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Polizei weist alle Vorwürfe zurück

25. Juli 2011

Nach den Anschlägen in Norwegen steht das ganze Land weiter unter Schock. Die Zahl der Todesopfer ist inzwischen auf 93 Menschen angestiegen. Die Polizei muss sich nun schwere Vorwürfe anhören. Hat sie zu spät gehandelt?

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Trauer in Norwegen (Foto: AP)
Bild: dapd

Den Polizeibehörden in Oslo werden zunehmend kritische Fragen gestellt. Wie konnte der Täter 90 Minuten lang auf die Teilnehmer des Ferienlagers auf der Insel Utøya schießen? Hat die Polizei zu zögerlich gehandelt?

Warten auf das Sonderkommando

Die Behörden wiesen am Sonntag (24.07.2011) die wachsende Kritik an ihrem Einsatz gegen den mutmaßlichen Attentäter Anders Behring Breivik zurück. Ein ranghoher Polizeioffizier erklärte, die lokale Polizei habe auf der Insel zunächst nicht gegen den bewaffneten Täter eingegriffen, da ein Sonderkommando auf dem Weg gewesen sei. Nur diese Kräfte seien entsprechend ausgebildet gewesen. Der Polizeichef räumte zugleich ein, es sei unklar, wo ein zum Dienst auf der Insel eingeteilter Polizist sich während des Massakers aufgehalten habe.

Die Pressekonferenz der Polizeispitze in Oslo (Foto: dapd)
Die Polizei muss sich den Fragen der Öffentlichkeit stellenBild: picture alliance/dpa

Der geständige mutmaßliche Attentäter hatte seine Taten in einem vom Hass auf den Islam und alles Multikulturelle geprägten Pamphlet im Internet angekündigt. Bei seiner Festnahme hatte er nach Polizeiangaben noch eine große Menge Munition bei sich. Die "Hamburger Morgenpost" berichtet, der Täter habe sich in seiner Internet-Schrift auch über Bundeskanzlerin Angela Merkel, die Linke und die Grünen feindselig geäußert.

Immer noch werden Menschen vermisst

In Oslo wurde am Sonntag bei einem Trauergottesdienst in der Kathedrale der Hauptstadt der Toten gedacht. Im Laufe des Tages hatte sich die Zahl der Opfer des Bombenanschlags im Regierungsviertel und des Massakers auf der Ferieninsel auf 93 Menschen erhöht. Es werden auch immer noch mehrere Personen vermisst. Die Regierungen in Norwegen und Schweden riefen ihre Bürger dazu auf, an diesem Montag eine Schweigeminute für die Getöteten einzulegen.

Trauergottesdienst in Norwegen (Foto: dapd)
Trauergottesdienst für die fast 100 OpferBild: dapd

"Jeder einzelne Tote ist ein unersetzlicher Verlust", sagte Ministerpräsident Jens Stoltenberg im Verlauf der Trauerfeierlichkeiten in Olso. "Zusammen bedeuten sie eine nationale Tragödie." Mit den Tränen kämpfend nannte der 52-jährige Regierungschef Namen der Opfer der Massakers auf der Insel Utoya, die ihm persönlich bekannt waren. Eines von ihnen hatte 20 Jahre lang jedes Jahr bei dem Ferienlager mitgewirkt. Ein anderer galt als hoffnungsvoller sozialdemokratischer Nachwuchspolitiker. "Getötet, fort, für immer. Es ist nicht zu begreifen", sagte der Regierungschef.

Offenbar doch ein Einzeltäter

Der mutmaßliche Attentäter, der nach bisher vorliegenden Erkenntnissen ein christlicher Fundamentalist ist, wird an diesem Montag dem Haftrichter vorgeführt. Sein Anwalt sagte im Fernsehen, der 32-Jährige wünsche, dass diese Sitzung öffentlich sei, damit er sich erklären könne. Am Freitag hatte zunächst eine heftige Bombenexplosion mit 500 Kilo Sprengstoff das Osloer Regierungsviertel erschüttert. Anschließend folgte der Angriff auf das Ferienlager der sozialdemokratischen Jugendorganisation. Die Polizei war bei ihren Ermittlungen zunächst von einem Komplizen ausgegangen. Diese Vermutungen haben sich bislang aber nicht bestätigt.

Autor: Marko Langer (mit dpa, rtr, afp)
Redaktion: Herbert Peckmann