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Politik direkt Forum vom 22. 07. 2010

29. Juli 2010

„Verdienen Soldaten besonderen Respekt?"

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Bundeswehrsoldaten beim AppellBild: AP

Informationen zum Thema:

Angepöbelt und bedroht - Bundeswehrsoldaten in Deutschland

Bundeswehrsoldaten sind nicht nur bei Auslandseinsätzen Gefahren und Anfeindungen ausgesetzt, sondern auch in ihrer Heimat. Immer häufiger die Klagen über Pöbeleien und Attacken, denen sie und ihre Familien in Deutschland ausgesetzt sind. Immer wieder heißt es: "Was macht ihr denn in Afghanistan?" Die, die im Ausland ihren Kopf hinhalten für Deutschland, sind in ihrer Heimat schlecht angesehen.

Unsere Frage lautet:

„Verdienen Soldaten besonderen Respekt?"

Antworten unserer Zuschauer:

Jeff Davis, USA:

„Wie kann man seine Mitbürger in Uniform nur so schändlich behandeln? Auf welcher Seite sind diese Leute? Gibt es in ihrem Land eine Organisation, die sich um die Soldaten und ihre Familien kümmert? Ich hätte gerne die Adresse dieser Organisation, damit wir Amerikaner sie unterstützen können. Berichten Sie doch bitte mal über die Hilfeangebote für deutsche Soldaten.“

Frank Boateng Agyarkwa, Ghana:

"Ihr Bericht über den Umgang mit Bundeswehrsoldaten in Deutschland hat mich zutiefst verstört. Solche Übergriffe sind völlig inakzeptabel. Wer ist es denn, der im Kriegsfall für wen mit der Waffe in der Hand kämpft? Natürlich sollten die Deutschen nicht vor ihrer Armee Angst haben so wie wir in Ghana, aber ein hohes Maß an Respekt gegenüber den Leistungen der Soldaten ist schon angebracht. Im Übrigen hat die deutsche Regierung die Entscheidung getroffen, nach Afghanistan zu gehen, nicht die Soldaten. Wenn die Deutschen über diesen Militäreinsatz wütend sind, dann sollten sie das den verantwortlichen Politikern mitteilen."

David Moloney, Irland:

"Übergriffe auf Soldaten in der Heimat sind eine Schande. Die Angreifer müssen mit der ganzen Härte des Gesetzes bestraft werden. Jeder Deutsche sollte entsetzt sein angesichts von Attacken gegen die, die im Krieg ihr Leben riskieren."

Roland Mathews, USA:

"Soldaten sind nicht für die Politik der Regierung verantwortlich. (…) Es wäre jedoch wünschenswert, wenn sich die Soldaten organisieren würden, um dagegen zu protestieren, dass sie in einen Krieg geschickt werden, den sie nicht unterstützen. In den USA waren Vietnam-Veteranen zum Beispiel die Speerspitze der Anti-Kriegs-Bewegung und das hat die öffentliche Meinung stark beeinflusst. Bei uns gilt es aber mittlerweile wieder als unpatriotisch, gegen den Krieg und das Militär zu sein (…)."

Raghu Rawat, Indien:

„Ja, Soldaten verdienen mehr Respekt. Es ist eine Schande, dass sie in Deutschland angegriffen und beschimpft werden. Die Soldaten haben sich nicht ausgesucht, nach Afghanistan zu gehen; sie wurden dahin befohlen. Die Leute sollten endlich anerkennen, dass die Soldaten ihr Land bei Krieg und Naturkatastrophen beschützen.“

Erica Weiskircher, USA:

„Ich werde das Gefühl nicht los, dass die Bundeswehrsoldaten jetzt ähnlich behandelt werden, wie die US-Soldaten zur Zeit des Vietnamkriegs. Sie tun mir wirklich leid. Auch wenn ich keinen der Kriege, die Amerika in letzter Zeit geführt hat, befürworte – es ist nicht die Schuld der Soldaten. Ich will keinen Krieg, aber sehr wohl unterstütze ich unsere Soldaten! Die Art, wie manche Deutsche mit ihren Bürgern in Uniform umgehen, ist entmutigend. Die Soldaten tun das, was jeder in seinem Beruf tun sollte: Sie machen, was man ihnen sagt.“

