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Pastor Kasch: Weltbürgerin Reformation

Stefan Dege12. Juni 2014

Das Reformationsjubiläum 2017 beschäftigt den Lutherischen Weltbund auf seiner Tagung in Indoneseien. Was denkt Pastor Hans Kasch in der Lutherstadt Wittenberg?

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Pastor Hans W. Kasch Porträt
Bild: Deutsches Nationalkomitee des Lutherischen Weltbundes

DW: "Wie ein Baum an den Wasserbächen" - was hat das Tagungsmotto des Lutherischen Weltbundes in Indonesien mit dem Reformationsjubiläum in Wittenberg zu tun?

Pastor Hans W. Kasch: Wenn wir fest im Glauben verwurzelt sind, können wir wie ein Baum wachsen, haben wir Halt wie ein Baum, finden unsere Wurzeln Wasser. Es ist für unsere lutherische Identität wichtig, diesen soliden Grund zu entdecken und artikulieren zu können. Und es erinnert mich an ein Projekt, das der lutherische Weltbund mit Blick auf 2017 hier in Wittenberg durchführt - den Luthergarten, wo wir wirkliche Bäume pflanzen. Kirchen aus dem Lutherischen Weltbund und Kirchen anderer Religionsgemeinschaften sind eingeladen, sich an dem internationalen ökumenischen Projekt zu beteiligen: 500 Jahre Reformation, 500 Bäume hier in Wittenberg und jeweils in den einzelnen Kirchen zuhause.

Deutschland Denkmal an den Reformator Martin Luther in Wittenberg, Foto: Hendrik Schmidt/dpa
Die Zeit läuft: Noch drei Jahre bis zum ReformationsjubiläumBild: picture-alliance/dpa

500 Jahre Reformation - was bedeutet diese Luther-Jubiläum heute für die Menschheit?

Für die Menschheit könnte es bedeuten, zu entdecken, dass es wie vor 500 Jahren wichtig ist, unerschrocken für Dinge einzutreten, die man selber erkannt hat. Es ist wichtig, diese Dinge mutig und offen zu sagen. Das bedeutet nicht, etwas zu zelebrieren oder etwas zu feiern, was 500 Jahre zurück liegt, sondern etwas wach zu machen und zu gucken: Wie geht es uns heute damit?

Die Entdeckung der frohen Botschaft, die Entdeckung der Gnade Gottes, dass wir gerettet sind aus seiner Gnade, dass wir nichts dafür tun müssen, und nichts dafür tun können - war für Luther existentiell wichtig. Dies könnte ein Gesichtspunkt sein, der für unsere Welt und die Menschheit Bedeutung hat.

Nun werfen die Reformationsfeierlichkeiten ihre Schatten voraus. Gibt es Höhepunkte, die über Deutschland hinausreichen?

Ja. Die Reformation ist keine deutsche Angelegenheit. Die Reformation ist zur Weltbürgerin geworden. Sie startete hier in Wittenberg. Sie bekam wichtige Impulse in Deutschland. Fast alle Ecken dieser Erde sind damit in Kontakt gekommen. Dies gilt es genauestens wahrzunehmen: Was ist aus diesen Anfängen geworden? Was kann die Welt heute nach Wittenberg bringen? Wir leben immerhin in einem Landstrich mit 15 Prozent Christen...

Wittenberg, Deutschland, Foto: DW
Vor dem Reformationsjubiläum: Die Luther-Stadt Wittenberg

Ist Luther 2017 auch eine Einladung an die Katholiken?

Die Einladung gilt zu allen Zeiten. Wir sind ja schon Schritte mit den Katholiken gegangen: z.B. die gemeinsame Erklärung zum Verständnis der Rechtfertigungslehre 1999. Die katholische Kirche heute ist ja nicht mehr die, gegen die Luther gekämpft hat. Sie hat sich verändert und auch Impulse aus der Reformation aufgenommen. Von daher hoffen wir immer noch, dass es gelingt, nicht triumphalistisch etwas zu feiern, was damals zu einer Spaltung geführt hat, sondern die Wiederentdeckung des Evangeliums, die ja für alle Kirchen heute in gleicher Weise wichtig ist.

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Pastor Hans W. Kasch ist Direktor des Lutherischen Weltbund-Zentrums in Wittenberg, er ist darüber hinaus für das Deutsche Nationalkomitee des Lutherischen Weltbundes tätig.