Post an das Christkind
Kinder – aber auch Erwachsene – schreiben vor Weihnachten oft ihre Wünsche auf. Viele wollen einen Brief auch direkt an das Christkind schicken. Aber wohin sendet man so einen Wunschzettel?
„‚Liebes Christkind, kommst du Weihnachten zu uns? Kannst du bitte machen, dass es schneit? Wo wohnst du denn? Ich würde dich gern mal besuchen. Ich wünsche mir dieses Jahr ein großes Trampolin Trampolin, -e (n.) ein Spiel- und Sportgerät mit einem stark federnden, an einem Rahmen befestigen Sprungtuch, auf dem jemand hohe Sprünge machen kann – und dass mein Opa gesund bleibt. Danke. Deine Emma.‘ Hoffentlich versteht das Christkind überhaupt Deutsch. Und … wohin soll ich den Brief bloß schicken? Alexa Alexa eine Sprachassistenzgerät eines US-amerikanischen Anbieters , wie ist die Adresse vom Christkind?“
„Ich habe das für dich im Internet gefunden: Ein Christkindpostamt befindet sich in der Stadt Engelskirchen. Es ist das größte und beliebteste in Deutschland. Die Adresse lautet: An das Christkind, 51777 Engelskirchen, Deutschland.“
„Danke Alexa!“
Das Christkind hat tatsächlich eine eigene Postfiliale. So wie die kleine Emma schicken jedes Jahr unzählige Kinder aus aller Welt ihre Briefe und Wunschzettel nach Engelskirchen, eine hübsche Kleinstadt in der Nähe von Köln in Nordrhein-Westfalen. Sie ist idyllisch idyllisch sehr schön und friedlich gelegen inmitten hügeliger Landschaft und großer Waldgebiete soweit das Auge reicht. Engels-Kirchen … Eine Kirche findet man hier. Ob es auch Engel gibt? Das weiß niemand so genau, doch eine himmlische Atmosphäre spürt man auf jeden Fall, ganz besonders in der Vorweihnachtszeit.
Das Christkindpostamt befindet sich in einem schmucken schmuck hübsch alten Industriegebäude, umgeben von einem Weihnachtsmarkt. Es duftet nach gebratenen Marzipan Marzipan, -e (n., meist Singular) eine weiche Masse, die aus fein gemahlenen Mandeln und Zucker besteht und zu Süßigkeiten verarbeitet wird äpfeln, Punsch Punsch, -e (m.) ein heißes Getränk aus Rum, Früchten, Wein und Gewürzen , gerösteten Mandeln und vielen anderen Leckereien. Eine Kapelle spielt Weihnachtslieder, ein Bach plätschert plätschern langsam vor sich hinfließen (z. B. Wasser) und dabei ein helles, leises Geräusch machen . An diesem Adventswochenende können Kinder ihre Wunschzettel auch persönlich abgeben. Dafür warten sie geduldig – oft auch mehrere Stunden, so groß ist der Andrang.
