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Politikergattin gesteht Mord

10. August 2012

Der Prozess in China dauerte nur wenige Stunden und sorgte für Aufsehen. Vor Gericht stand die Frau eines ehemaligen Spitzenfunktionärs. Jetzt soll sie gestanden haben, einen britischen Geschäftsmann vergiftet zu haben.

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Der Ermordete Neil Heywood und die angeklagte Gu Kailai (Foto: Montage reuters)
Bild: Reuters

Einen Tag nach dem Prozess hat die Ehefrau des abgesetzten chinesischen Spitzenpolitikers Bo Xilai nach Medienberichten den Mord gestanden. Gu Kailai habe einen Nervenzusammenbruch als Auslöser für ihre Tat genannt, berichtete die britische BBC unter Berufung auf die Nachrichtenagentur Xinhua. Demnach hat sich die 53-Jährige für die Tragödie entschuldigt und erklärt, dass sie jeder Strafe ruhig entgegen sehe.

Der Prozess gegen die Gattin des Ex-Politikers war am Donnerstag nach wenigen Stunden beendet worden. Die Staatsanwaltschaft war davon überzeugt, dass Gu den britischen Geschäftsmann Neil Heywood vergiftet hat, weil sie um die Sicherheit ihres Sohnes gefürchtet habe. Hintergrund soll ein Streit um Geld gewesen sein. Heywood, der im November in einem Hotelzimmer in der Millionenstadt Chongqing tot aufgefunden wurde, war über Jahrzehnte mit der Familie befreundet.

Vor Gericht hatte Gu (auf der Fotomontage neben dem Ermordeten) der Mordanklage nicht widersprochen. Beobachter gehen davon aus, dass die Angeklagte wegen Mordes verurteilt wird, ihr aber die Todesstrafe erspart bleibt. Einen Termin für die Urteilsverkündung wurde noch nicht genannt.

China: Kurzer Prozess gegen Funktionärs-Gattin

Beteiligte Polizisten räumen Vertuschung ein

Noch vor dem Geständnis Gus haben vier ranghohe Polizeioffiziere vor Gericht zugegeben, bei ihren Ermittlungen Beweise manipuliert zu haben, um die Politikergattin zu entlasten. Aussagen seien gefälscht, Beweismittel unterschlagen worden, sagte ein Gerichtssprecher im ostchinesischen Hefei. Als Todesursache hätten die Beamten exzessiven Alkoholkonsum angegeben und keine Autopsie vorgenommen, sondern die Leiche eingeäschert.

Kampagne der kommunistischen Partei gegen Politiker-Paar?

Kritiker sehen hinter dem Vorgehen gegen die Politikergattin politische Motive. Sie gehen davon aus, der Prozess gegen Gu solle vor allem ihrem Mann Bo Xilai das Wasser abgraben. Der populäre Politaufsteiger, der sich als linke Alternative zur herrschenden Führung verstand, hat sich bei Chinas Parteiprominenz eine Reihe von Feinden gemacht. Lange galt Bo als aussichtsreicher Kandidat für ein Führungsamt in der Kommunistischen Partei Chinas, wurde im März aber von seinen Posten als Parteichef der 30-Millionen-Metropole Chongqing abgesetzt, wegen Korruptionsverdachts.

qu/re (rtr, afp, dpa)