone im Wert von 50.000 Euro wird, ist noch unklar. Derzeit hat der Präsident noch Skrupel das gutgemeinte Geschenk anzunehmen.