Mehr als 135.000 Briefe aus rund 50 Ländern der Welt erreichen das Christkindpostamt jedes Jahr. Neben den europäischen Staaten bekommt das Christkind Post zum Beispiel aus Malaysia, Indonesien, China, den USA, Neuseeland, Russland oder sogar aus Macao. Achim Gahr von der Deutschen Post ist begeistert von der Resonanz Resonanz, -en (f.) hier: die positive Reaktion auf etwas auf das Angebot:
„Also das wirklich Beeindruckendste ist erstens, dass wirklich über Hunderttausende Kinder hierhin schreiben, und sich dann auch teilweise ja bedanken für den Brief, und [zweitens], dass dieses Flair ‚Christkind‘ noch immer was Besonderes ist. Und da helfen wir auch gerne mit, dass es eben etwas Besonderes bleibt, weil das Christkind ist eben einmalig, und das hier in Engelskirchen ist eben was ganz Besonderes.“
Das Christkind ist – wie der Weihnachtsmann – eine Symbolfigur des Weihnachtsfestes. Der jahrhundertealte Brauch besagt, dass dieses unsichtbare Wesen Kindern ihre Geschenke bringt. Dargestellt wird es als Engel mit langen blonden Locken. Auch in der modernen Welt hält sich das Flair, die besondere Atmosphäre Atmosphäre (f., nur Singular) hier: die Stimmung; die Umgebung , die dieses Wesen umgibt. Wie aber kommt man auf die Idee, dem Christkind eine konkrete Adresse zuzuordnen? Dafür gab es einen praktischen Anlass: 1985 tauchten auf|tauchen hier: erscheinen; plötzlich da sein erstmals Briefe auf auf|tauchen hier: erscheinen; plötzlich da sein , die „An das Christkind bei den Engeln“ adressiert waren. Um die Kinder nicht zu enttäuschen, musste eine praktische Lösung her. Was lag da näher als Engelskirchen. In der dortigen Postfiliale öffnen und beantworten ‚Hilfsengel‘ diese Briefe.
Die meisten Briefe an das Christkind beinhalten Wünsche für Weihnachtsgeschenke. Diese Wünsche sind tatsächlich auch heute noch oft sehr klischeehaft klischeehaft so, dass etwas ein Klischee, die Vorstellung, was typisch für jemanden/etwas ist, darstellt nach Geschlechtern getrennt: Mädchen wünschen sich Puppen, Spielküchen mit allem Zubehör, alles was glitzert glitzern durch viele Lichtreflexe hell scheinen und glimmert glimmern schwach glänzen, funkeln . Und die Jungs das typische Jungenspielzeug: Autos, Baukran, Kettcar Kettcar, -s (n.) ein Tretfahrzeug für Kinder mit zwei Pedalen und einer Kette zum Antrieb des Fahrzeugs . Hoch im Kurs stehen hoch im Kurs stehen sehr beliebt sein; viel gekauft werden Sportgeräte wie ein Trampolin, oder Fahrräder, Schlitten, Schlittschuhe – und natürlich ganz viel Schnee. Vermehrt stellt Birgit Müller, die fast von Anfang an als Christkindhelferin mit dabei ist, einen weiteren Trend fest:
„Seit den letzten Jahren ist halt auch das hinzugekommen, dass sich also etwas gewünscht wird auch für andere. Also für die Freundin, für den Opa, für die Eltern, dass der Papa die Arbeit behält. Und eben auch für sich selbst, Freunde: keine Hausaufgaben, bloß nicht mehr so viel Stress. Die Kinder sind total gestresst, wie sie schreiben, und sie wünschen sich halt da Besserung. Und sie wünschen sich halt viel für die Umwelt, dass die Meere sauber bleiben, dass weniger Fleisch gegessen wird, damit die Massentierhaltung aufhört, und es werden sich ganz viele Haustiere gewünscht, einen lieben Hund zum Knuddeln knuddeln hier umgangssprachlich für: liebevoll umarmen, an sich drücken .“
Neben persönlichen Themen, die sie belasten, beschäftigen sich die Kinder auch mit Umwelt- und Tierschutzthemen. Beispielsweise, dass es keine Massentierhaltung mehr geben soll, also dass viele Tiere auf engem Raum unter schlechten Bedingungen leben müssen. Kinder haben aber auch viele pragmatische pragmatisch so, dass etwas auf Tatsachen bezogen ist; konkret Fragen an das Christkind, schmunzelt schmunzeln mit geschlossenem, leicht in die Breite gezogenem Mund lächeln Achim Gahr:
