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Politik direkt Forum vom 14. 01. 2008

21. Januar 2008

"Sollten junge Schläger schneller in den Knast wandern?"

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Bild: AP

Informationen zum Thema:

Jugendgewalt - was tun gegen junge Serientäter?

Junge Männer schlagen in München einen Rentner zusammen - und ganz Deutschland diskutiert: müssen jugendliche Gewalttäter härter bestraft werden? Experten sind sich einig: die bestehenden Gesetze reichen aus, sie müssen nur konsequent umgesetzt werden. Aber noch vergehen oft Monate, bis ein Schläger nach der Tat vor Gericht erscheinen muss. Denn oft fehlt es an Personal für ein schnelles Verfahren. Und viel Personal braucht es, um gewaltbereite Jugendliche in den Griff zu bekommen. In Berlin versuchen spezielle Polizeieinheiten, den Intensivtätern beizukommen. Das Konzept: Jeder Intensivtäter wird einzeln von einem Polizisten und einem Staatsanwalt "betreut". Die Polizisten haben ihn ständig im Auge. Dadurch soll er begreifen, dass er bei jedem Fehltritt sofort ins Gefängnis kommt.

Unsere Frage lautet:

"Sollten junge Schläger schneller in den Knast wandern?"

Antworten unserer Zuschauer:

Terry Owings, Neuseeland"

"Will Deutschland wirklich den gleichen Fehler machen wie die Philippinen, wo 9-jährige Jungs mit erwachsenen Verbrechern zusammen eingesperrt werden. Das ist doch keine Lösung. Jugendliche zwischen 13 und 19 brauchen Vorbilder, Disziplin und Unterstützung von Eltern, Familie, Lehrern, Sporttrainern und guten Freunden. Und man muss ihnen sagen, dass sie sich ihre Freunde wirklich gut aussuchen müssen."

Karl-Heinz Mönnekemeyer, Thailand:

"Jede korrigierende erzieherische Maßnahme kann ihre positive Wirkung nur entfalten,wenn sie im Zusammenhang mit dem zugrundeliegenden Fehlverhalten erfolgt. Erfolgt sie sehr viel später, bleibt das Fehlverhalten also (zunächst) unbestraft, so ermutigt es im Zweifelsfall zur Wiederholung. Wenn die Bestrafung schließlich und außerhalb des Tatzusammenhangs erfolgt, kann sie dann doch nur als ungerecht empfunden werden. Solch schlichten Erkenntnisstand den Politikern und Juristen erst per Umfrage vermitteln zu müssen, ist ein sanktionswürdiger Tatbestand sui generis."

Rolf Bockmuehl, Philippinen:

"In jedem Fall. Nur so verstehen die Heranwachsenden was es heißt, Regeln einfach mal zu verletzen. Deshalb sollte das Gesetz schnell und mit Härte angewendet werden. Alle die halbherzigen und teuren Versuche der Vergangenheit, entgleiste Jugendliche in die Normalität zurück zu führen, gelten als gescheitert. Für ausländische Jugendliche muss gelten: Ein Mal ist kein Mal; aber zwei Mal ist ein Mal zuviel. Beim zweiten Verstoß sollten diese Heranwachsenden sofort ausgewiesen werden. Als lange im Ausland Lebender weiß ich was es heißt, Regeln zu beachten und zu befolgen. Das erleichtert das Zusammenleben. (...) Ich bin Gast in diesem Land. Somit halte ich mich an geltende Bestimmungen. Dann klappt es auch mit dem Zusammenleben als Ausländer in der Fremde."