René Junghans, Brasilien:

„Ich finde nicht, dass Soldaten besonderen Respekt verdienen, denn wer sich entscheidet, Soldat zu werden, entscheidet sich auch, andere Menschen zu töten und das finde ich abscheulich. Gäbe es keine Armeen, gäbe es auch keine Kriege. Die milliardenschweren Waffenproduzenten zetteln Kriege an, indem sie Waffen an beide Gegner liefern und sich über jeden Krieg freuen, ganz egal wie schmutzig er ist (siehe Invasion von Vietnam, Irak und Afghanistan), um weitere Milliarden zu scheffeln. Dann werden deutsche Soldaten in den Krieg in Afghanistan geschickt, wo sie doch überhaupt nichts zu suchen haben, und werden dort ihrem Schicksal ausgesetzt, um amerikanische Interessen zu verteidigen. Viele dieser jungen Männer kommen mit Blut an den Händen zurück, psychologisch am Boden zerstört und dann werden sie in der Heimat auch noch beschimpft. Ein Teufelskreis. Um besonderen Respekt zu verdienen, sollten die Jungs den Wehrdienst verweigern und einen respektvollen Beruf erlernen, in welchem sie ihren Mitmenschen helfen und ihrem Land positive Dienste leisten können. Dann können sie nicht nur ruhig schlafen, sondern können auch erwarten, den Respekt ihrer Mitmenschen zu erobern. Das alte Sprichwort ist immer noch gültig: ‚Make love, not war’.“

S. Venkatesch Sivakumar, Indien:

„Warum denn nicht! Wohl und Wehe der ganzen Nation hängt von ihnen ab. Die Soldaten sind nicht verantwortlich für Entscheidungen über Krieg und Frieden. Sie sind lediglich ausführende Organe der Politik. Soldaten verdienen mehr Respekt als alle anderen Staatsbürger, denn sie setzen ihr Leben für ihr Land auf’s Spiel.“

Papuna Tschanadiri, Georgien:

„Ich bin schockiert, wie die Militärs in Deutschland behandelt werden. Das finde ich echt schade, denn egal wo, in Deutschland, im Irak oder Afghanistan - sie üben ihren Job aus, das ist einfach Ihr Beruf. Ich komme aus Georgien, und bei uns ist es ganz anders. Wenn unsere Soldaten - z.B. die im Irak im Einsatz waren - heimkehren, dann gelten sie als Helden (auch wenn das übertrieben klingt), die alles tun, um die Welt sicherer zu machen. Deshalb würde ich den Deutschen raten, die Soldaten mit mehr Respekt zu behandeln. Und wenn die Deutschen etwas gegen den Afghanistaneinsatz haben, dann sollten sie ihren Protest gegen die Regierung richten, gegen diejenigen, die solche Entscheidungen treffen (obwohl das meiner Ansicht nach keine falsche Entscheidung war), denn die Soldaten erfüllen nur ihre Pflicht!"

Gerhard Seeger, Philippinen:

"Auch Soldaten sollen respektiert werden, aber es braucht kein besonderer Respekt zu sein, so wie wir auch andere Berufe respektieren. Aber: Dass sie zu Hause zusammen- geschlagen werden, haben sie bestimmt nicht verdient. Das zeugt nur vom Unverstand (um nicht Dummheit zu sagen) der Schläger. Soldaten müssen Befehle befolgen, sie können nicht einfach so kündigen, wie in anderen Berufen. Die Armee wurde von der Politik nach Afghanistan gesandt, die Proteste müssten sich also gegen die Politiker richten."