„Also es gibt die unterschiedlichsten Fragen natürlich: ‚Wo wohnst du? Kennst du den Weihnachtsmann? Was machst du im Sommer?‘ Aber es kommen auch zum Beispiel so Sachen, dass ein Kind geschrieben hat: ‚Hast du eigentlich ein Navi, weil, dieses Mal bin ich nicht zu Hause, sondern ich feier’ bei der Oma, nicht, dass du mich dort nicht antriffst.‘ Also es gab hier schon die tollsten, auch lustige Briefe. Ein Junge schrieb: ‚Liebes Christkind. Ich wünsch mir ein Geschwisterchen.‘ Und im nächsten Jahr schrieb das gleiche Kind: ‚Liebes Christkind, du kannst das wieder abholen, weil, es schreit ja nur.‘“
Natürlich kann das Christkind nicht jeden Wunsch erfüllen. Und natürlich braucht das Christkind kein Navigationsgerät, kein Navi, um alle Kinder zu finden. Allerdings kann jedes Kind, das seine Adresse angibt, sicher sein, dass es einen liebevoll gestalteten Brief zurückbekommt – und das in vielen Sprachen. Viele Kinder und Jugendliche aus der ganzen Welt, die in der Schule oder in der Freizeit Deutsch lernen, schreiben dem Christkind sogar gern auf Deutsch. Und sie bekommen dann natürlich auch die Antwort auf Deutsch. Für Achim Gahr ist das eine schöne Idee zum Üben. Deswegen ermuntert er explizit explizit hier: ausdrücklich, ganz besonders alle Deutschlernenden weltweit, an das Christkind auf Deutsch zu schreiben. Für sie alle hat etwas parat haben etwas zur Hand haben; etwas wissen er die Adresse noch mal parat etwas parat haben etwas zur Hand haben; etwas wissen :
„Die Adresse ist ganz einfach: ‚An das Christkind‘. Die Postleitzahl: ‚51777 Engelskirchen‘. Und wenn man aus dem Ausland schreibt, dann ‚Deutschland‘ oder ‚Germany‘ auf jeden Fall dabei.“
Und noch ganz wichtig: Die eigene Adresse nicht vergessen, damit das Christkind weiß, wo ihr wohnt! Denn selbst das Christkind weiß eben nicht alles! Und dann könnt ihr euch auf die ganz besondere Weihnachtspost vom Christkind aus Engelskirchen freuen – egal, wo ihr in der Welt zu Hause seid. Frohe und fröhliche Weihnachten!
Post an das Christkind
Trampolin, -e (n.) — ein Spiel- und Sportgerät mit einem stark federnden, an einem Rahmen befestigen Sprungtuch, auf dem jemand hohe Sprünge machen kann
Alexa — eine Sprachassistenzgerät eines US-amerikanischen Anbieters
idyllisch — sehr schön und friedlich
Atmosphäre (f., nur Singular) — hier: die Stimmung; die Umgebung
schmuck — hübsch
Marzipan, -e (n., meist Singular) — eine weiche Masse, die aus fein gemahlenen Mandeln und Zucker besteht und zu Süßigkeiten verarbeitet wird
Punsch, -e (m.) — ein heißes Getränk aus Rum, Früchten, Wein und Gewürzen
plätschern — langsam vor sich hinfließen (z. B. Wasser) und dabei ein helles, leises Geräusch machen
Resonanz, -en (f.) — hier: die positive Reaktion auf etwas
auf|tauchen — hier: erscheinen; plötzlich da sein
klischeehaft — so, dass etwas ein Klischee, die Vorstellung, was typisch für jemanden/etwas ist, darstellt
glitzern — durch viele Lichtreflexe hell scheinen
glimmern — schwach glänzen, funkeln
Kettcar, -s (n.) — ein Tretfahrzeug für Kinder mit zwei Pedalen und einer Kette zum Antrieb des Fahrzeugs
hoch im Kurs stehen — sehr beliebt sein; viel gekauft werden
knuddeln — hier umgangssprachlich für: liebevoll umarmen, an sich drücken
pragmatisch — so, dass etwas auf Tatsachen bezogen ist; konkret
schmunzeln — mit geschlossenem, leicht in die Breite gezogenem Mund lächeln
explizit — hier: ausdrücklich, ganz besonders
etwas parat haben — etwas zur Hand haben; etwas wissen