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Politik direkt Forum vom 01. 04. 2010

8. April 2010

„Was tun gegen Billiglöhne und befristete Jobs?"

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Bild: picture-alliance/Sven Simon

Informationen zum Thema:

Arbeitswelt im Wandel - weniger Lohn, mehr Unsicherheit

Arbeit in Deutschland hat sich gerade in den letzten Jahren dramatisch gewandelt. Immer weniger Menschen haben feste, unbefristete Arbeit. Und immer mehr arbeiten für weniger Geld. Untersuchungen haben ergeben, dass in Deutschland schon jeder fünfte Beschäftigte für einen Niedriglohn arbeitet. Nur noch jeder zweite Berufseinsteiger kriegt heute einen unbefristeten Vertrag. Die dramatisch veränderte Situation hat nun auch die Politik alarmiert.

Unsere Frage lautet:

„Was tun gegen Billiglöhne und befristete Jobs?"

Antworten unserer Zuschauer:

Erwin Scholz, Costa Rica

Politiker auf Zeitarbeit

plus globale Wirtschafstbosse,

stoppte so manche Eigenheit

und die großmäulige Posse.

Paul Hanser, Australien:

Die Zeiten von festen Jobs sind endgültig vorbei - auch die Deutschen müssen das allmählich einsehen. Die Alternative ist ja nicht unbedingt gnadenloses Hire and Fire, aber Arbeitnehmer müssen heutzutage bereit sein, flexibel zu sein und auch mal kurzfristig die Stadt oder gar das Land zu wechseln.

Rene Junghans, Brasilien

Als Arbeitnehmer hat man eigentlich kaum Möglichkeiten, etwas dagegen zu tun, denn die Unternehmer sind immer die stärkere Partei im nie endenden Klassenkampf zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern. Die einzige Möglichkeit scheint mir, sich selbstständig zu machen. Dazu braucht man allerdings eine Menge Eigenkapital, will man nicht mit einem Schuldenberg beginnen. Die Wenigsten haben diese Chance. Also bleibt meiner Ansicht nur, auszuwandern, in ein Land, wo man bessere Lebens- und Arbeitsbedingungen vorfindet. Das habe ich glücklicherweise rechtzeitig erkannt, als ich 1972 nach Brasilien ausgewandert bin - und habe das bis heute nicht bereut. Ansonsten ist es ein Jammer, wie es mit dem Wohlstandsland Deutschland so rapide bergab ging. Die Politik hat kläglich versagt, die Unternehmer haben das genutzt, und die Reichen wurden immer reicher und die Armen eben immer ärmer. Ich verstehe nur nicht so richtig, warum die Deutschen das nicht rechtzeitig bemerkt haben.

Hannelore Krause, Deutschland

Es gibt Menschen, die mit Billiglöhnen für ihre Arbeit zufrieden sind nach dem Motto: Lieber weniger Geld bekommen und vielleicht noch einen zweiten oder dritten Job annehmen als von Wohltaten des Staates zu leben. Ich empfinde es zwar als menschenunwürdig, wenn Arbeitnehmer für einen Billiglohn 30, 40 oder noch mehr Stunden malochen müssen, während andere für‘s Nichtstun "überproportional" vom Staat entlohnt werden. Jeder zweite Arbeitnehmer hat heutzutage einen befristeten Job, was nicht unbedingt negative Auswirkungen haben muss. Es lebt sich natürlich besser, wenn man weiß, den Job seines Lebens zu haben und mit diesem dann das Rentenalter ansteuern zu dürfen. Jedoch mit viel Ehrgeiz und Flexibilität lässt es sich auch in einem befristeten Job aushalten, wenn denn ad eins: die Anschlussjobs vorhanden sind oder man vielleicht sogar das Glück hat, in ein unbefristetes Arbeitsverhältnis übernommen zu werden. Fazit: Ob Mindestlöhne das Patentrezept gegen Billiglöhne sind, bleibt dahingestellt. Befristete Jobs wird man nicht mehr abschaffen. Sie können auch als Chance für Arbeitskräfte gesehen werden, Erlerntes oder angenommenes Wissen mitzunehmen, um es in einem anderen Betrieb erfolgreich umsetzen zu können, oder es den Weg frei macht für eine Selbständigkeit."

Dieter Hallensleben, Thailand

Ich halte Zeitarbeit durchaus für ein geeignetes Mittel, um Spitzen in der Auftragslage zu begegnen. Der Arbeitgeber kann dadurch flexibler handeln, indem er sich der Flexibilität der Zeitarbeitnehmer bedient. Diese besteht in der Anpassung an neue Produktionsbedingungen, Inkaufnahme von längeren Anfahrtswegen und Arbeitszeiten, mehreren Arbeitsstätten und dem Verzicht auf Kündigungsschutz. Diese Vorausleistungen müssen durch höhere Löhne kompensiert werden. Mit einem gesetzlichen oder tariflichen Bonus von etwa 20% auf den Festangestellten-Regellohn wäre dies angemessen abzugelten. Der Missbrauch bei der Zeitarbeit gehörte dann der Vergangenheit an.

Die Redaktion von ‚Politik direkt’ behält sich das Recht vor, Zuschriften zu kürzen.