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Post auf Einkaufstour

Sebastian Ertinger 20. September 2005

Die Deutsche Post baut die Logistik als zweites Standbein aus. Mit der Übernahme des britischen Konzerns Exel will der Gelbe Riese fit für das Ende des Monopols im deutschen Briefgeschäft werden.

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Einträchtige Übernahme: Postchef Zumwinkel (li.) verkündet Exel-KaufBild: AP

Die Deutsche Post will nach eigenen Angaben 5,5 Milliarden Euro für den Exel-Konzern bezahlen. Das Bonner Unternehmen will den Kaufpreis zu rund 72 Prozent in bar aufbringen. Der Rest soll mit der Ausgabe neuer Aktien gestemmt werden. Angesichts dieser Schwindel erregenden Summe griff Post-Vorstandschef Klaus Zumwinkel bei einer Pressekonferenz am Montag (19.9.2005) in London zu außerirdischen Zitaten. "Es ist ein kleiner Schritt für die Menschheit, aber ein gigantischer Sprung für die Logistikwelt", wandelte er den Satz des US-Astronauten Neil Armstrong ab.

Durch den Zusammenschluss steigt das Bonner Unternehmen zum weltweit größten Logistikanbieter auf und verweist die Hauptkonkurrenten UPS und Federal Express auf die Ränge. "Durch eine Kombination von Exel und der Logistik-Sparte der Deutschen Post schaffen wir gemeinsam eine bisher nie da gewesene weltweite Präsenz", sagte Zumwinkel. "Als globaler Marktführer können wir überdurchschnittlich vom wachsenden Welthandel profitieren."

Brief-Monopol läuft ab

Briefkasten
Die Brief-Post kriegt bald KonkurrenzBild: Bilderbox

Durch die Übernahme von Exel will der Vorstandsvorsitzende die Logistik zu einer der tragenden Säulen der Deutschen Post neben dem Briefgeschäft, dem Expressdienst und der Postbank ausbauen. Den Großteil ihrer Gewinne schöpft die Post derzeit noch aus der Briefsparte. Mit der Erweiterung des Logistik-Bereichs will sich Zumwinkel von dieser unabhängiger machen. Denn Ende 2007 oder spätestens Anfang 2008 soll voraussichtlich das dem ehemaligen deutschen Staatsunternehmen eingeräumte Monopol im Brief-Transport fallen.

Der dann einsetzende Konkurrenzdruck würde diese Gewinne zusammenschmelzen lassen. Mit Kapital und Know-how ausgestattete Anwärter stehen bereits in den Startlöchern, wie beispielsweise die niederländische Post, der Otto-Versand, oder auch die Zeitungsverlage Holtzbrinck, Springer und WAZ.

Freundliche Übernahme

"Unsere Unternehmen ergänzen sich sehr gut", meinte der Chef des Gelben Riesen. Die Deutsche Post sei im Logistiksektor auf dem europäischen Kontinent und in Asien stark, Exel hingegen in Großbritannien und in Nordamerika. "Ich kann berichten, dass der Vorstand die Übernahme-Offerte begrüßt und den Aktionären von Exel einstimmig empfiehlt, das Kaufangebot anzunehmen", sagte Exel-Vorstandschef John Allen auf der Pressekonferenz. Allen soll der Leiter der neuen, gemeinsamen Logistiksparte DHL Exel Logistics mit Sitz in Bracknell bei London werden. Das britische Unternehmen plant für November eine Aktionärs-Hauptversammlung, bei der über das Angebot beraten werden soll. Auch die Wettbewerbsbehörden müssen dem Zusammenschluss noch zustimmen.

Galerie Klaus Zumwinkel Postbank
Vorstandsvorsitzender der Deutschen Post, Klaus ZumwinkelBild: AP

"Die richtige Arbeit fängt jedoch erst nach dem Kauf an", sagte Zumwinkel. Die größte Herausforderung der Fusion sei die Zusammenführung der unterschiedlichen Betriebsstrukturen. "Aber beide Konzerne haben bereits Erfahrungen mit der Unternehmensintegration", ergänzte Zumwinkel.

Die Deutsche Post hatte beispielsweise im Jahr 1999 das schweizerische Logistikunternehmen Danzas übernommen. 2002 kaufte sich dann das Bonner Unternehmen in den Express-Dienstleister DHL ein und übernahm ihn bis Ende des Jahres vollständig. DHL war damals mit über 71.000 Mitarbeitern auf der ganzen Welt vertreten. Dieser Zusammenschluss war ein wichtiger Meilenstein in der Umwandlung von einem Staatsunternehmen in einen globalen Transportkonzern.

Bisher größter Einkauf im Ausland

Das Übernahmeangebot für Exel ist die bislang größte Auslandsinvestition des Unternehmens, die sogar den Kauf von DHL für 2,4 Milliarden Euro übertrifft. Exel ist an der Londoner Börse umgerechnet rund 4,1 Milliarden Euro wert. Im ersten Halbjahr 2005 machte das Unternehmen einen Umsatz von rund 5,4 Milliarden Euro.

Von dem Zukauf erhofft sich die Deutsche Post durch Synergie-Effekte bis 2008 Einsparungen von jährlich 220 Millionen Euro. Über die zu erwartenden Kosten der Fusion wollten sich die Unternehmenschefs nicht äußern. Gesetzliche Regelungen in Großbritannien würden dies vor Abschluss der Übernahme verbieten.