Hannelore Krause, Deutschland:

"Eigentlich nicht mehr und nicht weniger als andere Berufe auch - wobei Soldaten in kriegerischen Auseinandersetzungen ihr Land verteidigen sollten. In einer globalisierten Welt werden sie auch aus Solidarität zu unseren Verbündeten in kriegerische Auseinandersetzungen entsandt - als 'Beschützer', 'Helfer' und oftmals auch zuständig für den Wiederaufbau der jeweiligen Region. Dem sollte man schon besonderen Respekt zollen - zumal viele auch ihr Leben lassen müssen für eine Sache, mit der sie gar nichts zu tun haben. Attacken und Pöbeleien ihnen gegenüber empfinde ich als nicht gerechtfertigt. Gemeinheiten werden allerdings immer bei denjenigen abgelassen, die nicht das Sagen haben."

Erwin Scholz, Costa Rica:

"Da der Mensch ein Übelmann,

der's nur selten friedlich kann,

frönt er seiner Phantasie:

Kriege führ'n muss das 'Genie'.

Permanent wird kreuz und quer

jetzt erschossen irgendwer.

Den Respekt fördert dies nicht,

ganz egal aus welcher Sicht."

Waltraud Maassen, Neuseeland:

"Nicht mehr und weniger als jeder andere Beruf. Sie tun was ihnen befohlen wird und sie tun es gut. Die jetzigen Angriffe auf ihre Person und ihre Familien sind eine Schande. Nicht zum ersten Mal werden Soldaten angepöbelt. Schon der Vietnam-Krieg hat solch ein Phänomen erzeugt. Die, die dort hingeschickt wurden, mussten den Zorn und Frustrationen der Weltbevölkerung über sich ergehen lassen. Anerkennung für ihre Dienstleistungen wurde nie wirklich gezeigt. Politiker sind froh, den Soldaten den schwarzen Peter zuschieben zu können. Und genau diese Politiker und Regierungen hätten zur Verantwortung gezogen werden müssen. Das ist heute nicht anders. ... Also haut man auf den kleinen Soldaten. Hier in Neuseeland gibt es nur Berufssoldaten, sie werden mit Respekt und Achtung wegen ihrer Aufgaben in aller Welt geschätzt. Ihr Einsatz in Krisengebieten werden aufmerksam verfolgt und ihre Erfolge werden ehrlich gefeiert. Die neuseeländischen und australischen Vietnam-Veteranen haben auch einen langen Weg zur Anerkennung hinter sich. So dürfen sie nun auch an den Paraden der Kriegsveteranen teilnehmen und die Namen der gefallenen Kiwi's in Vietnam stehen neben den gefallenen Soldaten der zwei Weltkriege. Wenn jemand für mich den Kopf hinhält werde ich mich dankbar zeigen!"

Leko McCulloch, Australien:

"Nein. Soldaten verdienen nicht mehr Respekt als Ärzte, Priester, Krankenschwestern, Sozialarbeiter oder Angestellte der Müllabfuhr. Jeder Mensch verdient den Respekt seiner Mitmenschen. Besonderen Respekt verdient man dann aufgrund von Taten. Sich für einen bestimmten Beruf zu entscheiden, gehört für mich nicht zur Liste der 'guten Taten' - schließlich gibt es schwarze Schafe auch bei der Bundeswehr, Ärzten, Krankenschwestern, Priestern oder Angestellten der Müllabfuhr."

George Wolf, Kanada:

"Seit wir im Afghanistankrieg mitkämpfen, ist der Ruf der kanadischen Soldaten zuhause sehr gestiegen. Nicht weil die Mehrheit unserer Mitbürger den Krieg befürwortet, sondern weil die Soldaten, von Politikern der Lebensgefahr für ein fragwürdiges Ziel ausgesetzt, ihre Pflicht trotzdem hervorragend erfüllen."

Herbert Fuchs, Finnland:

"Das ist keine Frage. Eigentlich sollte das anstandslos zum Benimm dazu gehören. Die meisten Menschen bemühen sich gar nicht ernstlich nachzudenken, was die Soldaten für unsere Sicherheit in der Welt leisten. Man sollte schon ein wenig mehr Anstand zeigen und unseren Soldaten fern der Heimat, Ehre und Achtung erweisen. Das sind wir unseren Soldaten unwiderruflich schuldig."

Die Redaktion von 'Politik direkt' behält sich das Recht vor, Zuschriften zu kürzen.