Dalai Wenger, Brasilien:

"Ich bin ganz klar der Meinung, dass man die Gewalt nicht durch härtere Strafen mindern kann. Man müsste, wie auch hier in Brasilien, die bestehenden Gesetze besser anwenden. Eher auf Integration setzen als auf Bestrafung. Denn das Problem der Gewalt entsteht durch die Ungleichheit in der Bevölkerung. Wenn wir die Jugendlichen stärker bestrafen, in den Knast schicken, dann lernen sie das Metier früher und werden so schneller zu Kriminellen. Ich behaupte hier ganz einfach, im Knast kommt man zu schlechten Kontakten, sie bekommen einen gewissen Umgang. (...) Daher ist meine Meinung ganz klar, nicht härter bestrafen, sondern den Jugendlichen bessere Perspektiven bieten. Ihnen, evtl. in Camps, einen handwerklichen Job beibringen und das Selbstvertrauen aufbauen."

Claus Stauffenberg, Australien:

"Diese unterprivilegierten Immigrantenkinder brauchen mehr als eine Gefängnisstrafe. Sie müssen integriert werden in die Gesellschaft, sie brauchen Unterstützung, um sich zu besseren Menschen mit Selbstrespekt zu entwickeln. Und sie müssen wieder mit den Menschen konfrontiert werden, an denen sie ihre Verbrechen verübt haben. Idealerweise sollte das die Polizei oder die Nachbarschaft selbst übernehmen, damit die Gerichte wieder mehr Zeit haben, sich um ernsthafte Verbrechen kümmern."

Gustaf Woelfle, USA:

"Ist es nun der Vater Staat, der diese "Ungezogenheit" ins Gleichgewicht bringen soll? Schneller oder gar kein Knast. Das Zweite ist richtig, denn es fehlt an Respekt dieser Banditen. Infolge dessen wäre nur harte Arbeit am Platze. Oder aber auch, was eine milde Lehre wäre, Dienst zu leisten für 'diejenigen deutschen Bürger', die noch heute an den Folgen des Krieges leiden. Wenn allerdings diese Methode nicht hilft, dann nur ein 'one-way-ticket' in die Heimat."

Gerhard Seeger, Philippinen:

"Schneller zur Verantwortung ziehen ist nötig. Wer längere Zeit mit seinen (Un-)Taten davon kommt, glaubt bald, es geht immer so. Ob sie gleich in den Knast müssen oder es erst mit anderen Maßnahmen - z. B. gemeinnützige Arbeit - versucht werden kann, muss in den einzelnen Fällen entschieden werden."

Maria Fernanda, Venezuela:

"Ich möchte nicht wissen, was uns Deutschen im Ausland für eine Strafe drohen würde wenn wir uns so aufführen. Deshalb bin ich für Gleichberechtigung. Die deutschen Straftäter ins Gefängnis und die Ausländer gleich Abschieben mit anschließendem Einreiseverbot."

Lee Davis, USA:

"Ich glaube, dass junge Leute, die ein Verbrechen begehen, sofort bestraft werden müssen. Das muss ja nicht immer Gefängnis bedeuten. In den USA kommen junge Kriminelle nur in Ausnahmefällen in den Erwachsenenknast. Eine Ausnahme ist Mord."

F. Christopher, Polen:

"Ich bin der Meinung, dass weniger ein ordentliches legales Prozedere als eine schnelle Bestrafung dazu führt, dass es weniger Verbrechen durch Wiederholungstäter gibt."

Aimal Khan, Pakistan:

"Jugendliche Intensivtäter in den Knast zu stecken, heißt Sicherheit zu haben nur solange sie hinter Gittern sind. Kommen sie wieder raus, geht es munter weiter. Sie immer wieder einzusperren, hilft nur, dass sie sich daran gewöhnen. Die beste Lösung ist, sie über die Konsequenzen ihres Tuns aufzuklären und entsprechend zu erziehen. Nur das wird sie überzeugen."

