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Aus neuem Holz

24. November 2007

Kevin Rudd ist nicht der Typ Politiker, für den sich australische Wähler normalerweise begeistern: Der Chef der Labor-Partei gilt als Intellektueller und wird bisweilen als "Harry Potter" belächelt.

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Kevin Rudd kauft Marmelade an einem Stand vor einem Wahllokal (AP Photo/Rob Griffith)
Kevin Rudd kauft Marmelade an einem Stand vor einem WahllokalBild: AP

Die Australier bekommen mit dem 50-jährigen Kevin Rudd einen Premierminister, der aus neuem Holz geschnitzt ist. Mit den alten Werten seiner tief in der Gewerkschaftstradition stehenden Laborpartei hat der Politiker, der auf dem diplomatischen Parkett zu Hause ist, nichts zu tun. Klassik statt Klassenkampf - Vivaldi liegt ihm näher als die Internationale.

Auch mit den oberen Zehntausend hat der blonde Brillenträger kein Problem: seine Frau Therese ist Millionärin. Sie wurde reich mit einem Unternehmen, das Jobs für Langzeitarbeitslose findet. Rudd, der Chinesisch studiert hat, lernte sie an seinem ersten Tag an der Uni kennen. Mit ihr ist er seit 26 Jahren verheiratet und hat drei Kinder.

Zuhause auf großer Bühne

Rudd fühlt sich sichtlich wohl auf großer Bühne, wie im September beim Gipfel der Pazifikanrainer APEC im Sydney. Dort zog er alle Register eines charmanten Diplomaten.

Erfahrungen sammelte er dafür in den 80er Jahren in Diensten des Außenministeriums in Peking. Diplomatisch zeigte er sich auch im Wahlkampf: als Meister unverbindlicher Freundlichkeiten.

Als Politiker zum Anfassen gilt er nicht und zeigt sich recht steif beim Bad in der Menge. Lange galt der überzeugte Christ, der nie geraucht hat und von dem keine Affären bekannt wurden, als farblos und uncharismatisch.

Im Strip-Club gestrandet

"Er ist kein australischer Clinton", meinte ein Kommentator augenzwinkernd. Bis dann im Sommer ans Licht kam, dass Rudd bei einem New-York-Besuch vor ein paar Jahren angetrunken in einem Striptease-Club landete. Als sympathischen Farbtupfer empfanden das die meisten Australier auf dem Saubermann-Image von Rudd.

Rudd, am 21. September 1957 geboren, wuchs auf einer Farm in Hinterland des Bundesstaates Queensland im Nordosten Australiens auf. Als er elf war, starb sein auf der Farm angestellter Vater, und die Familie stand vor dem Nichts. Das prägte Rudd, der damals, wie er sagte, "einen Sinn für Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit" entwickelte. (dpa)