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PISA: Der größte Schulleistungstest

7. Dezember 2010

Seit zehn Jahren gibt es die PISA-Studie. Sie vergleicht international die Leistungen 15-jähriger Schüler. Die erste Veröffentlichung der Ergebnisse schockierte Deutschland.

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Schüler des Anton-Bruckner-Gymnasiums in Straubing (Niederbayern) schreiben das Wort "Pisa" auf eine Tafel (Foto: dpa)
Schwerpunkt der PISA-Studie 2009: Lese- und TextverständnisBild: picture-alliance/ dpa

PISA (Programme for International Student Assessment) ist der weltweit größte Schulleistungstest, der von der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) ausgerichtet wird. Alle drei Jahre werden Schüler im Alter von 15 Jahren in den meisten Mitgliedstaaten der OECD und Partnerstaaten getestet. Das Ziel ist herauszufinden, ob die Schüler das in der Schule Gelernte auch im Alltagsleben einsetzen können.

Lesen: Die wichtigste Schlüsselkompetenz

An der jüngsten Untersuchung 2009 nahmen etwa 470.000 Jugendliche aus 65 Ländern teil. Der Schwerpunkt lag auf Lesen und Textverständnis – die wichtigste Schlüsselkompetenz für das Lernen überhaupt. Außerdem wurden auch sozialer und schulischer Hintergrund der Schüler erfasst, sowie Lernmethoden und Unterstützung durch die Lehrer untersucht. Die Ergebnisse wurden am Dienstag (07.12.2010) in Berlin veröffentlicht.

Das Land der Dichter und Denker in "PISA-Schock"

Eine Grundschulschuelerin schreibt waehrend des Mathematikunterrichts in ihr Heft (Foto: ddp)
PISA 2003: etwa ein Fünftel der Teilnehmer in Deutschland konnte nur auf Grundschulniveau lesen und rechnenBild: AP

Nach der Veröffentlichung der ersten PISA-Studie im Jahr 2000 stand Deutschland unter Schock. Dem Test nach schnitten die Schüler in Deutschland in allen drei Wissensdisziplinen - Lesen, Mathematik und Naturwissenschaften- unterdurchschnittlich ab. Darüber hinaus kann mehr als ein Fünftel der 15-Jährigen nur auf Grundschulniveau lesen und rechnen. Die Studie belegte auch, dass der Bildungserfolg in keinem anderen Land so stark von sozialer Herkunft abhängt wie in Deutschland. Als Konsequenz beschlossen die Kultusminister sieben Handlungsfelder, u.a. die Einführung von bundesweit gültigen Bildungsstandards in den Schulen.

Fast zehn Jahre nach der ersten PISA-Studie wurden die neuen Ergebnisse mit Spannung und Unmut erwartet. Linke und Grüne beklagten, an den mangelnden Bildungschancen für sozial schwache Kinder habe sich kaum etwas getan. Auch wenn Bundesbildungsministerin Anette Schavan Deutschland auf einem guten Weg sieht, hält sie eine Weiterentwicklung des deutschen Bildungssystems nach wie vor für notwendig. Denn im internationalen Vergleich haben die Jugendlichen sich in Mathematik und Naturwissenschaften leicht verbessert, aber die Leistungen in der wichtigsten Disziplin Lese- und Textverständnis stagnieren seit 2006.

Mehrstufige Leseföderung und bessere Lehrer

Ein Lehrer vor einer Klasse im Gymnasium (Foto: DW)
Die Art der Auswahl der Lehrer an deutschen Schulen ist kritisiert wordenBild: DW

Geplant ist ein bundesweites Programm zur Leseförderung. Die Kernidee ist, Lese- und Textverständnis in den Schulen systematisch zu üben, genauso wie Mathematik und Naturwissenschaften. Daher wird die neue Leseförderung auch mehrstufig angelegt. Kinder aus sozialen Brennpunkten bekommen mit einem Jahr bei der ärztlichen Vorsorgeuntersuchung ein Lesestart-Set mit Vorlesetipps für Eltern. Im Alter von drei Jahren erhalten sie ein weiteres Lese-Set in örtlichen Bibliotheken. Und ein drittes Set wird bei der Einschulung an Kinder und Eltern überreicht. In Großbritannien hat dieses Modell bereits Erfolg gebracht.

Der Chef der PISA-Studie Andreas Schleicher sieht bei der Auswahl der Lehrer eine Lösungsmöglichkeit. Seiner Ansicht nach, soll man versuchen, die besten Köpfe für die Schulen zu gewinnen. Schleicher kritisierte, der Lehrerberuf in Deutschland folge noch oft dem Modell des Industriearbeiters. "Irgendjemand entwirft einen Lehrplan und der Pädagoge sitzt in seiner Klasse und soll dann umsetzen." Einen Fortschritt sieht er unter anderem in der praxisorientierten Ausbildung und der Förderung von Schülern mit Migrationshintergrund.

Autorin: Anggatira Gollmer (mit dpa)
Redaktion: Martin Schrader