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Polizei verhindert neuen Anschlag in der Türkei

29. August 2006

Nach der Anschlagsserie in türkischen Touristenstädten hat die Polizei ein neues Attentat verhindert. Extremistengruppen bekannten sich auch zum Anschlag in Antalya und drohen weiterhin mit Gewalt.

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Türkische Polizisten untersuchen den Anschlagsort in AntalyaBild: AP

In der Hafenstadt Izmir kam die Polizei einem mutmaßlichen Bombenleger zuvor. Nach Angaben der Nachrichtenagentur Anadolou nahmen die Sicherheitskräfte ein Mitglied der verbotenen Kurdischen Arbeiterpartei PKK fest und stellten Sprengstoff sicher. Der Anschlag soll parallel zu den Bombenexplosionen in Istanbul, Marmaris und Antalya geplant gewesen sein. Nach insgesamt fünf Bombenanschlägen gab es in der Nacht zum Dienstag (29.8.06) keine weiteren Explosionen in der Türkei. Inzwischen verschärften die Behörden die Sicherheitsvorkehrungen in den Orten an der Mittelmeerküste.

Anschlag in Antalya

Die letzte der fünf Bomben, die binnen 24 Stunden detonierten, ging in einer belebten Einkaufsgegend der Touristenhochburg Antalya hoch. Die wahrscheinlich ferngezündete Bombe war an einer Stelle explodiert, an der Mofas und Motorräder geparkt waren. Nach offiziellen Angaben wurden bei dem Anschlag drei Menschen getötet und 20 verletzt. Der Nachrichtensender CNN-Türk berichtete dagegen von 87 Verletzten. Darunter seien 14 ausländische Touristen. Einer der drei Toten sei bislang nicht identifiziert. Bei dem Anschlag seien Trümmer durch die Luft geschleudert worden, die einen Straßenverkäufer erschlagen hätten, berichtete ein Geschäftsmann. "Ich habe zwei verletzte Touristen und die verbrannte Leiche eines Mannes gesehen", sagte der Urlauber Riza Özel. Im Zusammenhang mit dem Bombenanschlag sucht die Polizei nach zwei Verdächtigen, wie die BBC berichtete.

In Marmaris war Stunden zuvor eine Bombe in einem Minibus hochgegangen, wobei 16 Menschen verletzt wurden - darunter zehn Briten. Fünf weitere Menschen seien bei der Explosion zweier weiterer Sprengsätze verletzt worden, sagte ein Polizeisprecher. Beim Anschlag in der Metropole Istanbul hatten es bereits sechs Verletzte gegeben. Die Bombe wurde der Polizei zufolge in der Nähe einer Schule gelegt. Bei den Verletzten habe es sich um Passanten gehandelt.

Weitere Drohungen der Attentäter

Die kurdische Rebellengruppe "Freiheitsfalken Kurdistans" mit Verbindungen zur verbotenen Organisation PKK bekannte sich zu den Anschlägen in der Hafenstadt Marmaris und in Istanbul. Inzwischen nahm sie auch für die Explosion in Antalya die Verantwortung. Die Splittergruppe der PKK hat in den vergangenen zwei Jahren mehrfach Anschläge in türkischen Touristengebieten verübt und weitere Gewalt angedroht.

In ihrem Bekennerschreiben forderten die kurdischen Extremisten erneut Ausländer auf, touristischen Gebieten in der Türkei fernzubleiben. Solange sich PKK-Führer Abdullah Öcalan in Gefangenschaft befinde, "werden überall in der Türkei unsere Bomben hochgehen", heißt es darin. Öcalan war vor mehr als sieben Jahren gefasst und nach Abschaffung der Todesstrafe in der Türkei zu lebenslanger Haft verurteilt worden.

Die Europäische Union verurteilt die jüngste Terrorwelle.Der
EU-Außenbeauftragte der EU, Javier Solana, sprach den Angehörigen der Opfer und der türkischen Regierung sein Beileid aus. «Meine Gedanken gelten all jenen, die bei diesen sinnlosen Akten der Gewalt verletzt wurden», erklärte er.

Die Detonation in Antalya ereignete sich ungefähr zeitgleich mit der Amtseinführung des neuen türkischen Generalstabschefs Yasar Büyükanit. Der General hatte bereits kurz nach seiner Ernennung einen unerbittlichen Kampf gegen den "separatistischen Terror" kurdischer

Extremisten angekündigt. Die PKK, die erst vor zwei Jahren eine mehrjährige Waffenruhe für beendet erklärt hatte, kämpft seit mehr als 20 Jahren mit Gewalt für mehr politische Rechte der Kurden in der Türkei. Einem 15-jährigen Guerillakrieg im Südosten des Landes waren von 1984 bis 1999 mehr als 30.000 Menschen zum Opfer gefallen.

Angriffsziel Tourismus

Erklärtes Ziel der "Freiheitsfalken Kurdistans" ist es, dem devisenträchtigen Tourismus in der Türkei zu schaden. In den ersten sieben Monaten dieses Jahres ist die Zahl der Türkei-Touristen im Vergleich zum Vorjahr um mehr als sechs Prozent auf knapp elf Millionen zurückgegangen. Die größte Gruppe - etwa 550.000 - waren wiederum Urlauber aus Deutschland. Allerdings kamen bis Ende Juli fast acht Prozent weniger. (al)