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Duell der Gegensätze

3. Februar 2019

Quarterback Tom Brady und Trainerlegende Bill Belichick bilden bei den New England Patriots ein Erfolgsduo. Nun wollen sie ihren sechsten Super Bowl gewinnen. Doch der junge Coach des Finalgegners hat etwas dagegen.

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Tom Brady Nummer 12 der New England Patriots
Bild: Getty Images/P. Smith

Mit Daumen und Zeigefinger formt Tom Brady eine Null. Dann muss der Footballstar loslachen, denn er weiß, nicht jeder kann die Zahl verstehen. Sie steht für die Chance, dass der Quarterback der New England Patriots nach dem Super Bowl in der Nacht zum Montag (0.30 Uhr MEZ, ab 0:15 im DW-Liveticker) tatsächlich aufhört und seine erfolgreiche Karriere beendet. "Ich sage das seit langer Zeit, ich wiederhole immer die gleiche Antwort. Aber niemand will mir glauben", so Brady. Sie lautet: Es geht weiter.

Denn auch mit 41 Jahren hat Brady noch lange nicht genug. "Ich habe mir selbst ein Ziel gesetzt, die 45", sagt der erfolgreichste Quarterback der Geschichte im Interview mit ESPN. Es klingt fast wie eine Drohung, und die Konkurrenz in der Profiliga NFL stöhnt bei der Vorstellung, dass Brady vielleicht auch beim Super Bowl LVII noch aufläuft. Der findet am 5. Februar 2023 in Glendale/Arizona statt.

Bis dahin kann viel passieren, doch Brady ist entschlossen, dem Alter ein Schnippchen zu schlagen. Nach dem diesjährigen Finale in Atlanta/Georgia gegen die Los Angeles Rams könnte er auf dem Höhepunkt abtreten. Schon wieder. Brady denkt aber gar nicht dran. Zum dritten Mal nacheinander und zum neunten Mal insgesamt steht der Spielmacher im Super Bowl, ihm winkt der sechste Meisterring. Er ist schon jetzt erfolgreicher als Joe Montana und Terry Bradshaw (beide vier Titel) oder Troy Aikman (3), schlicht erfolgreicher als jeder andere.

Ganz anders ist dass bei den Rams, die keinen "alten Recken" als Quarterback haben, sondern mit Jared Goff auf einen Spielmacher setzen, der erst seit 2016 in der NFL spielt. Damals hatte Brady schon vier Meisterringe an den Fingern.

Keinerlei Anzeichen für Abschied

Bei Bradys Triumphen stand stets Bill Belichick an der Seitenlinie. Und auch der Cheftrainer denkt nicht ans Aufhören. Belichick ist 66, das Rentenalter hat der kauzige Stratege damit erreicht. Doch der Erfolgscoach ist vom Spiel mindestens genauso besessen wie Brady - für einen bevorstehenden Abschied von den Patriots und vom Sport gibt es keinerlei Anzeichen. 

Head coach Bill Belichick der New England Patriots
Einer der Garanten des Erfolgs - Bill Belichick, Coach der New England PatriotsBild: Getty Images/K. C. Cox

Belichick trainiert New England seit 2000 und gewann fünfmal den Super Bowl. 2015 und 2017 gehörte auch der Deutsche Sebastian Vollmer zum siegreichen Team der Patriots. Belichik ist mit fünf Siegen im Super Bowl der erfolgreichste Coach der NFL-Geschichte. In Interviews zeigt er sich häufig wortkarg und schlecht gelaunt, soll aber im Umgang mit seinen Spielern anders sein: "Er schreit nicht dauernd rum oder gibt jedem Spieler nur eine einsilbige Antwort", sagte Vollmer im Interview mit der Deutschen Presse-Agentur. Und vor den wichtigen Playoff-Spielen oder dem Super Bowl werde er sogar ein wenig lockerer. "Er ist kein Spaßvogel, aber man spürt schon, dass zwei Wochen lang die Anspannung beim Team sehr hoch ist. Das Adrenalin, die Stresshormone gehen da schon einmal mit einem durch - und da ist es gut, es so locker wie möglich zu halten." 

Rams-Coach McVay sorgt für Internet-Hit

Head Coach Sean McVay der Los Angeles Rams
Jung und erfolgreich: Rams-Coach McVayBild: Getty Images/J. Bachman

Sean McVay, der Coach von Finalgegner Los Angeles Rams, ist gerade einmal halb so alt wie Legende Belichick. Der 33-Jährige ist sogar der jüngste Cheftrainer der jemals einen Super Bowl erreicht hat. Mit 13 Siegen bei nur drei Niederlagen marschierten McVay und die Rams durch die NFL-Saison und erzielten dabei die zweitmeisten Punkte der gesamten Liga. Nur die Kansas City Chiefs waren offensiv noch erfolgreicher. Ebenfalls auf 13 Siege kamen außer den Rams nur die New Orleans Saints.

Eine außergewöhnliche Bilanz - und außergewöhnlich ist auch das Schauspiel, dass McVay an der Seitenlinie aufführt. Zusammen mit seinem Assistenten Ted Rath sorgte der 33-Jährige vor dem Duell mit den New England Patriots auch für einen Internet-Hit. Im Video ist zu sehen, wie Rath den wie in Trance am Spielfeldrand hin und her laufenden McVay immer wieder schiebt, zieht und zerrt, damit dieser nicht blindlings in einen Schiedsrichter rumpelt und so eine Strafe kassiert. "Es ist eine Kunst, wie ein Tanz", beschreibt "Geh-zurück"-Coach Rath seinen Aufpasser-Job. "Vielleicht Tango?"

Doch nicht nur dank seiner "Tanz-Szenen" ist McVay ein Phänomen. Bereits in seiner zweiten NFL-Saison schaffte er es ins Finale in Atlanta und trifft dort auf Trainer-Legende Belichick. "Ich habe jede Menge Respekt für Sean", lobte der Patriots-Coach seinen Kontrahenten. "Ich denke, er hat einen großartigen Job mit den Rams in den vergangenen zwei Jahren gemacht. Seine Teams spielen auf einem extrem hohen Niveau, sind sehr konstant und gut gecoacht."

Größter Erfolg der Klubgeschichte

Und diese Qualitäten haben McVay auf die größtmögliche aller Football-Bühnen gebracht. Beeindruckt betrachtete er schon zum Auftakt der Super-Bowl-Woche die Kulisse des ersten Medientags vom hell erleuchteten Podium in der State Farm Arena von Atlanta. "Surreal", beschrieb McVay seine Eindrücke.

Surreal könnte es für McVay auch werden, wenn er den Titel tatsächlich holt. Brady, Belichick und die Patriots dominieren die NFL seit Jahren. Für die Rams wäre es dagegen erst der zweite Super-Bowl-Titel. Der letzte datiert von 1999, allerdings waren die Rams damals nicht in Los Angeles, sondern vorübergehend in St. Louis beheimatet. Erst seit 2016 spielen sie wieder in Kalifornien. Ein weiterer Titel wäre wohl der größte Erfolg der Klub-Geschichte. Gewinnen die Rams und McVay tatsächlich den Titel, wird der Coach wahrscheinlich wieder tanzen. Dann aber über das ganze Feld und möglicherweise ohne dass ihm Assistent ted Rath an den Hüften hängt.