Harry Harwetz, Deutschland:

"Die deutschen Richter urteilen zu milde. In Köln kommen 20 - 22 Jahre alte Schläger und Messerstecher, die einen 20-Jährigen erschlagen und erstochen haben, trotz Vorstrafen vor den Jugendrichter und nicht vor das Schwurgericht. 14- und 15-jährige Mädchen, die eine alte Rentnerin krankenhausreif geschlagen und beraubt haben, erhalten keine Strafe, sondern sie werden ermahnt und nach Hause geschickt. Alte Menschen haben Angst, zu später Stunde mit der U-Bahn zu fahren, und Frau Zypries rät diesen Menschen, sich bei rüpelhaftem Benehmen junger Randalierer nicht provozieren zu lassen, sondern den U-Bahnwagen zu verlassen oder in einen anderen Wagen zu steigen. Diese Entwicklung ist nicht mit einem Mangel an Richtern zu erklären, wenn ein Richter für die Bearbeitung eines Falles eine Woche benötigt. Und wenn ein Richter hart und schnell urteilt, dann wird er als 'Richter Gnadenlos' in Verruf gebracht. Das ist eine erschreckende Entwicklung für Deutschland. Wenn ich jünger wäre, würde ich gerne auswandern."

Herbert Fuchs, Finnland:

"Wer als Jugendlicher glaubt, dass man in Deutschland das Faustrecht überall einsetzen kann, braucht vom Staat her eine 'voll auf die Mütze', um es in deren Jargon zu sagen. Die Polizei sollte soviel Kraft besitzen, dass der Schläger im Nu, d. h. sofort, von der Straße verschwindet (...) in längere Einzelhaft ohne Besuch etc. Mit unserem jetzigen Strafgesetz kann man nicht einmal eine alte Oma erschrecken. Jeder Straftäter gehört in den Knast sofort, d. h. umgehend, dass er kein zweites Mal mehr jemanden angreift. (...) Diese Schlägertypen sollten wissen: Wer eine solche Musik bestellt, der muss auch teuer bezahlen."

Erwin Scholz, Costa Rica:

"Burschen mit Flausen,

oftmals ein Grausen.

Zeitig hier lenken

förderte Denken.

Oft trifft es sich nicht.

Der 'Lohn' für den Wicht,

sind Folgen gemein,

muss blitzartig sein,

nicht unbedingt Knast,

doch 'Frondienst', der passt."

Rina Verwoerd, Südafrika:

"Wäre es nicht vernünftiger, Kinder von größeren Kulturgruppen, wie z. B. die Türken, in deren Muttersprache zu unterrichten? Dadurch bekommen sie eine eigene Identität und können stolz darauf sein. Ich stamme auch von einer kleineren Kultur-Gemeinschaft ab, habe Unterricht in meiner Muttersprache gehabt, spreche trotzdem Englisch. Bei eigener Identität fängt man an, stolze Bürger zu erziehen. Akademisch werden sie sich auch verbessern. Ich war für 30 Jahre Lehrerin und bin von muttersprachlichem Unterricht überzeugt!"

Peter Czasch, Thailand:

"Viel zu lange wurde nach dem 68er-Motto gehandelt: 'Gut, dass wir darüber gesprochen haben'. Null-Toleranz haben in New York, in Singapur und anderen Städten die Gewaltkriminalität drastisch gesenkt oder gar fast beseitigt. Nur in Deutschland galt und gilt immer noch der Täterschutz vor dem Opferschutz. (...) Die Jugendlichen selbst wollen Grenzen, Werte, Wege zum Besseren und vor allen Dingen eine Quittung für ihre Taten. Darüber hinaus muss jeder Politiker in Verantwortung im Amtseid schwören, Schaden von den Bürgern abzuwenden. Wer hat also dann recht: Herr Koch aus Hessen oder die 'Verständnisvollen', die Gewalt und Kriminelle tolerieren (...)? Ich glaube, die Frage erübrigt sich. Es ist höchste Zeit, endlich zu handeln."

Martin Burmeister, Venezuela:

"Eine Abschreckung für Jugendliche, von Gewalttaten Abstand zu nehmen, ist sehr zu wünschen. Ob der Knast die richtige Erziehungsmethode ist, kann ich nicht beurteilen. Eine wirksame Bestrafung sollte jedoch angewandt werden."

Die Redaktion ‚Politik direkt‘ behält sich das Recht vor, Zuschriften zu kürzen.